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Nachricht vom 02.02.2023
Region
Müll, Gestank, verärgerte Nachbarn: Veterinäramt holt mehr als 400 Ratten aus einem Haus in Wissen
Hier kann eine ganze Nachbarschaft buchstäblich aufatmen: Am Dienstag (31. Januar) hat das Veterinäramt der Kreisverwaltung Altenkirchen damit angefangen, eine private Rattenhaltung in einem Einfamilienhaus in Wissen aufzulösen, mehr als 400 Tiere wurden bislang bereits gerettet. Jetzt wurde bekannt, dass der Fall im Zusammenhang mit illegalen Müllablagerungen in der Nachbarschaft steht.
(Fotos: Symbolfoto / Privat)Wissen. Die Kuriere hatten über die Aktion des Veterinäramtes rund um die Rattenhaltung in Wissen bereits berichtet. Offenbar hat die überbordende Rattenzucht in dem Einfamilienhaus in der Nachbarschaft schon früher für Probleme gesorgt, auch wenn die Anwohner bisher keine Details kannten: Gazmend Ziba ist Inhaber des Fitness-Clubs Motionsport in Wissen und ärgerte sich monatelang über Müllsäcke voller Kot von Kleintieren, Sägemehl und anderem Restmüll, die regelmäßig auf seinem Grundstück abgelegt wurden.

Die Kuriere hatten über die illegalen Müllablagerungen schon vor fast einem Jahr berichtet: Die hatten angefangen, als Ziba im März 2022 aus einem Kurzurlaub zurückkehrte. "Da haben wir zum ersten Mal zehn Müllsäcke gefunden, die auf unserem Grundstück abgelegt worden waren", berichtet er. Und bei dem einen Vorfall blieb es nicht: Über viele Wochen fanden die Zibas immer wieder säckeweise stinkenden Müll. "Es hat auch nichts genützt, unsere Müllcontainer abzusperren, dann wurden die Säcke eben daneben geschmissen", erinnert sich Ziba. "Damals dachten wir noch, dass da jemand seine Hamster- und Meerschweinchenställe ausmistet."

Als die Müllaktionen nicht aufhörten, wurde Ziba aktiv: Er installierte eine Überwachungskamera und untersuchte den Müll genauer. In dem Unrat fand er auch Hausmüll inklusive Briefen an eine Adresse in der Nachbarschaft. Auf den Videoaufnahmen konnte er schließlich auch die betreffende Person beim Ablegen der Müllsäcke nebst Nummernschild am Auto glasklar erkennen.

"Das Ordnungsamt sagte uns da noch, man könne nichts machen und wir müssten zivilrechtlich dagegen vorgehen", wundert sich Ziba heute. Daraufhin wollte er den Verursacher selbst zur Rede stellen und fuhr zu der nicht weit von seinem Grundstück gelegenen Adresse. "Der Gestank war schon außerhalb des Hauses schlimm, das hat man schon von Weitem gerochen", berichtet er.

Die Müllablagerungen auf seinem Grundstück hörten irgendwann auf und Gazmend Ziba verfolgte den Fall nicht weiter - bis ihm Kunden von der Rattenzucht und der Aktion des Veterinäramtes berichteten. Offenbar waren letztlich auch die Behörden durch Hinweise aus der Bevölkerung auf das Rattenhaus aufmerksam geworden.

Die Veterinäre sprechen hier von einem Fall von Animal-Hoarding, ein Begriff, der sich grob mit Tier-Sammelsucht übersetzen lässt. In solchen Fällen halten Menschen eine große Anzahl von Tieren, oft unter nicht artgerechten Umständen und schlechten Hygienebedingungen, die bis zur Tierquälerei ausufern können. Auch im Wissener Fall, so geht es aus einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung Altenkirchen hervor, war die betroffene Person bei ersten Behördenkontakten nicht einsichtig, aber auch nicht in der Lage, sich selbst um eine Reduzierung des Bestandes zu kümmern.

Gazmend Ziba jedenfalls ist froh, dass die Behörden endlich tätig geworden sind. Sein "blaues Wunder" in Form von in Müllsäcken verstauten Tierhinterlassenschaften möchte er auf keinen Fall wieder erleben. Und über weniger Gestank freut sich zweifellos die ganze Nachbarschaft, ganz zu schweigen davon, dass die Tiere nun hoffentlich in besseren Verhältnissen untergebracht werden und die betroffenen Menschen Hilfe erhalten. (Angela Göbler)
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