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Nachricht vom 20.09.2025
Kultur
Westerwald-Krimi von Micha Krämer "Im Schatten der Camorra" feiert glanzvollen Auftakt
Autor und Musiker Micha Krämer aus Kausen im Westerwald gelang es am Freitagabend (19. September), 500 Besucher zur Startveranstaltung des Krimifestivals Westerwald in die Westerwald-Brauerei Hachenburg zu locken. Seine bekannte Mischung aus Musik und Literatur, garniert mit technischen Besonderheiten, sorgt stets für tolle Unterhaltung. Sein neuer Kriminalroman "Im Schatten der Camorra" sorgt für Spannung.
Micha Krämer eröffnete mit seiner Lesung das diesjährige Krimifestival. Fotos: Wolfgang TischlerHachenburg. Ein Video zeigte, wie Micha Krämer und Freund Markus Büth einen Porscheschlüssel finden und gleich ausprobieren. Damit die Fahrt nicht zu trocken gerät, tanken die Beiden unterwegs reichlich Hachenburger Bier, singend: "Manchmal ist das Leben nur eine Flasche Bier". Damit prosten sie auch einer jungen Dame in einem VW Käfer zu, die von Markus angebaggert wird. Als die Frau ein Blaulicht auf ihr Autodach stellt, flüchten die Porschefahrer, verfolgt vom Käfer. Beide Wagen fahren in die Logistikhalle der Westerwald-Brauerei. Unter großem Applaus entstiegen Micha, Markus und die Polizistin den Fahrzeugen und kamen auf die Bühne.

Die Dame mit Pistole und Handschellen war Sängerin Lorena, die zusammen mit Mischa Krämer ein Lied sang, das er für Nina Moretti geschrieben hat: "Mit dem Kopf durch die Wand". Im Gespräch mit Moderator Markus erzählten die Drei begeistert von dem Video-Dreh, der für Micha "das Highlight des Jahres" darstellte.

Die Veranstaltung war gleichzeitig Premierenlesung des neuen Krimis "Im Schatten der Camorra" und Auftakt der zweiten "Mordsregion Westerwald" mit 18 Lesungen. Dem Schirmherrn, Landrat Dr. Peter Enders dankte Markus "für die Unterstützung mit Worten, Taten und Finanzen". Krimifan Enders hat nicht nur viele (Buch-)Leichen im Keller, sondern auch viele Sponsoren gewonnen, damit das Krimifestival in der zweiten Version stattfinden kann. Nachdem seine benachbarten Landratskollegen ausgestiegen sind, findet das Festival nur noch im Kreis Altenkirchen statt, mit Ausnahme der Westerwald-Brauerei Hachenburg im Westerwaldkreis. Jens Geimer machte gemäß seinem Credo "Geht nicht, gibt`s nicht" die Freitagsveranstaltung möglich, obwohl die Lagerlogistik dafür am Sonntag arbeiten muss. Geschäftsführer Geimer hatte mit grünem Absperrband und vielen freundlichen jungen Mitarbeitenden den Besuchern eine Brauereiführung bis in die Logistikhalle konstruiert, "damit die sich vorher bewegen".

Krämer las zunächst den Prolog des Krimis und bekannte, er sei "ein bisschen Thiel, ein bisschen Kübler und Nina Moretti ist meine weibliche Seite". Zwecks Recherche flog das Ehepaar Krämer nach Neapel, wo es genau die Szene beim Parken des Autos erlebte, die im Buch festgehalten ist. Auch der geheime Gang aus Omas Wohnung in die Katakomben des Amphitheaters sahen sie bei einer Führung. Beeindruckend war zudem der riesige Zentralfriedhof. Nach neun Tagen kam Micha Krämer mit über tausend Fotos zurück. Eine Auswahl wird er im Winter in einem Dia-Vortrag zeigen.

Das Lied "Mein Leben" widmete der Künstler dem schmerzlich vermissten "Rumkugel"-Mitglied Harry, der für Micha Roady, Bodyguard und Fahrer war und der ihn immer an die Spendenbox erinnerte. Harry verstarb kürzlich an Krebs. Eine Spendenbox für den Büchertisch wurde gefunden, ihr Inhalt ist diesmal dem "Wünsche-Wagen" zugedacht.

Immer wieder wurden die Lesungen durch Musik mit Gesang aufgelockert, mit Titeln wie "Tränen mit Regen", "Das war’s dann ja wohl" oder "Burnout". Markus holte die Musiker Thilo und Arne zum Gespräch auf die Bühne. Mit den Gitarristen hatte Micha Krämer nur am Tag zuvor geübt. Bei den Treffen gibt es altersbedingt weder Bier noch Schnaps, sondern Kaffee und Kuchen und eine Flipchart. Am 25. Oktober werden sie wieder zusammen spielen, dann wird es 100 Pressungen einer LP geben, mit Textheften. "Der 25. Oktober ist der Geburtstag von Nina Moretti. Damit ich mir das gut merken kann, hat sie zufällig den gleichen Geburtstag wie ich", grinste Krämer.

Kennengelernt hat der Allroundkünstler die Musiker "Poweronoff", die er für eine russische Folkloregruppe hielt, als er deren Technik bereitstellte. Aber die "fünf schwarzen Gesellen" spielen "Klassik, nur mit Strom". Dass die Musikgruppe mit Micha und Lorena eine CD aufgenommen hat, hält jede Seite für eine Ehre.

Seine Hörbücher hat der Schriftsteller selbst gelesen, sie sind sein stärkstes Genre. Zu seinem Ärger wurde der Niemeyer-Verlag verkauft und er wurde weitergereicht an Dotbooks, die nur noch E-Books herstellen. Nun sucht Krämer einen neuen Verlag, denn "Bin old school, brauche Bücher aus Papier und fahre weiter meinen Käfer." Die Aussage brachte dem Autor herzlichen Applaus ein.

Eine neue Idee, die gerade verwirklicht wird, sind 20-minütige Podcasts um Bücher oder mit Gästen. Alle zwei Wochen soll ein neuer erscheinen.

Krämer verriet, dass er immer erst den Klappentext schreibt. Wenn er eine Idee hat, muss die schnell festgehalten werden, so schon einmal auf der Fahrt von Köln nach Emden geschehen, als Micha in das Handy diktierte. Die ersten 50 Seiten schreibt er meist sehr diszipliniert, den Rest unter Druck erst kurz vor dem Abgabetermin.

Weil sich Micha bei Markus beschwerte, dass "alle ein Geschenk kriegen, nur ich nicht", schenkten ihm die Wäller Rumkugeln, die die ganze Organisation des Krimifestivals stemmen, eine Tüte Rumkugeln. Krämer lobte den Verein, dessen Seele Harry war und alle Menschen, die man nicht auf der Bühne sieht für ihre Arbeit. Zu dem Schlusslied: "Es geht immer weiter!", erzeugten die Besucher mit ihren Handy-Lampen ein wogendes Lichtermeer, gefolgt von herzlichem Applaus.

Das nächste Krimifestival wird im Frühjahr 2027 stattfinden, bevor seine Amtszeit als Landrat beendet ist, versprach die "Ehrenrumkugel" Dr. Enders.

Weitere Krimilesungen findet man unter www.mordsregion.de. htv
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