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Nachricht vom 07.07.2025 |
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Region |
Neuer Regionalverband: "Der Westerwald besitzt eine reiche und eigenständige Baukultur" |
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Ein neuer Regionalverband des Vereins "Stadtbild Deutschland" will die Baukultur im Westerwald fördern und schützen. Für den Regionalverband Westerwald steht dabei die Weiterentwicklung einer harmonischen Baukultur im Fokus. Mitmachen kann jeder, dem die einzigartige Architektur und das Städtebild im Westerwald am Herzen liegen. |
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Region. Es soll schön aussehen, harmonisch und ansprechend und nachhaltig soll es im Idealfall auch sein: Das ist wohl der Wunsch der meisten Menschen, wenn es um die Frage nach dem Ortsbild geht. Bekannt sind die Diskussionen beispielsweise aus Köln, wo die Nachkriegsarchitektur vielerorts den Missmut des Betrachters auf sich zieht und die Frage provoziert: "Warum haben das andere Städte wie Berlin oder Leipzig besser hinbekommen mit dem Wiederaufbau?" Bei solchen und anderen Fragen setzt der Architekturverein "Stadtbild Deutschland" an: Der Verein hat es sich zum Ziel gemacht, architektonische Fehlentwicklungen zu verhindern und dem Abriss historisch wertvoller Bauten entgegenzutreten. Auch im Westerwald will der Verein mit dem entsprechenden Regionalverband künftig auftreten.
"Wir möchten auf besondere architektonische Qualitäten in Städten und Dörfern des Westerwalds aufmerksam machen", erklärt Thomas Napp von "Stadtbild Deutschland". Bundesweit setzt sich der Verein für den Erhalt, die Pflege und die qualitätsvolle Weiterentwicklung historischer Stadt- und Ortsbilder ein. So soll in der Gesellschaft ein Bewusstsein für die Bedeutung baukultureller Identität entstehen. "Der Regionalverband Westerwald möchte diese Ziele in unserer Region konkret umsetzen", so Napp weiter. "Dafür wollen wir auch den Austausch unter Interessierten fördern und uns dort engagieren, wo stadtbildprägende Gebäude gefährdet sind oder Potenziale für baukulturelle Aufwertung bestehen."
Konkret bedeutet das für den Westerwald beispielsweise, das Bauen mit nachhaltigen, regionalen und klimafreundlichen Rohstoffen wie Lehm, Hanf und Holz in den Fokus zu rücken. "Dies bedeutet nicht, dass wir klassische Baustoffe wie Beton ablehnen, sondern dass diese gekonnt miteinander verbunden werden. Unser Ziel ist es, endlich wieder für Generationen zu bauen anstatt für ein paar Jahrzehnte", betont Napp. "Hierzu gehört auch, die eingetrampelten Wege der Moderne zu verlassen und wirklich kreativ neu zu denken." Das könnte sich auch in der Bauoptik widerspiegeln. Als Beispiel nennt Napp ein neuartiges Konzept zur Umgestaltung von Erschließungsstraßen in Wohngebieten, bei dem konventionell asphaltierte Straßen durch sogenannte "Spurrinnenstraßen" ersetzt werden.
Jeder kann mitmachen
Mitmachen kann beim neuen Westerwälder Regionalverband von "Stadtbild Deutschland" grundsätzlich jede interessierte Person, unabhängig von Fachkenntnissen. "Alle, die sich für Ortsbildpflege, Architektur, Denkmalschutz oder Stadtentwicklung interessieren, sind herzlich eingeladen. Der Verein lebt vom Engagement baukulturinteressierter Bürgerinnen und Bürger", so Napp. "Wir möchten sowohl öffentlich auftreten - etwa mit Veranstaltungen, Vorträgen oder Pressearbeit - als auch im kleineren Kreis Ideen entwickeln und uns austauschen." Die Mitgliedschaft erfolgt über den Bundesverein, der Regionalverband arbeitet eigenständig, ehrenamtlich und ist kostenfrei.
Der Regionalverband ist im Westerwald auch bereits tätig geworden. Rund um die Diskussion bezüglich der Jugendherberge Montabauer im "alten" Rathaus haben die engagierten Ehrenamtler beispielsweise einen alternativen Architekturvorschlag eingereicht, der sich an der Altstadtrandbebauung sowie dem historischen Platz orientiert. Zudem wurde die Sanierung des Mahnmals in Mehren der Kreisverwaltung Altenkirchen sowie dem Kreistag vorgeschlagen.
Baukultur im Westerwald - ein besonderer Schatz
Doch was zeichnet die Baukultur im Westerwald aus? "Der Westerwald besitzt eine reiche und eigenständige Baukultur, von Fachwerkensembles über Schieferarchitektur bis hin zu Industrie- und Sakralbauten", erklärt Thomas Napp. "Viele Ortskerne haben ihren historischen Charakter zumindest in Teilen bewahren können - gleichzeitig gibt es Bedrohungen durch Leerstand, Abriss oder unpassende Neu- und Anbauten sowie Verwahrlosung. Unser Regionalverband möchte dafür sensibilisieren, was erhaltenswert ist, und Wege aufzeigen, wie baukulturelle Qualität in der Region gefördert werden kann - durch Dialog, Dokumentation und konkrete Initiativen." Oftmals fehle es den Menschen einfach an Mut und Ideen klassisch modern zu bauen und andere individuelle Lösungen in Betracht zu ziehen. "Baukastensystem für die nächsten zehn Jahre kann jeder. Individuelle Architekturgestaltung ist für Generationen", so Napp. Und dies sei entgegen der landläufigen Meinung noch nicht einmal teurer als moderne Glas- und Betonklötze. (rm) |
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Nachricht vom 07.07.2025 |
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