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Nachricht vom 12.09.2022
Region
Die Kirche wieder zum Strahlen bringen - neuer Pfarrer in Montabaur
Steffen Henrich ist neuer Pfarrer der Pfarrei St. Peter Montabaur-Stelzenbachgemeinden in der Pfarrkirche St. Peter in Ketten. In einem feierlichen Gottesdienst wurde der zurückgekehrte ehemalige Montabaurer Kaplan von Generalvikar Wolfgang Rösch in sein Amt eingeführt.
Generalvikar Wolfgang Rösch bei der Amtseinführung von Steffen Henrich. (Foto: privat)Montabaur. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass man die Kirche mit einer Sandsteinfigur vergleichen könnte: sie hat draußen in der Witterung gestanden, viele Jahrzehnte, viele Jahrhunderte lang“, beschrieb Pfarrer Henrich den Gottesdienstteilnehmern in seiner Predigt sein persönliches Kirchenbild. „Immer mehr ist der Wind darüber gefahren, immer mehr hat diese Figur an Kanten und Ecken verloren. Man kann kaum erkennen, was das einmal war“, klagte Henrich.

Der Kirche wieder ein Gesicht geben
Die Frage sei: „Wie bringen wir diese Figur wieder zum Strahlen? Wie kriegen wir wieder die Ecken und Kanten herein? Wie kann man dort wieder ein Gesicht erkennen?“ Die Kirche solle wieder ihr Gesicht bekommen und wieder erkennbar werden. Hierfür habe er keine Pläne, sondern wolle erst einmal sehen, was überhaupt da ist, was überhaupt zu tun sei. Gott wolle vergeben, annehmen, wieder neu machen und heilen. „Aber wir müssen uns auch finden lassen wollen“, wünschte sich Henrich eine persönliche Umkehr. „Gott handelt nicht einfach über unsere Köpfe hinweg, sondern mit uns. Auch wir sind gefordert, hier mitzuwirken, damit er an uns handeln kann“.

In seinem priesterlichen Dienst will Pfarrer Henrich den Menschen den Blick auf Gott eröffnen. „Er ist es, der aus dieser Sandsteinfigur wieder eine schöne Figur machen wird, der uns das Gesicht gibt, sein Gesicht“. Die Kirche zu reformieren bedeute, auf Jesus Christus zurückzuschauen, auf ihn zu blicken und ihn bei uns handeln zu lassen.

Pfarrer Henrich würdigte am Ende seiner Predigt den langjährigen Dienst seines Vorgängers Heinz-Walter Barthenheier, der aufgrund einer Erkrankung längere Zeit den Gemeindegottesdienst nicht mitfeiern konnte und im Einführungsgottesdienst erstmals wieder als Konzelebrant mitwirkte. Pfarrer Henrich fasste den engagierten Dienst seines Vorgängers in folgende Worte: „Um ehrlich zu sein: deine Fußspuren sind wahrscheinlich zu groß und riesig. Wir freuen uns alle, dich zu sehen. Du zeigst eine Hoffnung und Freude, von der wir glaube ich alle etwas abbekommen können“. Dieser Dank wurde mit einem lang anhaltenden Applaus goutiert.

Neues Leitungsmodell
Generalvikar Wolfgang Rösch unterstrich in seinen Worten den Auftrag des Priesters, sich nicht selbst in den Mittelpunkt zu stellen, sondern Jesus Christus erfahrbar zu machen. „Christus ist nicht Vergangenheit oder Geschichte, sondern will lebendig in unserer Mitte wirken“. Im Rahmen der Amtseinführung wurde auch ein Modell geteilter Leitung vorgestellt, in dem Pastoralreferentin Inge Rocco die innere Leitung des Pastoralteams übernimmt. Neben dem Verwaltungsleiter ergänzt sie die Leitung durch ihren Blick aus weiblicher und familiärer Perspektive. Dieses neue Leitungsmodell wird im Bistum Limburg beispielhaft hier als Konsequenz der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals umgesetzt. Pastoralreferentin Inge Rocco erinnerte in ihren Begrüßungsworten an die Mahnung des Apostels Paulus, einander mit Achtung und Liebe zu begegnen. Pastoralausschussvorsitzende Theresia Schmidt ergänzte diesen Wunsch damit, als Kirche Jesu Christi mit der Kraft des Heiligen Geistes gemeinsam auf einen guten Weg in die Zukunft zu gehen.

Pfarrgemeinderatsvorsitzende Christa Windeck freute sich augenzwinkernd: „Bei uns hat es stellenmäßig gebrannt und Sie sind angerückt“. Dabei spielte sie auf Pfarrer Henrichs Hobby an, die Mitarbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr, die mit einer Delegation während des Gottesdienstes sichtbar und zahlreich vertreten war.

Pfarrerin Anne Pollmächer: wünschte im Namen der evangelischen Kirchengemeinde menschliche Engel, die Henrich immer mal wieder von der Seite zurufen sollen: „Hab Zutrauen und hab Mut! Hab Spaß und hab Freude, sei nicht perfekt, aber sei gut!“ Aus eigener Erfahrung könne sie Henrich versichern: „Solche menschlichen Engel, die gibt es hier in Montabaur zuhauf!“ Verbandsgemeindebürgermeister Ulrich Richter-Hopprich erinnerte sich daran, dass vor drei Jahren zur Fastnachtszeit eine ältere Dame in Montabaur aufgetreten sei, Pfarrer Henrich wie aus dem Gesicht geschnitten. Henrichs Frohsinn beeindrucke ihn, der nicht oberflächlich sei, sondern sich aus einem tiefen Gottvertrauen speise. „Damit steckst du andere bei jeder Gelegenheit an. Das ist deine Superstärke! Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du dir die erhälst“. (PM)
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