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Pressemitteilung vom 29.01.2023
Wirtschaft
Voller Energie zur Autarkie beim Handwerksunternehmen Friedtec
Als die Firma Friedtec vor zehn Jahren ihren Neubau in Görgeshausen im Westerwaldkreis eröffnete, ging es vom ersten Tag an auch immer um Ressourceneffizienz: "Wenn wir das machen, dann direkt mit dem Zukunftsziel der Autarkie", erinnert sich Unternehmer Matthias Schmidt.
Wie ressourcenschonend die Firma Friedtec schon jetzt ist, hat Unternehmer Matthias Schmidt durch sein Energiemanagementsystem stets im Blick. Es zeigt alle Energieflüsse transparent und aktuell. (Foto: HwK Koblenz)Koblenz/Görgeshausen. Das Unternehmen ist Spezialist für Werkzeugbau und Erodiertechnik. Zu seinen Leistungen gehören Fräsen, Erodieren, Laserarbeiten, CAD und CAM, Drehen, Messen, Montage und Schleifen. Unternehmer Matthias Schmidt ist Feinwerkmechanikermeister in Stanz- und Umformtechnik. Am 24. Mai 2000 hat er sich mit seinem Unternehmen selbstständig gemacht. Photovoltaik war zu Zeiten des Neubaus noch kein großes Thema, doch Matthias Schmidt baute seine Werkshalle bewusst so, dass die komplette Dachfläche von 800 Quadratmetern mit PV bedeckt war. Dafür wurden die Rauchabzugshauben an den Wänden platziert.

„Nachträglich gesehen war das die beste Entscheidung. Auch ein Blockheizkraftwerk haben wir direkt angeschafft und die Gebäudehülle besonders gut isoliert. Die Anlage hat sich bis 2025 amortisiert.“ Auch durch viele weitere energiesparende Maßnahmen bei Friedtec war es dann nur logisch, dass sich Unternehmer Matthias Schmidt 2017 am KfW-Programm Ressourceneffizienz beteiligte. Das Förderprogramm lief über die Energieagentur Rheinland-Pfalz. Dort hielt Matthias Schmidt damals einen Vortrag und sorgte mit seiner Bilanz für Aufsehen: „Normalerweise beträgt der Anteil der Energiekosten umgelegt auf den Umsatz 3 bis 5 Prozent. Bei Friedtec haben wir den Wert auf 0,8 Prozent gesenkt.

Anstelle einer Klimaanlage nutzt Friedtec die Rauchabzugshauben. Sie werden gleichzeitig geöffnet, die Luft umgewälzt. Das hilft im Sommer zur Kühlung und: „Wir machen kurz das Dach auf und lüften durch, denn frische Luft lässt sich besser erwärmen, was zusätzlich mit den Deckenventilatoren unterstützt wird“, erläutert Schmidt. Eine Fußbodenheizung verhindert außerdem hohe Vorlauftemperaturen. Immer an seiner Seite war bei der Entwicklung die Handwerkskammer Koblenz. Matthias Schmidt hat die Meisterprüfung im Jahr 2000 in Koblenz abgelegt. Gern erinnert er sich an die Technologieberatung zur Ressourceneffizienz, als er sich selbstständig machte. Jetzt nimmt Friedtec am Förderprogramm zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz in gewerblichen Unternehmen teil, finanziell unterstützt von der EU, begleitet vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung „EFRE“.

Hochgesteckte Ziele
Im Jahr hat die Firma Friedtec momentan einen Eigenverbrauch beim Strom von 60 Prozent der selbst erzeugten Energie. Die Autarkiequote des Unternehmens liegt bei 30 Prozent. Doch damit geben sich Matthias Schmidt und sein Team nicht zufrieden. Das Unternehmen will höchstmögliche Autarkie und Ressourceneffizienz erreichen. Grundsätzlich hat Schmidt beobachtet, dass die Menschen in puncto Energieeffizienz zu schnell zufrieden sind. Das Ziel bei Friedtec ist die schwarze Null. Zukunftsthema des Unternehmers ist dabei die Speicherbatterie: Der Fuhrpark des Unternehmens besteht – natürlich – aus Elektro- und Hybridfahrzeugen. Die werden seit zehn Jahren komplett mit selbst erzeugtem Solarstrom geladen. Außerdem wird der tagsüber erzeugte Strom in einer Batterie gespeichert, um als Nachtstrom die Maschinen zu versorgen, die „im Dunkeln“ weiterlaufen. In naher Zukunft will Matthias Schmidt als weitere Investition in die Zukunft die Photovoltaikanlage des Betriebs vergrößern.

