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Nachricht vom 06.10.2025 |
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Wirtschaft |
Wie lockere Beziehungen gesellschaftsfähig geworden sind... |
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RATGEBER | Hinweis: Dieser Artikel ist für ein erwachsenes Publikum bestimmt und behandelt Themen (beinhaltet ggf. Links), die sich an Personen ab 18 Jahren richten. Früher wurden Beziehungen klar definiert: Man lernte sich kennen, verliebte sich, kam zusammen, heiratete irgendwann und gründete eine Familie. Alles folgte einem unausgesprochenen Plan, der gesellschaftlich abgesegnet war. Wer davon abwich, musste mit Stirnrunzeln rechnen – besonders dann, wenn man sich auf etwas einließ, das keine feste Bindung versprach. Heute sieht das anders aus. Mittlerweile ist es nicht nur möglich, eine lockere Beziehung zu führen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen – moderne Beziehungskonstrukte werden vielmehr in etlichen Kreisen vollkommen akzeptiert. Aber wie kam es dazu? Was hat sich verändert? Die folgenden Abschnitte gehen diesem „Phänomen“ etwas genauer auf den Grund. |
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Online Dating und eine neue Form von Offenheit
Ein zentraler Faktor für diesen Wandel ist das Internet. Dating-Apps und Treffen, die zum Beispiel auf ErotikBase.com verabredet werden, bieten nicht nur die Möglichkeit, nach der großen Liebe zu suchen, sondern auch gezielt nach lockeren Treffen, unverbindlichem Sex oder offenen Arrangements. In vielen Profilen wird direkt angegeben, worauf jemand aus ist – ob One-Night-Stand, Freundschaft Plus oder etwas, das sich entwickeln darf. Und genau das macht oft den Reiz und die Spannung aus.
Durch diese Form der Offenheit entsteht ein neuer Raum der Ehrlichkeit. Man muss sich nicht mehr verstellen oder Erwartungen erfüllen, die man nicht teilen will. Wer keine klassische Beziehung sucht, findet trotzdem Anschluss – und oft auch Verständnis. Die Vielfalt an Beziehungsmodellen wird sichtbar und erlebbar. Es wird nicht mehr automatisch angenommen, dass alle dasselbe wollen.
Diese neue Ehrlichkeit hat viel verändert. Statt sich in einem festgelegten Rahmen bewegen zu müssen, entscheiden heute viele bewusst, wie viel Nähe, Verbindlichkeit oder Exklusivität sie sich wünschen. Dabei ist "locker" nicht gleichbedeutend mit "lieblos". Im Gegenteil: Viele solcher Beziehungen basieren auf Respekt, gegenseitigem Vertrauen und Kommunikation. Nur eben ohne die klassischen Rahmenbedingungen.
Auch interessant: Beziehungszufriedenheit ist (zumindest in der Regel) keine Konstante
Egal, wie sehr man sich liebt oder wie gut man zusammenpasst: Es ist sicherlich nicht übertrieben, zu behaupten, dass niemand rund um die Uhr glücklich in seiner Beziehung ist. Es gibt Tage, an denen man sich unverstanden fühlt, an denen Streit das Miteinander prägt oder das Gefühl aufkommt, dass etwas fehlt. Diese Schwankungen sind kein Zeichen von Scheitern, sondern Teil einer lebendigen Verbindung.
Dass mittlerweile eine Art von „Perfektionswunsch“ besteht, ist sicherlich unter anderem auch den Sozialen Medien geschuldet. Hier wird (entweder bewusst oder unbewusst) Optimierung gefordert… im Job, beim Körper, in der Freizeit. Daher ist es für viele selbstverständlich, dass es für das vollkommene Glück auch die perfekte Beziehung braucht. Aber Menschen verändern sich, und Beziehungen ebenso. Es ist normal, hin und wieder zu zweifeln oder sich nach mehr oder weniger zu sehnen.
Gerade in offenen oder lockeren Beziehungen ist oft mehr Raum für diese Ehrlichkeit da. Es wird weniger von einer "Endgültigkeit" ausgegangen. Und genau dieses Detail kann entlasten. Die Erwartung, dass alles dauerhaft stabil sein muss, weicht der Erkenntnis, dass gute Beziehungen flexibel sind und sich anpassen dürfen, ohne dass sie dadurch an Wert verlieren.
Die Ehe ist kein Standard mehr
In Deutschland ist inzwischen nur noch etwa die Hälfte aller Erwachsenen verheiratet. Diese Zahlen zeigen, wie sehr sich Lebensentwürfe verschoben haben. Heiraten ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Viele Paare leben zusammen, ohne den Wunsch nach einem Trauschein. Andere trennen Liebe bewusst von langfristiger Bindung oder verzichten komplett auf klassische Beziehungsmuster.
