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Pressemitteilung vom 27.09.2025
Region
Lebensmittel retten auf vier Rädern: Die Tafel Westerwald im Einsatz
Sie fahren Kisten statt in den Urlaub: Die freiwilligen Helfer der Tafel Westerwald holen genießbare Lebensmittel aus Supermärkten und bringen sie zu den Ausgabestellen – Woche für Woche, Kiste für Kiste, Markt für Markt.
v.l.n.r.: Oswald Pfaffhausen und Raimund Schäfer (Foto: Peter Bongard)Westerwaldkreis. Raimund Schäfer und Oswald Pfaffhausen sitzen im Fahrerhaus des E-Transporters der Tafel Westerwald. Der Duft von Brot und Obst liegt in der Luft, während aus dem Radio der Rock-Klassiker "Too old to rock'n'roll, too young to die" erklingt. Passender könnte der Soundtrack nicht sein: Denn obwohl ihr Einsatz keine große Bühne hat, ist ihr Engagement bedeutend. Gemeinsam mit rund 150 weiteren Ehrenamtlichen sorgen sie dafür, dass einwandfreie, aber aussortierte Lebensmittel nicht im Müll landen, sondern Bedürftige erreichen.

Täglich unterwegs für den guten Zweck
Für die Ausgabestelle Montabaur-Wirges sind allein mehr als 30 Helferinnen und Helfer im Einsatz. Sie fahren nach festen Plänen zu insgesamt 28 Supermärkten und Lebensmittelhändlern in der Region, sprechen mit den Verantwortlichen vor Ort und holen dort Produkte ab, die nicht mehr verkauft werden, aber noch genießbar sind. Etwa eine halbe Tonne Lebensmittel wird so pro Woche gesammelt.

Kurze Wege, klare Absprachen
Die Kommunikation mit den Märkten ist eingespielt. Ein kurzer Anruf genügt: "Morgen! Habt Ihr was für uns? Ah super, dann bis gleich!" Die Ehrenamtlichen kennen die Mitarbeitenden vor Ort – und umgekehrt. Diese Routine sorgt für reibungslose Abläufe. Je nach Tag stehen fünf bis zehn Märkte auf dem Plan. Freitags ist besonders viel zu tun: Dann müssen zehn Stationen angesteuert und rund 30 Kisten mit Lebensmitteln verladen werden.

Einsatz an der Laderampe
Die Abholung erfolgt meist an den Rückseiten der Supermärkte, an den Laderampen. Hier herrscht reger Betrieb. Lieferfahrzeuge kommen und gehen, es wird rangiert, verladen, organisiert. Für die Tafel-Fahrer bedeutet das: zügig arbeiten und Rücksicht nehmen. Auch wenn manche Lkw-Fahrer im Stress gereizt reagieren, bleibt der Umgang meist respektvoll. Oswald Pfaffhausen bringt es mit einem Augenzwinkern auf den Punkt: "Der Ton macht die Musik." Der ehemalige Lkw-Fahrer weiß, wie es in der Branche zugeht.

Sortieren, was zu retten ist
Die abgeholten Waren sind vielfältig: Brot, Obst, Gemüse, Joghurt, Säfte und vieles mehr. Meist ist die Qualität noch gut. Druckstellen oder ein nahendes Mindesthaltbarkeitsdatum sind häufige Gründe für das Aussortieren. Vor dem Verladen wird alles geprüft. Besonders bei Obst ist Vorsicht geboten. Ein geübter Blick, manchmal ein kurzer Griff – was nicht mehr geeignet ist, wandert in die Tonne. Alles andere wird sorgfältig in Kühlboxen oder Kisten im Transporter verstaut.

Rückenarbeit mit System
Kisten schleppen gehört zum Alltag der Helfer. Oft sind es 30 bis 40 pro Tour – körperlich anspruchsvoll, aber effizient organisiert. Der neue E-Transporter bringt dabei Vorteile: Man kann aufrecht darin stehen. Im Vorgängermodell war das nicht möglich, was den Arbeitsalltag deutlich erschwerte. Heute erleichtert die höhere Deckenhöhe das Be- und Entladen, auch wenn die körperliche Belastung bleibt.

Nachschub wird knapper
Im Vergleich zu früher ist die Ausbeute pro Markt gesunken. Die Supermärkte arbeiten effizienter, bestellen gezielter, verkaufen mehr durch Rabattaktionen. Weniger bleibt übrig. Was gut für den wirtschaftlichen Ablauf ist, bedeutet für die Tafel: Es kommt weniger zusammen. Dennoch reicht es derzeit aus, um die Nachfrage zu decken.

Ausgabe mit System
Nach der Tour bringen die Fahrer die Lebensmittel zur Ausgabestelle in der Montabaurer Mons-Tabor-Straße. Dort werden sie in den Kühlbereich gebracht und sortiert. An den Ausgabetagen – dienstags und freitags von 14.30 bis 16 Uhr – können registrierte Tafelkunden die Produkte abholen. Das Team vor Ort organisiert die Verteilung, achtet auf Fairness und Hygiene.

Motivation aus Überzeugung
Für Raimund Schäfer und Oswald Pfaffhausen ist das Ehrenamt mehr als nur eine Aufgabe. Es ist eine Herzensangelegenheit. Der eine sagt, er habe das Ehrenamt gebraucht – "wenn es die Tafel nicht gäbe, hätte man sie für mich erfinden müssen". Der andere findet, dass man etwas zurückgeben sollte – besonders wenn es einem selbst gut geht. Für beide ist klar: Es geht nicht nur um Lebensmittel. Es geht um Respekt, Mitmenschlichkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Mitmachen erwünscht
Die Tafel Westerwald sucht dringend weitere Fahrerinnen und Fahrer. Eine Tour dauert im Schnitt drei bis vier Stunden. Wer helfen möchte, kann sich bei der Regionalen Diakonie Westerwald melden. Die Ausgabestellen befinden sich in Montabaur-Wirges, Herschbach-Selters, Höhr-Grenzhausen, Bad Marienberg, Hachenburg, Westerburg, Ransbach-Baumbach und Rennerod. Kontakt unter der Telefonnummer 02663/94300 oder per E-Mail an info.westerwald@regionale-diakonie.de (PM/bearbeitet durch Red)
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