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Nachricht vom 23.05.2023
Region
CAP-Markt in Hillscheid: Wenn Menschen mit und ohne Handicap zusammenarbeiten
Obst und Gemüse, eine Frischtheke, Lebensmittel aller Art: Auf den ersten Blick unterscheidet den CAP-Markt in Hillscheid kaum etwas von jedem anderen Vollsortiment-Supermarkt. Und doch ist hier vieles ein wenig anders, denn sechs der 13 Mitarbeiter sind Menschen mit Behinderung. Der WW-Kurier hat sich umgeschaut und sich das Konzept erklären lassen.
(Fotos: Wolfgang Rabsch)Hillscheid. Das Konzept steckt schon im Namen: CAP leitet sich ab vom Begriff Handicap, der englischen Bezeichnung für Benachteiligung. Das deutsche Handelsunternehmen mit Hauptsitz in Stuttgart zeichnet dadurch aus, dass in den Märkten Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam arbeiten. Betrieben werden CAP-Märkte in der Regel von örtlichen Integrationsunternehmen oder Werkstätten für behinderte Menschen im Rahmen eines Social Franchisings. Die Konzeption geht auf die Gemeinnützige Werk- und Wohnstätten GmbH (GWW) zurück und wird seit 2001 von der in Stuttgart ansässigen Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Süd eG (GDW Süd) verantwortet.

Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt
CAP-Märkte sollen geeignete Arbeitsplätze außerhalb der Werkstatt auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt für Menschen mit geistiger, psychischer und körperlicher Behinderung schaffen. Die CAP-Märkte tragen sich selbst, insgesamt sind etwa 3.000 Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigt, wobei der Grad der Behinderung mindestens 50 Prozent betragen soll. Zudem sind die Märkte mit ihrem Lebensmittelvollsortiment für die Nahversorgung konzipiert und in zentralen Lagen in Stadt(teil)- oder Ortszentren angesiedelt, um Versorgungslücken für Bewohner, die auf ein zu Fuß erreichbares Angebot angewiesen sind, zu schließen.

Noch eine Erklärung zur Bedeutung des Wortes "Social Franchising": Beim "Social Franchising" wird dieses wirtschaftlich ausgerichtete System auf die Umsetzung und Verbreitung sozialer Vorhaben übertragen. Im Vordergrund steht das Gemeinwohl - beispielsweise in Form von Integration, Gleichberechtigung oder Aufklärung.
Im gesamten Westerwald existiert außer in Hillscheid nur noch der CAP-Markt in Hundsangen.

Blick hinter die Kulissen
Einen Blick hinter die Kulissen in Hillscheid gewährt Marktleiter Oliver Zils: Er ist ein Mann der ersten Stunde, denn er führt seit der Eröffnung am 16. August 2012 die Geschicke des CAP-Markts. "Ich bin dankbar, dass wir uns hier in Hillscheid und den umliegenden Gemeinden als wohnortnahe Einkaufsmöglichkeit etabliert haben", betonte er. "Es waren viele Jahre der Arbeit, der zahlreichen Überstunden und der Mühen. Aber sie haben sich gelohnt."

Dass er mit Leib und Seele und mit einer unverkennbaren Empathie, seiner sicherlich nicht immer einfachen Arbeit nachgeht, ist vom ersten Augenblick an spürbar. Während des Interviews kommen immer wieder Mitarbeiter in das kleine Büro, um nach diesem oder jenem zu fragen. Anscheinend hat er das gesamte Warenangebot im Kopf, denn er kann sofort die gewünschten Antworten liefern.

Einige Fakten zum Hillscheider CAP-Markt: Die "Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Süd eG (GDW Süd)" hat hier mit der EDEKA-Gruppe einen Vertrag für die Beteiligung der CAP-Märkte an der Warenwirtschaft zu marktüblichen Preisen und am Knowhow. Träger des CAP-Markts ist die Inklusa gGmbH, eine Tochtergesellschaft der Stiftung Scheuern in Nassau, die den Markt als Integrationsbetrieb führt. Der CAP-Markt in Hillscheid beschäftigt zurzeit 13 Mitarbeiter, davon sind sechs Menschen mit Beeinträchtigungen.

"Ein Segen für die Region"
Die beste Nachricht für den es vom CAP-Mark und seine Hillscheider Kunden: Ganz aktuell wurde der Vertrag über die Anmietung der Geschäftsräume in der Bahnhofstraße um weitere acht Jahre verlängert. Diese Nachricht fand die ungeteilte Zustimmung von Ortsbürgermeister Dr. Andreas Rath, der im Übrigen ein großer Unterstützer des Marktes ist. Er wünschte dem engagierten Team um Marktleiter Oliver Zils auch für die Zukunft viel Erfolg: "Unser CAP-Markt bietet als Lebensmittelgeschäft alles, was man braucht. Etwas ganz Besonderes ist die familiäre Atmosphäre dank freundlicher und hilfsbereiter Mitarbeiter. Deshalb meine herzlichen Glückwünsche zu dieser wichtigen Entscheidung."

Oliver Zils: "Durch die Vertragsverlängerung haben wir nun Planungssicherheit für die kommenden Jahre, auch dank der Zusammenarbeit mit EDEKA. Entgegen einem kleinen Dorfladen in einem kleinen Ort, die auch sehr wichtig sind, haben wir durch die EDEKA das gesamte Warensortiment zur Verfügung und können unsere Artikel zu normalen Filialpreisen anbieten. Wir tragen hier in Hillscheid sogar etwas in Bezug auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei, denn der Markt ist für die meisten Bewohner fußläufig oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Um die Elektromobilität weiter zu stärken, haben wir am Markt zwei Ladestationen installiert, an denen Kunden ihre E-Bikes oder E-Roller kostenlos aufladen können".

Familiäre Atmosphäre
Während der Führung durch den Markt konnte beobachtet werden, dass ein emsiges Kommen und Gehen die Situation beherrschte. Es fiel auf, dass die Kundschaft häufig das Gespräch mit Mitarbeitern suchte, man kennt sich halt im Laufe der Zeit auch persönlich, so entsteht sichtbar eine angenehme familiäre Atmosphäre entgegen der Hektik in Supermärkten in den Großstädten. Der CAP-Markt in Hillscheid hat sich zu einem absoluten Mittel- und Treffpunkt in Hillscheid entwickelt. Die Unterstützung durch die Ortsgemeinde und der Bevölkerung stärkt der Marktleitung den Rücken, man weiß, was man voneinander zu halten hat: Eine Win-win-Situation, von der alle Beteiligten profitieren können. (Wolfgang Rabsch)






       
 
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