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| Nachricht vom 12.12.2025 |
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| Region |
| Suche nach Lösungen für den Fortbestand des kinderärztlichen Notdienstes in Kirchen |
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| Er war eine wichtige Anlaufstelle für kranke Kinder und ihre Eltern, doch nach mehr als 20 Jahren kann der kinderärztliche Notdienst "KIND" in Kirchen (Sieg) seine Aufgabe in Zukunft möglicherweise nicht mehr erfüllen. Als Gründe führen die Mitglieder von KIND die Anforderungen des neuen Trägers des Krankenhauses Kirchen an. |
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Kirchen (Sieg). Beim kinderärztlichen Notdienst KIND haben sich zwei Jahrzehnte lang die Kinderärzte im oberen Westerwald und im Kreis Altenkirchen abgewechselt, um die Versorgung von kranken Kindern auch am Wochenende sowie an Feier- und Brückentagen sicherzustellen, wenn die übliche Kinderarztpraxis geschlossen hat. Für viele Familien bedeutete das eine unerlässliche Sicherheit, Hilfe in schwierigen Situationen und nicht zuletzt manches Mal auch Rettung aus Krisenmomenten. Doch wie die Mitglieder von KIND aktuell mitteilen, sehen sie sich "aufgrund der neuen Rahmenbedingungen des Trägers Diakonie Klinikum Kirchen nicht mehr in der Lage, die Versorgung wie bisher fortzuführen". Die Mitglieder von KIND "bedauern diesen Schritt zutiefst".
Als Begründung nennen die Verantwortlichen bei KIND die neuen Anforderungen des Trägers. Demnach sollen etwa die Dienstzeiten ausgeweitet werden, sodass die insgesamt zwölf Kinderärzte von KIND mehr Dienste als bisher in der Notfallversorgung übernehmen müssten. Denn bisher sind neben den niedergelassenen Kinderärzten der Region auch die Kinderärzte der pädiatrischen Station des Krankenhauses im Notdienst eingesprungen, etwa in den Nächten oder am Mittwoch- und Freitagnachmittag. Das soll auf Wunsch des neuen Trägers, die Diakonie in Südwestfalen, nach der Ausverhandlung der neuen Verträge anders geregelt werden. Außerdem verlangt der neue Träger nach Aussage von KIND rund das Sechsfache der bisherigen Raummiete in den Räumen, die das Krankenhaus zur Verfügung stellt - während an anderen Standorten für Kindernotdienstzentralen oft nur eine symbolische oder gar keine Miete verlangt wird.
Beide Anforderungen seien für die Mitglieder von KIND schlichtweg nicht erfüllbar, erklärte Dr. Alexander Braun, stellvertretender Vorsitzender von KIND und niedergelassener Kinderarzt in Hachenburg, Mitte der Woche. "Wenn wir mit solchen Forderungen konfrontiert werden, können wir davon ausgehen, dass vom neuen Träger gar kein Interesse daran besteht, dass der kinderärztliche Notdienst in Kirchen fortgeführt wird", so Braun. "Wir haben Gespräche geführt. Es gab bisher kein Entgegenkommen, keine Kompromissbereitschaft vonseiten der Diakonie."
Verschlechterung der Notfallversorgung von Kindern
Falls keine Lösung für die Fortführung des kinderärztlichen Notdienstes gefunden wird, wechseln die Mitglieder von KIND ab 1. Januar in den Allgemeinärztlichen Bereitschaftsdienst (BDA). Die Versorgung der Kinder im Notdienst wird dann durch den BDA erfolgen. Zudem geht Braun davon aus, dass viele Familien direkt die Kinderstation in Kirchen aufsuchen werden - was wiederum zu einer Mehrbelastung der dortigen Kinderärzte führt. Dies sei ursprünglich ein Grund für die Gründung von KIND gewesen, führt Braun aus. "Gerade am Wochenende war die Belastung der Kinderärzte in der Klinik enorm hoch. Gemeinsam und auf Wunsch der Klinik wurde deswegen der kinderärztliche Notdienst ins Leben gerufen. Damit wollten wir eine gute Versorgung speziell für kranke Kinder sicherstellen. Jetzt geht man hier wieder einen Schritt zurück." Die Mitglieder von KIND weisen deswegen darauf hin, dass sich durch die Schließung des kinderärztlichen Notdienstes "die gezielte und spezialisierte kindernotärztliche Versorgung in der Region erheblich verschlechtern wird".
