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Nachricht vom 19.09.2022
Region
19 Forstleute sind nun "Forstwirtschaftsmeister in Sonderfunktion"
Auch im Forstbereich herrscht Fachkräftemangel. Probleme, wie Borkenkäfer, Stürme oder Dürrezeiten stellen die Forstleute permanent vor neue Herausforderungen. Der jüngste Waldzustandsbericht zeige, dass rund 82 Prozent unserer Bäume krank seien. Aus diesem Grund haben nun 19 Personen eine Weiterbildung zum Forstwirtschaftsmeister in Sonderfunktion abgeschlossen.
Die Absolventen und Gratulanten der Potentialgruppe Forstwirtschaftsmeister in Sonderfunktion. (Foto: privat)Westerwaldkreis. Klimaschutzstaatssekretär Dr. Erwin Manz machte am Forstlichen Bildungszentrum in Hachenburg deutlich, dass mittlerweile fast alle Baumarten von den Auswirkungen der Klimakrise seien. So sollen von 2018 bis 2020 rund viereinhalb Prozent der Waldfläche in Rheinland-Pfalz dem Borkenkäfer, Stürmen und Dürre zum Opfer gefallen sein.

"Davon betroffen sind vor allem Fichten, aber auch andere Baumarten leiden unter den Auswirkungen der Klimakrise. Gerade noch acht Prozent der Buchen und sieben Prozent der Eichen gelten als gesund, also jene Baumarten, die bei uns von Natur aus am häufigsten vorkommen und im Zukunftswald des Landes eine tragende Rolle spielen müssen und sollen. Das stellt das Waldmanagement vor immense Herausforderungen. Damit der Wald auch künftig mit all seinen wichtigen Funktionen für Mensch und Natur erhalten bleibt, brauchen wir klimakompetentes Fachpersonal", macht Manz deutlich. Am Montag (19. September) konnte der Klimaschutzstaatssekretär 19 Forstwirtschaftsmeistern in Sonderfunktion gratulieren, die erfolgreich ihre zweijährige berufsbegleitende Weiterbildung zum Forstwirtschaftsmeister in Sonderfunktion abgeschlossen haben.

Reaktion auf Fachkräftemangel
Bei dieser "Potentialgruppenqualifizierung" handelt es sich um eine wegweisende Personalentwicklungsmaßnahme, die es in dieser Form nur bei Landesforsten Rheinland-Pfalz gibt. Sie basiert auf dem Personalentwicklungskonzept von 2012, welches immer noch zukunftsweisend ist und qualifiziert die Teilnehmer für Einsatzbereiche, die normalerweise dem Dritten Einstiegsamt vorbehalten sind und ein Bachelor-Studium voraussetzen. So können sie beispielsweise künftig im Forstrevierdienst, der Technischen Produktion, der Umweltbildung oder im Jagdmanagement arbeiten.

Landesforsten reagiert damit auf den Fachkräftemangel, der auch im Forstbereich deutlich zu spüren ist. Es fällt immer schwerer geeignete Fachkräfte für offene Stellen zu finden. Hinzu kommt der immense Bildungsbedarf bei Forstfachleuten und Waldbesitzenden im Hinblick auf die Klimakrise. "Mit dem Konzept von Landesforsten Rheinland-Pfalz auf vielfältige Mischwälder zu setzen sind wir auf einem guten Weg, unsere Wälder anpassungsfähiger zu machen. Mittlerweile sind 86 Prozent unserer Wälder Mischwälder. Doch auch hier müssen wir weiter daran arbeiten, die Baumartenvielfalt und die genetische Vielfalt zu erhalten. Ein wichtiger Schlüsselfaktor dazu ist Personal, das sich in Fragen der Klimaanpassung unserer Wälder bestens auskennt. Um Personal langfristig zu binden, präsentiert sich Landesforsten RLP als attraktiver Arbeitgeber und bietet für verschiedene Berufsgruppen aussichtsreichen Aufstiegschancen", so Manz.

Die "Potentialgruppenentwicklung" ist dazu das beste Bespiel. Bei der Weiterbildung standen sowohl die Waldbewirtschaftung als auch Waldnaturschutz, Rechtslehre, Betriebswirtschaft und Kommunikation im Fokus. Erstmals wurden auch die aktuellen Themen Wasserretention im Wald und die ökologische Wiederbewaldung intensiv behandelt. "Moderne Waldmanagement braucht all diese Kompetenzen. Die Auswirkungen der Klimakrise auf unsere Wälder sind für jeden sichtbar. Daher ist es sehr wichtig, der Öffentlichkeit forstliches Handeln zu erklären und mit Bürgerinnen und Bürgern in den Dialog zu treten", so Manz.

Hintergrund:
Förster kümmern sich im Wald vor allem um planerische Aufgaben. Sie entscheiden beispielsweise, ob und welche Bäume geerntet und wo welche Baumarten gepflanzt werden beziehungsweise sukzessionsgestützte Wiederbewaldung erfolgt. Die Arbeiten von der Pflanzung über die Pflege bis zur Ernte übernehmen Forstwirtinnen und Forstwirte. Forstwirtschaftsmeister übernehmen zahlreiche Sonderfunktionen im technischen planerischen Bereich, der Revierdienste, Privatwaldbetreuung, Umweltbildung und Regiejagd. Derzeit arbeiten etwa 530 Forstwirte in den staatlichen Forstbetrieben in Rheinland-Pfalz, davon rund 120 Forstwirtschaftsmeister.

Weitere Infos zu den Berufen gibt es hier. (PM)
 
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