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Pressemitteilung vom 22.07.2023
Region
"Flächenversorgung sichern!": Europastaatsministerin informiert sich im St. Vincenz-Krankenhaus
Der Zeitpunkt hätte nicht passender sein können: Bund und Länder haben sich gerade auf Eckpunkte für eine Krankenhausreform geeinigt. Wie diese Einigung im St. Vincenz-Krankenhaus bewertet wird, war nun Thema beim Besuch der Europastaatsministerin und Bundestagsmitglied Dr. Anna Lührmann (Bündnis 90/Die Grünen) in der Limburger Klinik.
Im konstruktiven Austausch über die Eckpunkte der Klinikreform aus (v.l.n.r.): Dr. Sebastian Schaub (Landesvorsitzender der Grünen), Anke Föh-Harshman (Kreistagsabgeordnete), Dr. Anna Lührmann (Staatsministerin und Mitglied des Bundestags) und Guido Wernert (Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft). (Foto: Frederike Hackenbroch)Limburg. Gemeinsam mit dem Landesvorsitzenden der Grünen, Dr. Sebastian Schaub, und der Kreistagsabgeordneten Anke Föh-Harshman informierte sich Dr. Lührmann unter anderem, wie Klinikgeschäftsführer Guido Wernert die Eckpunkte der Krankenhausreform einschätzt: "Der Grundgedanke der Reform geht zwar mittel- und langfristig in die richtige Richtung", meinte Wernert und dankte den Politikern gleichzeitig für die Möglichkeit des offenen Austauschs. "Doch viele Fragen sind noch offen und eine Reform täuscht nicht darüber hinweg, dass viele Kliniken aktuell dringend Hilfen benötigen." Damit die Reform gelingen könne, sei eine Brückenfinanzierung insbesondere für finanzschwache Häuser dringend nötig, plädierte Wernert. Andernfalls befürchte er, dass viele Häuser die Reform gar nicht mehr erleben. "Gesundheitsversorgung braucht "Fürsorge" des Bundes und keine Unsicherheit!", ist der Geschäftsführer überzeugt und nahm den Besuch der Bundestagsabgeordneten in diesem Kontext als durchweg positives Signal wahr.

Die finanzielle Situation der Krankenhausgesellschaft sei im bundesweiten Vergleich noch nicht so angespannt wie in anderen Krankenhäusern, berichtete Wernert auf die Frage der Grünen-Politiker nach der konkreten Sachlage vor Ort. Das Jahr 2022 habe man dank des überdurchschnittlichen Einsatzes aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer schwarzen Null abschließen können. "Doch die finanzielle Situation ist auch in diesem Jahr für alle Krankenhäuser durch hohe Inflationskosten geprägt," erklärte er. "Ein großes Problem ist dabei, dass wir diese Kosten durch das aktuell rein variable Finanzierungssystem nicht erstattet bekommen." Dr. Sebastian Schaub erläuterte in diesem Zusammenhang die Besonderheiten freigemeinnütziger Krankenhausträger, bei denen im Vergleich zu beispielsweise öffentlichen Häusern bestimmte Fördermöglichkeiten nicht gegeben seien.

"Wir laufen Gefahr bis die Finanzierungsreform tatsächlich greift, Versorgungslücken in Deutschland zu schaffen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können", teilte Wernert seine Befürchtung. Denn auch regionale Praxisstrukturen und deren Nachfolgen würden in enger Verbindung zu Krankenhäusern stehen. Ohne Krankenhäuser und Praxen in ländlichen Gebieten würden dort auch keine pflegerischen Fachkräfte ausgebildet werden, argumentierte der Geschäftsführer. Ein Szenario, das auch die Grünen als gefährliche Entwicklung insbesondere mit Blick auf den demographischen Wandel wahrnehmen. "Die Flächenversorgung ist enorm wichtig", so Anke Föh-Harshman. "Viele weitere Themen sind hiermit verknüpft: Mobilität, Zukunftsvisionen, die Ausbildung von Fachkräften." Wenn diese Strukturen erst einmal verloren gegangen seien, könnten diese nicht einfach so wieder aufgebaut werden, führte Dr. Schaub weiter aus.

"Wir müssen jetzt handeln!", war auch Dr. Lührmann überzeugt und versprach, sich im Bundestag dafür stark zu machen. Die Klinikreform solle die Flächenversorgung nicht schwächen, sondern das Gegenteil bewirken und auf dem Land wie in der Stadt eine qualitativ hochwertige und vergleichbare medizinische Versorgung garantieren. Ein Ergebnis, das auch Wernert sich wünscht und sich für das Engagement der drei Politiker herzlich bedankte. (PM)
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