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Nachricht vom 22.06.2022
Wirtschaft
Fachkräftemangel in der Lagerlogistik und im Transport
Weltweite Lieferketten stehen unter einem großen Druck. Die letzten Krisen, angefangen mit dem Brexit, der Corona Pandemie und nun dem russischen Überfall auf die Ukraine zeigen, wie verwundbar die Lieferketten auf der ganzen Welt sind. Ein einzelnes Containerschiff, die Evergreen, blockierte den Suezkanal und sorgte für ein weltweites Chaos bei Schiffstransporten und anderen danach geschalteten Transportmöglichkeiten.
Foto Quelle: pixabay.com / <a href=https://pixabay.com/de/users/652234-652234/ target=_blank rel=nofollow>652234</a>Gestörte Lieferketten sorgen für wirtschaftlichen Schaden
Sind die Warenflüsse zu den Unternehmen gestört und können Waren nicht abtransportiert werden, zeigen sich die Auswirkungen auf breiter Ebene. Betriebe können bestehende Aufträge nicht abarbeiten, weil die Rohstoffe fehlen und Lieferzeiten können nicht eingehalten werden. Als Resultat werden Aufträge storniert, es fallen Vertragsstrafen für nicht ausgelieferte Produkte an und ganze Linien stehen still. Die Auswirkungen können so gravierend sein, dass Unternehmen in die Insolvenz gehen und Arbeitsplätze wegfallen.

Bedeutung für Deutschland
Deutschland ist ein Handelsland. Es ist abhängig von Importen und der Bereitstellung der Waren, aber auch von Exporten. Ein Großteil, der in heimischen Unternehmen hergestellten Güter wird auf der ganzen Welt verkauft. Gestörte Lieferketten sorgen gleichzeitig nicht nur für leere Regale in den Supermärkten, sondern auch viele andere Bereiche sind betroffen. Das Handwerk bekommt seine Baumaterialien nicht und muss Aufträge in die Zukunft verschieben, bei denen die Preiskalkulation am Ende vielleicht nicht mehr stimmt. Neue Aufträge wie die Installation von Fotovoltaikanlagen können nicht angenommen werden. Ganz banale Dinge wie Nägel, die dringend für die Herstellung von Paletten benötigt werden, fehlen, wodurch die gesamte Logistikbranche leidet. Die Schwerlastregale Industrie baut darauf, dass ihre Regale mit palettierten Waren befüllt werden.

Fachkräftemangel
In der Logistik und in Speditionen arbeiten mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland. Damit ist die Logistik der drittgrößte deutsche Wirtschaftszweig. Gleichzeitig werden aber immer mehr Fachkräfte gesucht, und das in allen Qualifikationen. So werden Fahrer für Lkw gesucht, aber auch Ingenieure, die Warenflüsse koordinieren und überwachen. Vor allem die Fahrer im Transport sind derzeit am schwierigsten zu finden. Mehr als die Hälfte aller Speditionen in Deutschland klagen über einen Mangel an Fahrern. Das Problem besteht dabei aber nicht erst während der letzten Krisen, diese haben dabei lediglich für eine Verschärfung gesorgt. Auch ist eine Entspannung der Lage in naher Zukunft nicht zu sehen, Statistiken gehen eher davon aus, dass bis 2040 auf jede achte Fachkraft verzichtet wird.

Gründe für den Fachkräftemangel im Transport
Eine der Hauptursachen ist der Wunsch nach mehr Flexibilität im Beruf. Die Work-Life-Balance wird ein immer wichtigeres Gut, um Beruf, Familie und Freizeit in Einklang zu bringen. Gerade Berufskraftfahrer stehen vor der Aussicht auf wenig flexible Berufe. Im Fernverkehr sind die Fachkräfte lange von ihrem Zuhause und der Familie getrennt, schlafen auf Rastplätzen und können Hobbys nur bedingt nachgehen. Gleichzeitig ist der Verdienst im Transportwesen nicht attraktiv genug. In der gesamten Branche der Logistik wird das Gehalt, bei oft körperlich schwerer Arbeit und schwierigen Arbeitszeiten, nicht als angemessen gesehen. In der Lagerlogistik wird jetzt schon versucht entgegenzuwirken, indem körperlich schwere und immer wiederkehrende Aufgaben automatisiert ablaufen. Das sorgt bei neuen potenzielle Arbeitnehmern in der Branche auf der Kehrseite wieder für Unsicherheiten, wie zukunftssicher ein Beruf in diesem Bereich eigentlich ist.

Chancen durch Digitalisierung
Im gesamten Bereich der Logistik, der weltweiten Lieferketten und auch der Intralogistik, (also auf dem Werksgelände selbst) wird über Lösungen dieser Probleme nachgedacht. Industrie 4.0 wird hier mit Logistik 4.0 in Einklang gebracht. Das Nutzen des Internets der Dinge in allen Bereichen der Logistik, intelligenten Algorithmen und der Vernetzung aller Produktions- und Logistikschritte soll die Unternehmen auf die Zukunft vorbereiten. Es ermöglicht, die Warenflüsse zu optimieren, Kapazitäten an anderer Stelle zu schaffen und dem Personal schwierige, körperlich belastende Arbeit zu ersparen. Dabei ist nicht nur eine Vernetzung der Logistik im Unternehmen selbst denkbar, auch eine Vernetzung der Unternehmen untereinander ermöglicht es, die Transportwege intelligenter und produktiver zu gestalten. Ziel ist am Ende, die Lieferketten nicht nur zu stärken, sondern vor allem schneller auf Krisen und Störungen zu reagieren. Gerade bei den weltweiten Warenflüssen wird dies immer wichtiger, da Lieferketten mit ihrer Komplexität auch anfälliger werden.

Ausblick
Der Fachkräftemangel wird an allen Stellen bestehen bleiben. Unternehmen müssen sich in Zukunft auch in der Logistik immer flexibler aufstellen und schnell reagieren. Nachfolgend werden aber nicht nur Kommissionierer und Fahrer gebraucht, auch Ingenieure, Informatiker, Manager und Sachbearbeiter werden immer wichtiger. Die Digitalisierung bringt das Werkzeug an die Hand, den Krisen weltweit begegnen zu können, allerdings müssen die Mittel dafür erst geschaffen und sinnvoll eingesetzt werden. Flexible und gestärkte weltweite Lieferketten werden damit allen Branchen mehr Sicherheit und Unternehmen mehr Planungssicherheit geben. Die Bedeutung der Logistik in allen Bereichen wird mit der Zeit nur noch wichtiger sein. (prm)
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