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Nachricht vom 24.05.2025
Kultur
Erfolgreiches Konzept: Humor mit Tiefgang im Schlosstheater Neuwied
Mit der Ernennung von René Heinersdorff zum Intendanten des Schlosstheaters Neuwied gelang der Landesbühne Rheinland-Pfalz und der Stadt ein Glücksgriff, denn dem vielseitigen Theatermacher brachte 2024 einen ausgeglichenen Haushalt durch viel persönlichen Verzicht und Einsatz sowie engagierte Mitarbeiter zustande.
Sie stellten gemeinsam das neue Programm vor. Foto: Helmi Tischler-VenterNeuwied. Koproduktionen wie das laufende Stück "Kalter weißer Mann", in dem Heinersdorff selbst mitspielt und Ankäufe von anderen Theatern entlasten das Budget. Die sehr hohe Sitzplatzauslastung des Theaters beweist, dass das Publikum das Konzept, heitere Stücke mit integrierter Nachdenklichkeit aufzuführen, honorierte. Daher wird die nächste Spielzeit auf gleiche Weise fortgeführt.

Diese startet am 12. September mit der Revue "Himmlische Zeiten". Das Ensemble, das die Wendepunkte von Frauen wie die Geburt des ersten Kindes und die Menopause ganz anders als erwartet beleuchtet, gestaltet einen packenden Abend mit kontroversen Dialogen, Ironie und musikalischen Einlagen.

Ab dem 17. Oktober spielen die bekannten Schauspieler Ralf Bauer und Madeleine Niesche in "Der Abschiedsbrief" ein Ehepaar. Mit dem Vorwurf: "Du wolltest dich umbringen und hast mir noch nicht mal ne Nachricht hinterlassen?" hält die Frau ihren Mann vom geplanten Suizid ab. Die Beiden ziehen wütend, leidenschaftlich, geistreich, schonungslos und sehr unterhaltsam für die Zuschauer Ehe-Bilanz.

Die knallharte Boulevardkomödie "Das Blaue vom Himmel" mit Mariella Ahrens, Eva Habermann, Barbara Maria Sava und Marko Pustišek dreht sich um die Frage, wie dreist eine oder mehrere Lügen sein können und wie eine ganze Kette von Lügen sich immer mehr selber rechtfertigen, bis das Gebäude in sich zusammenfällt. Aberwitzige Lügen mit erstaunlichen Konsequenzen.

Um den Weihnachtsmannbetrug geht es vor Weihnachten in dem von Heinersdorff selbst geschriebenen Stück "…und es gibt ihn doch!" Thea will ihren Kindern noch einmal den Weihnachtsmann gönnen, gegen den Willen ihres Mannes: "Mit dem Weihnachtsmann erziehst du die Kinder zur Prostitution." Ein zwangsverpflichteter Weihnachtsmanndarsteller wandelt die Idylle in ein lustiges Desaster.

Alexandra Kamp und Miguel Abrantes Ostrowski kämpfen in "Offene Zweierbeziehung" von Dario Fo und Franca Rame mit- und gegeneinander. Die italienische Tragikomödie hinterfragt auf witzige Weise die Emanzipation. Spielzeit ist im Januar 2026.

In der Komödie "Achtsam morden" nach dem sehr erfolgreichen Roman von Karsten Dusse, der nach Heinersdorffs Beobachtung mit einer eigenen, jungen Klientel verbunden ist, spielt der Intendant zusammen mit Yael Hahn und Miguel Abrantes Ostrowski ab 20. Februar 2026.

Hochamüsant und nachdenklich wird im März des kommenden Jahres ein Hochamt von Dietmar Jacobs und Alistair Beaton aufgeführt: "Kardinalfehler" mit Bill Mockridge in der Hauptrolle. Ein energisch aufklärerischer und reformerischer Bischof erwartet Besuch vom Papst, da stolpert eine junge Frau in sein Leben, die behauptet, seine Tochter zu sein.

"Ladies Night", eine aktualisierte Fassung der Komödie "ganz oder gar nicht" kommt zum Abschluss im Mai auf die Bühne. Fünf arbeitslose Männer wollen als Stripper Geld verdienen, doch das ist schwerer als gedacht. Zwischen schrägen Proben, Selbstzweifeln und Skrupel entdecken die Fünf, dass es nicht nur ums Ausziehen geht, sondern um Selbstvertrauen, Freundschaft und den Mut, über sich hinauszuwachsen.

Um die Wertschätzung des Jugendtheaters "Jusch" zu demonstrieren, ist dessen Spielplan in das Hauptprogramm des Schlosstheaters integriert. Für die ganz Kleinen wird von Oktober bis Weihnachten die wunderbare Geschichte des kleinen "Nils Holgersson" von Selma Lagerlöf aufgeführt, gefolgt von einem grandios gereimten Drachendrama "Der kleine Drache Furzipups". Von René Heinersdorff stammt das dritte Stück "Seeräuberin Susi sucht was Süßes": Eine junge Piratin sucht den Kampf, findet aber keine Feinde und stellt fest, dass es im Leben vielleicht sinnvoller ist, nicht zu kämpfen, sondern freundlich zu sein.

Die Suche nach des Pudels Kern ist ein furioser Trip durch die Untiefen von Gefühl und Verstand in "Faust 1+2+3". Die Theateraufführung verleiht dem schweren Drama Leichtigkeit.

"Sonne und Beton" spielt im Berliner Quartier Neukölln und zeigt die Herausforderungen für die Jugendlichen dort durch Peergroup, Armut und Ausgrenzung und die daraus entstehende Ghettoisierung.

Sabine Parker bietet ein umfangreiches theaterpädagogisches Begleitprogramm inklusive Sondervorstellungen, Blick hinter die Kulissen und Workshops.

Wer den vielseitigen René Heinersdorff agieren sehen möchte, hat heute Abend (Samstag, 24. Mai) dazu Gelegenheit, denn für die Vorstellung von "Kalter weißer Mann", die an allen anderen Tagen ausverkauft ist, gibt es heute noch ein paar Karten. htv
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