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Nachricht vom 17.11.2025
Rheinland-Pfalz
Rheinland-Pfalz im Schatten des Krieges: Alltag und Unterstützung für die Ukraine
Der Krieg in der Ukraine hat spürbare Auswirkungen auf Rheinland-Pfalz. Vom Westerwald bis zur Südpfalz sind Veränderungen deutlich sichtbar, sei es in Schulen, Betrieben oder auf Truppenübungsplätzen. Wie der Konflikt das Bundesland verändert, zeigt sich in vielen Facetten.
Menschenkette zum 34. Unabhängigkeitstag der Ukraine. Foto: Andreas Arnold/dpaMainz. Begleitet von Raketeneinschlägen und Luftangriffen geht die Ukraine in einen weiteren Kriegswinter nach dem russischen Überfall vom 24. Februar 2022. In Rheinland-Pfalz ist das, was einst als Ausnahme galt, längst Alltag geworden. Ukrainische Kinder besuchen Schulen, Erwachsene arbeiten in Betrieben - alles unter dem Eindruck eines nicht enden wollenden Krieges.

Internationale Krisenwirkung
"Der russische Angriffskrieg bedroht nicht nur die Ukraine, sondern auch unsere Freiheit und Demokratie in Europa", betont Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD). "Umso wichtiger ist es, dass wir solidarisch bleiben - politisch, menschlich und gesellschaftlich." Mehr als 56.000 Menschen mit Ukraine-Bezug leben inzwischen im Bundesland, die meisten davon Frauen und Minderjährige. Anfang 2024 waren es 46.700.

Die Integration erfolgt vor allem über Bildungseinrichtungen. Seit dem Kriegsausbruch wurden mehr als 10.500 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine an rheinland-pfälzischen Schulen aufgenommen. Dazu kommen über 1.200 Kinder in Kitas. Auch auf dem Arbeitsmarkt sind Ukrainer präsent - im August waren 15.800 mit ukrainischem Pass beschäftigt, die meisten in der Industrie, im Handel, im Baugewerbe und im Gastgewerbe.

Lernen trotz Flucht
Kommunen berichten von einer spürbaren Entlastung durch die Arbeitskräfte, aber auch von Erschöpfung nach über drei Jahren Engagement. Die sicherheitspolitische Realität bleibt jedoch präsent: Das Bundeswehrkrankenhaus Koblenz kann Verwundete aufnehmen, und auf dem Truppenübungsplatz Baumholder trainieren ukrainische Soldaten. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) betont: "Diese Ausbildung in Deutschland rettet Leben in der Ukraine."

Russlands Krieg erreicht Rheinland-Pfalz auch digital
Politikwissenschaftler David Sirakov erklärt, dass die Unterstützung der Ukraine Rheinland-Pfalz zu einem Ziel russischer Spionage und hybrider Kriegsführung macht. "Es kam zu vermehrten illegalen Drohnenüberflügen und Cyberangriffen, die auf russische Hackergruppen zurückzuführen sind", so Sirakov. Eine direkte militärische Bedrohung sieht er derzeit nicht.

Solidarität im Dauerzustand
Trotz Belastungen bleibt das gesellschaftliche Klima stabil. Zwischen März 2024 und Juni 2025 wurden etwa 64 Straftaten mit Ukraine-Bezug registriert. Rheinland-Pfalz plant zudem eine Regionalpartnerschaft mit der Oblast Winnyzja, um den Austausch zwischen Menschen und Institutionen zu fördern. Hinter den Zahlen steht die Botschaft, dass Alltag möglich bleibt - selbst im Schatten eines anhaltenden Krieges. (dpa/bearbeitet durch Red)
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