Wie ressourcenschonend die Firma Friedtec schon jetzt ist, hat er stets vor Augen: Ein Energiemanagementsystem zeigt alle Energieflüsse transparent und aktuell. Der Arbeitsplatz von Matthias Schmidt wirkt dadurch zunächst wie das Kontrollzentrum einer Raumstation. Auf fünf Bildschirmen kann er nicht nur die aktuellen Aufträge bearbeiten, Bauteile konstruieren und Mails beantworten, sondern auch die Energiebilanz des Unternehmens ablesen und optimieren. „Schon wenn wir uns nur darauf konzentrieren, die Spitzen im Verbrauch zu kappen, macht das vierstellige Beträge aus – und die investieren wir wieder in die Zukunft“, erklärt Schmidt. Langfristig wünscht er sich eine Autarkiequote von 80 Prozent und einen Eigenverbrauch von 90 Prozent. Dafür will er einen Speicher nutzen, den es so im gewerblichen Bereich noch nicht gibt. Angelehnt ist seine Idee an das Picea-Prinzip, das bereits für Wohnhäuser auf dem Markt ist.

„Einmachstrom“ für den Winter: Elektrolyse macht Strom zu Wasserstoff
Das Prinzip, das das Unternehmen aus Görgeshausen nutzen möchte, erinnert an Weckgläser in der Vorratskammer: „Wir wollen Strom aus der Sonne in den Winter übertragen, sozusagen ‚einmachen‘“, erklärt Handwerksmeister Matthias Schmidt. Einfach erklärt wird der Strom, der dank Sonnenenergie gewonnen wurde, erst in Wasserstoff umgewandelt, um ihn zu speichern. Im Winter wird der „eingemachte“ Strom über eine Brennstoffzelle wieder in Strom zurück gewandelt. Dieses Stromspeicher-System wird für Wohnhäuser (Quelle: www.energie-experten.org) so erklärt: „An sonnigen Sommertagen speichert man die Sonnenenergie in einer Solarstrombatterie. Überschüssiger Sonnenstrom wird mit Elektrolyse in Form von Wasserstoff saisonal gespeichert. Die anfallende Wärme wird im Warmwasserspeicher gepuffert. Im Winter wird der grüne Solar-Wasserstoff durch eine Brennstoffzelle zurück verstromt.“ Das System erzeuge zu 100 Prozent unabhängige elektrische Energie, die es speichere und bei Bedarf zur Verfügung stelle.

Noch gibt es für das Verfahren keine öffentlichen Förderprogramme oder Ansprechpartner. Schmidt geht also voller Pioniergeist ans Werk. Vom neuen Speicher erwartet er eine weitere Stromeinsparung von 20 bis 30 Prozent. Momentan sucht er die einzelnen Module auf eigene Faust zusammen: „Ich habe jemanden, der den Wasserstoff durch eine Brennstoffzelle wieder zu Strom macht.“ Auch einen Plan für die Verrohrung der Abschnitte hat er. Was fehlt, ist der Part, in dem aus Strom Wasserstoff gemacht wird. Schmidt hat einen langen Atem: „Ich bin ein Bastler und habe keinen zeitlichen Druck. Wir werden eine Lösung finden, um die Komponenten zusammenzubauen.“ Er glaubt fest an seine Vision und will sie mit Bedacht und Verstand realisieren.

Weitere Informationen zum Bereich Technologieberatung und Innovation gibt bei der Handwerkskammer Koblenz Rolf Müller, Tel.: 0261/ 398-252, rolf.mueller@hwk-koblenz.de. (PM)
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