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Nachricht vom 28.09.2022
Wirtschaft
Handwerkskammer Koblenz ehrte verdiente Altmeister aus dem Westerwald
Bei der Handwerkskammer (HwK) Koblenz ist es eine liebgewonnene Tradition, im Rahmen einer Feierstunde altgediente Handwerksmeister gebührend zu ehren. Normalerweise findet diese Ehrung jährlich statt, doch während der Pandemie musste die Feier leider zweimal abgesagt werden. Aus diesem Grund konnten die Urkunden den betreffenden Altmeistern nur per Post übersandt werden und nicht persönlich ausgehändigt werden.
Fotograf: Wolfgang RabschKoblenz. Doch in diesem Jahr war Gott sei Dank wieder alles beim Alten und so konnte die HwK die Altmeister aus allen Handwerksbereichen in das Zentrum für Ernährung und Gesundheit bei der HwK einladen. Die Ehrenbriefe der HwK waren nach Jahren gestaffelt: Wer 1972 die Meisterprüfung abgelegt hatte, der erhielt den Goldenen Meisterbrief; 1962 - Diamantener Meisterbrief; 1957 - Eiserner Meisterbrief; 1952 – Platin Meisterbrief. Die zu ehrenden Altmeister kommen aus allen Bereichen der Handwerkskammer Koblenz, auch aus den Kreisen Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis.

Der Handwerker-Chor Birkenfeld eröffnete die Feierstunde mit drei gefühlvollen Liedern, für die bereits der erste Beifall gespendet wurde. Dann begrüßt Kurt Krautscheid, der Präsident der Handwerkskammer Koblenz, die anwesenden Gäste, insbesondere natürlich die verdienstvollen Altmeister. Krautscheid, der selbst vor 38 Jahren die Dachdeckermeisterprüfung abgelegt hatte und dann den Familienbetrieb übernahm, wusste natürlich die große Bedeutung des Handwerks richtig einzuschätzen. „Es war damals schick, einen Handwerksberuf auszuüben. Das wandelte sich im Laufe der Zeit, als es immer schicker wurde, das Abitur zu machen, um anschließend zu studieren. Der heute vorhandene Handwerker- und Fachkräftemangel ist auch auf diese Entwicklung zurückzuführen.

Händeringend werden Handwerker gesucht, darum hat die HwK flexibel reagiert und den Zugang zu den Meisterschulen erleichtert. Allmählich findet auch ein Umdenken in den Unternehmen, und in der Gesellschaft statt“, so der Präsident. Er spannte auch den Bogen von den 50-er Jahren bis heute und fasste die politische und wirtschaftliche Entwicklung zusammen. Den Handwerksmeistern zollte der Präsident seine höchste Anerkennung und betonte, dass gerade sie in den Nachkriegsjahren wesentlich zum allgemeinen Wohlstand beigetragen hätten und man ihnen nicht genug danken könne.

Die anschließende Überreichung der Ehrenbriefe nahm der Präsident persönlich vor, und nahm sich dabei auch die Zeit, das eine oder andere Wort persönlich mit den Altmeistern zu sprechen. Als Erinnerung an den schönen Moment wurden von jeder Überreichung eines Briefes Fotos gefertigt, die den Jubilaren später zugesandt werden.

Heribert Neuhaus erzählte die wechselvolle Geschichte seiner Firma
Exemplarisch und stellvertretend für alle anderen Handwerksmeister führte der Autor dieses Artikels ein Gespräch mit Heribert Neuhaus, einem 85-jährigen Tischlermeister aus Selters, dem Kurt Krautscheid den diamantenen Meisterbrief überreicht hatte. Der rüstige Altmeister, der in Begleitung seiner Schwiegertochter aus Selters angereist war, plauderte gerne aus seiner eigenen Geschichte, die immer eng mit dem Beruf des Tischlers verbunden war:
Heribert Neuhaus: „Bei Wilhelm Braun in Hartenfels habe ich meine Tischlerlehre gemacht und 1962 die Meisterprüfung in Koblenz abgelegt. 1963 wurde die Schreinerei Neuhaus mit dem Schwerpunkt Bauinnenausbau in Selters gegründet. Im Jahr 1969 spezialisierten wir uns auf den Messebau, der uns zu weltweiten Aufträgen führte, so im gesamten europäischen Raum, aber auch nach Australien und in die USA. 1980 wurde die Einzelfirma in eine GmbH umgewandelt, die ich bis 2002 führte. In diesem Jahr übernahmen meine Söhne Stefan und Heribert die Nachfolge in der Geschäftsführung, während ich bis 2013 der Firma als Betriebsleiter zur Verfügung stand. Seit 2013 befinde ich mich im Ruhestand, und versuche das Leben zu genießen. In meiner aktiven Zeit habe ich über 70 Tischlerlehrlinge ausgebildet“.

Nach den Ehrungen sprach Kurt Krautscheid nochmals, er wünschte den Altmeistern Glück und Gesundheit und eine gute Heimfahrt. Zu guter Letzt intonierte der Handwerker-Chor Birkenfeld nochmals vier Lieder, die mit dem berühmten „Bajazzo“ endeten.

Den einzigen Meisterbrief in Platin erhielt der 1930 geborene Bäckermeister Paul Sonntag.

Silke Below-Koefer von der HwK bat darum, in den Kurieren eine Mitteilung zu veröffentlichen. Die Fotos von den vorgenommenen Ehrungen würden ab dem 12. Oktober 2022 auf der Homepage der Handwerkskammer zu sehen sein. In etwa einem Monat werden die offiziellen Fotos den Altmeistern zugesandt. Sollten Altmeister übersehen worden sein, dann waren möglicherweise die Unterlagen nicht mehr vorhanden. In dem Fall können sich betroffene Personen direkt an die Handwerkskammer wenden, weil auch eine nachträgliche Ehrung noch möglich ist. Ehre, wem Ehre gebührt! Es soll niemand vergessen werden.
       
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