Neuer Träger Diakonie: "Sind an einer Lösung interessiert"
In einem Pressegespräch am Freitag (12. Dezember) machten Vertreter der Diakonie deutlich, dass sie durchaus an einer Lösung zur Fortführung von KIND interessiert seien - "aber zu Bedingungen, die für beide Seiten passen", wie Dr. Josef Rosenbauer, Geschäftsführer der Diakonie in Südwestfalen, betont. Er sieht die Verdienste, die die niedergelassenen Kinderärzte in den vergangenen 20 Jahren für KIND geleistet haben. "Das Gleiche gilt auch für die Kinderärzte im Krankenhaus Kirchen, die ebenfalls im Kinderärztlichen Notdienst tätig sind. Und hier müssen wir ins Verhältnis setzen, was unsere Pädiater zusätzlich zu ihren Diensten auf der Kinderstation auch noch im Notdienst leisten."
Nach Angaben der Diakonie verrichten auf der Kinderstation des Krankenhauses in Kirchen fünf Kinderärzte ihren Dienst. Zusätzlich dazu übernehmen sie aber auch an den Mittwoch- und Freitagnachmittagen Dienste bei KIND, in den Nächten sowieso. "Das Team der Kinderärzte unserer Klinik ist am Limit", erklärt Dr. Salah Shallof, Chefarzt der Pädiatrie. "Diese Doppelbelastung ist einfach zu hoch. Wir betreuen Kinder auf der Pädiatrie, auf der Kinderintensivstation, nach einem Kaiserschnitt und in Notfällen. Dazu kommen dann die Kinder, die den ambulanten Notdienst aufsuchen."
Dr. Rosenbauer ergänzt, dass diese Belastungssituation für die Pädiater der Klinik nicht länger hinzunehmen sei. Bei der Neuregelung der Dienste gehe es deswegen um die Mittwoch- und Freitagnachmittage, die in Zukunft ebenfalls von den niedergelassenen Kinderärzten statt wie bislang von den Ärzten der Klinik übernommen werden sollen. "Natürlich haben wir auf der anderen Seite auch Verständnis für die Situation der niedergelassenen Ärzte, die es kaum stemmen können, weitere Notdienste zu übernehmen. Deswegen müssen wir eine Lösung finden, die für beide Parteien tragbar ist." Rosenbauer führt auch an, dass es im Interesse der Klinik sei, weitere Pädiater zu gewinnen, um die Belastung zu mindern. "Dafür müssen aber auch die Arbeitsbedingungen stimmen. Es kommt niemand, wenn er sieht, was er alles zusätzlich zum normalen Krankenhausbetrieb leisten muss."
Weitere Gespräche zwischen Diakonie und KIND
Das Thema Miete betrachten Rosenbauer wie auch der Verwaltungsdirektor des Krankenhauses, Daniel Grube, als zweitrangig. "Im gemeinsamen Gespräch wurde über die ortsübliche Vergleichsmiete geredet. Aber damit war nicht gemeint, dass wir diese auch verlangen. Wir sind froh, ein solches Angebot wie den kinderärztlichen Notdienst hier anbieten zu können, da so etwas absolut nicht üblich ist. Dieses Angebot soll nicht an der Miete scheitern." In den Verhandlungen mit dem Verein KIND gehe es ihm und der Diakonie als Träger nicht ums Geld, sondern um die Belastung der Kinderärzte des Krankenhauses, die aus seiner Sicht gesenkt werden müsse.
Verwaltungsdirektor Grube ergänzt, dass im Mittelpunkt der Gespräche ohnehin die Versorgung der Kinder stehe. "Deswegen bemühen wir uns weiter um eine Lösung. Es gibt weitere Gesprächsangebote und wir hoffen, dass wir in einen Dialog mit den niedergelassenen Kinderärzten kommen." Rosenbauer betont ebenfalls, dass man einen Kompromiss finden will, "den aber beide Seiten vertreten können". Hier müsse man aufeinander zugehen.
KIND: Hoffen auf eine Lösung
Vonseiten des Vereins KIND hofft man ebenfalls weiterhin auf eine Lösung, um den Kinderärztlichen Notdienst in Kirchen auch in Zukunft weiterführen zu können. "Es muss auf beiden Seiten ein Entgegenkommen geben", sagt Dr. Brucherseifer-Escher, Kinderarzt aus Wissen, auf Anfrage am Freitag. "Wir wollen uns der Sache gemeinsam annehmen. Dafür muss es aber konstruktive Gespräche geben." Der Landrat des Kreises Altenkirchen, Dr. Peter Enders, hat offenbar signalisiert, in der Sache als Mediator zu vermitteln. |
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