Die Gründe dafür sind vielfältig: manche wollen unabhängig bleiben, andere haben schlechte Erfahrungen gemacht. Für viele steht auch die persönliche Freiheit im Vordergrund. Wer unverheiratet ist, gilt heute nicht mehr als „noch nicht angekommen“, sondern einfach als jemand, der andere Prioritäten setzt.
Das bedeutet nicht, dass Ehe oder feste Partnerschaften an Bedeutung verlieren müssen. Aber sie sind keine Norm mehr, an der sich alle messen lassen. Auch das schafft Platz für neue Formen des Zusammenseins: temporäre Beziehungen, polyamore Modelle, offene Partnerschaften oder Freundschaften mit Intimität, aber ohne gemeinsame Lebensplanung. Oder anders: Menschen, die sich im Jahr 2025 vornehmen, sich und ihre Bedürfnisse noch besser kennenzulernen, stoßen auf ein umfangreiches Portfolio an Möglichkeiten.
Zwischen Nähe und Freiheit: Ein neues Beziehungsverständnis erfreut sich großer Beliebtheit
… und muss nicht mehr hinter verschlossenen Türen ausgelebt werden.
Lockere Beziehungen müssen sich nicht erklären. Sie sind kein Plan B, keine Übergangslösung, sondern eine ernstzunehmende Form des Miteinanders. Was früher noch heimlich ablief oder als unreif galt, ist heute oft bewusste Entscheidung. Menschen wollen Nähe, aber nicht immer Exklusivität. Sie suchen Verbindung, ohne sich selbst aufzugeben.
Dieser Wandel ist nicht nur ein gesellschaftlicher Trend, sondern auch Ausdruck eines veränderten Verständnisses von Intimität. Viele setzen heute auf Authentizität, Selbstbestimmung und emotionale Verantwortung. Auch (und vielleicht gerade) dann, wenn keine langfristige Bindung angestrebt wird.
Natürlich birgt diese Offenheit auch Herausforderungen. Ohne klare Regeln braucht es umso mehr Kommunikation. Wer sich auf lockere Beziehungen einlässt, muss bereit sein, über Erwartungen, Grenzen und Wünsche zu sprechen. Immer wieder. Aber genau darin liegt auch eine Chance: für ehrliche Verbindungen, die nicht durch gesellschaftliche Erwartungen definiert sind, sondern durch die Menschen, die sie führen.
Eine spannende Entwicklung: Es gibt kein „Schema F“ mehr
Wer sich ein wenig genauer mit den aktuellen Entwicklungen auseinandersetzt, stellt schnell fest: Es gibt nicht mehr den einen richtigen Weg, eine Beziehung zu führen. Was zählt, ist, dass die jeweilige Partnerschaft zu den Menschen passt, die sie leben. Lockere Beziehungen sind nicht besser oder schlechter als feste Partnerschaften. Sie sind einfach anders und werden genau deswegen so sehr geschätzt.
Gesellschaftliche Akzeptanz bedeutet in diesem Fall nicht nur, dass man sich weniger erklären muss. Akzeptiert zu werden, bedeutet auch, dass Vielfalt gesehen und respektiert wird. Die Freiheit, die dadurch entsteht, kann befreiend für alle sein, die sich nicht in klassischen Mustern wiederfinden oder wiederfinden möchten.
Und manchmal entsteht aus dem Lockeren doch etwas Festes. Nicht, weil es so sein muss, sondern weil es sich richtig anfühlt. Auch das ist Teil dieser neuen Freiheit: dass alles möglich ist, aber keine Verpflichtungen bestehen.
Hat Monogamie nun endgültig ausgedient?
Sicherlich wäre es ein wenig übertrieben, zu behaupten, Monogamie habe komplett ausgedient. Aber: Sie ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Monogamie ist heute vielmehr eine von vielen Möglichkeiten, Nähe zu leben. Für manche ist sie genau das Richtige: Verlässlichkeit, tiefe Verbundenheit, ein gemeinsamer Weg. Für andere fühlt sie sich einengend an, zu fest, zu starr.
Was sich verändert hat, ist der Blick auf die gesamte Thematik. Monogamie gilt nicht mehr automatisch als die „bessere“ oder „reifere“ Beziehungsform. Sie muss – wie jede andere – bewusst gewählt und gelebt werden. Einfach „nur“ treu zu sein, weil es erwartet wird, reicht nicht mehr.
Menschen sprechen heute offener über Wünsche, Zweifel und Alternativen. Und manchmal zeigt sich dabei, dass Exklusivität nicht das ist, was beide wollen. Dieses Detail macht Monogamie nicht falsch, aber eben auch nicht alternativlos. Sie ist eine Entscheidung. Keine Pflicht. (prm) |
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Nachricht vom 06.10.2025 |
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