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Nachricht vom 12.07.2011
Kultur
Equites liberi - die freien Ritter von der Freusburg
Auf der Freusburg lebt das Mittelalter des 13. Jahrhunderts wieder auf. Dafür sorgen die "Equites liberi", die freien Ritter, ein Verein, der sich 2006 gegründet hat. Am 16. und 17. Juli ist auf der Burg von 11 bis 18 Uhr eine Mittelalter-Veranstaltung angesagt, bei der jeder Mittelalter-Fan auf seine Kosten kommen wird.
Bedrohlich kommen sie daher, die freien Ritter von Equites liberi, doch das ist nur gespielt. Fotos: annaKirchen-Freusburg. Das Mittelalter den Menschen näher bringen, Lebensweise und Brauchtum vermitteln, dies hat sich der Verein "Equites liberi" e.V. auf seine Fahnen geschrieben. Freie Ritter heißt Equites liberi oder freie Reiter. Wobei unschwer zu erkennen ist, dass beide Worte eng zusammen gehören. Im Mittelalter waren eben die Ritter auch die Reiter. Die kleinen Leute gingen zu Fuß, fuhren mit Ochsen- oder Eselskarren. Nun ist das Mittelalter eine relativ lange, zeitgeschichtliche Epoche, die über mehrere Jahrhunderte reicht. Ähnlich der heutigen Zeit gab es auch damals schon unterschiedliche Moden, sie wechselten nur nicht so häufig wie heute. Um sich da zeitlich also etwas festzulegen, haben sich die freien Ritter für die Epoche des 13. Jahrhunderts entschieden, der Zeit der Kreuzzüge und der Zeit, die die Menschen von heute noch als eheste mit dem Mittelalter in Verbindung setzten. Wer nun aber Ritter in silberglänzenden Rüstungen erwartet, der sei von Equites liberi eines besseren belehrt. Die meisten Ritter jener Zeit waren relativ schlicht gekleidet, Rüstungen wurden, sofern sie überhaupt vorhanden waren, nur zum Kampf angelegt. Dabei handelte es sich häufig um Kettenhemden oder Lederpanzer, die den Kämpfer vor Verletzungen schützen sollten.
Diese herzustellen, das haben sich mittlerweile einige Spezialisten angeeignet, deren Handwerk dann auch auf so mancher Veranstaltung bewundert werden kann. Auch das "Arbeitsgerät" der Ritter, die Schwerter, Lanzen und Morgensterne, werden heute wieder von Schmieden hergestellt, bei denen die Ritter der Neuzeit diese dann käuflich erwerben können. Das ist nicht gerade ein preiswertes Hobby, aber auch im Mittelalter musste ein Ritter hohe Ausgaben zu tätigen, bis er seine Ausrüstung zusammen hatte. Die Gewandungen der Ritter und ihrer Gefolgsleute fertigen sich diese dann auch heutzutage überwiegend selber an, die entsprechenden Stoffe entstammen Läden der Neuzeit.

Equites liberi wurde im Jahre 2006 von acht Leuten gegründet, hat seinen Vereinssitz in Wehbach und zählt mittlerweile 20 große und kleine Mittelalter-Fans in seinen Reihen. Wer mit denen eine Zeitreise ins Mittelalter erleben möchte, der sollte am 16. und 17. Juli jeweils von 11 bis 18 Uhr auf die Freusburg kommen. Dort wird der Verein, wie schon im vergangenen Jahr, eine Mittelalter-Veranstaltung durchführen. Dort werden Händler und Gaukler zu sehen sein, Schaukämpfe und ein Marktgericht führen die Ritter durch. Dabei werden sie von dem Verein "Communis Pristina" aus Köln unterstützt. Musikgruppen und Bauchtänzerinnen sorgen für Unterhaltung. Besucher können sich im Bogen- und Armbrustschießen üben, Wikinger-Schach und Eselreiten steht für die Kinder auf dem Programm. Schmiede werden ihre Arbeiten zeigen und auch kulinarisch können die Gäste auf Zeitreise gehen. Insgesamt wird das Angebot doppelt so groß wie im letzten Jahr sein. Aus diesem Grunde wird es rund um die Burg auch keine Parkmöglichkeiten geben. Besucher werden vom Gelände der Gebrüder Schmidt aus mit einem Shuttle-Service zur Burg und wieder zurück gebracht.

Gezeigt wird an diesen Tagen auch das Lagerleben im Mittelalter. Denn nicht selten reisten zu dieser Zeit Fürsten und Grafen samt Familien und Gefolge durchs Land. Wenn der amtierende Landesherr (König oder Kaiser) seine Vasallen zu Hoftagen lud, fanden diese stets an wechselnden Orten statt, so dass mancher über Wochen unterwegs war.

Die Veranstaltung auf der Freusburg ist nicht die einzige des Vereins in diesem Jahr. Im Mai haben sie sich an dem Mittelalter-Fest auf Freienfels beteiligt, im Juni waren sie bei der Einweihung der neu aufgebauten Burg Rotenhain und werden im September aktiv an den Feierlichkeiten zum 750-jährigen Jubiläum von Mauden teilnehmen. Die kurzen Zeitreisen ins Mittelalter sind sowohl für die Aktiven wie auch die Zuschauer seit einigen Jahren beliebte Abwechslungen und kleine Fluchten aus dem heutigen Alltag. Gerade diese vergangene Zeit übt eine große Faszination auf die Menschen aus. Dabei war das Leben damals alles andere als leicht. Armut, Krankheiten und Kriege machten den Menschen das Leben schwer. Frauen hatten kaum Rechte, sie mussten sich dem Diktat von Vätern, Brüdern oder Ehemännern unterwerfen. Kinder hatten einen schweren Stand. Die Kindheit an sich währte nur kurz, im Alter von sechs oder sieben Jahren galten sie als arbeitsfähig, mussten in der Landwirtschaft, im Handwerk oder im Bergbau arbeiten.
Ritter waren keineswegs immer edel, Raubritter gab es genug und die einfachen Leute litten nicht selten unter der Willkür der adligen Herrscher. Von den unhygienischen Bedingungen der Zeit ganz zu schweigen. Und doch können sich viele Menschen der Faszination des Mittelalters nicht entziehen, woran wohl letztlich doch Hollywood und die Geschichten um Robin Hood, König Artus und Richard Löwenherz einen großen Anteil haben. (anna)
   
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