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Nachricht vom 14.06.2022
Kultur
Tausende bevölkerten den 42. Keramikmarkt in Höhr-Grenzhausen
Bedingt optimistisch waren die Verantwortlichen vor wenigen Wochen noch was den Erfolg des 42. Keramikmarkts angeht. Doch alle eventuellen Bedenken wurden vom Verlauf des Festes hinweggefegt. Das Event zog nicht nur zahlreiche Besucher an, sondern wurde auch wieder höchsten internationalen Ansprüchen gerecht.
Freuten sich über den Zuspruch: die Leiterin des Keramikmuseums Nele van Wierimgen (ganz rechts) und Stadtbürgermeister Michael Theisen (3. von rechts) zusammen mit einer Besuchergruppe. (Fotos: Wolfgang Rabsch)
Region. Bei der Pressekonferenz, etwa zwei Wochen vor dem 42. Keramikmarkt, waren die verantwortlichen Organisatoren von der Kannenbäckerland-Touristik und von Stadt und Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen, bedingt optimistisch, wie der Keramikmarkt nach zwei Jahren Pause wegen der Pandemie, angenommen würde. In zwei Jahren kann immer sehr viel passieren – auch Stammbesucher, die aus aller Herren Länder ansonsten nach Höhr-Grenzhausen kommen, könnten sich andere Veranstaltungen ausgesucht haben. Doch eventuell Bedenken verflogen wie im Sturm, als man beobachten konnte, dass sich bereits zur Eröffnung eine regelrechte Karawane von Autos in Richtung Keramikmuseum begab. Innerhalb kürzester Zeit waren alle verfügbaren Parkplätze restlos belegt. Ein großer Zustrom von Menschen ergoss sich pausenlos in die rund 500 Meter lange Marktzone. Die Organisatoren und diejenigen, die sich für den Besuch des Keramikmarktes entschieden hatten, erhielten auch noch den Segen von ganz oben, denn sie wurden mit fantastischem Kaiserwetter belohnt.

Raffinierte Keramik auf hohem künstlerischem Niveau
Angefangen beim Keramikmuseum, konnten die Besucher sich an rund 130 Ständen, bis hin zum Laigueglia-Platz, an der künstlerischen Vielfalt von Keramik -und Porzellan-Erzeugnissen begeistern. Höhr-Grenzhausen stellte zum wiederholten Mal unter Beweis, dass die Stadt das keramische Zentrum in Deutschland ist. Keine andere Stadt kann sich mit Höhr-Grenzhausen messen, in der Tradition und Moderne, sowie Bildung und Technik, in großer Konzentration vorhanden sind. Den Besuchern wurden von rund 130 Ausstellern aus ganz Europa Gebrauch- und Zierkeramik, echt salzglasiertes Steinzeug, Keramikschmuck und viele andere Erzeugnisse aus Keramik dargeboten. Es nahmen wieder zahlreiche europäische Aussteller unter anderem aus Großbritannien, Spanien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Polen oder Ungarn teil. Sie öffnen den Blick über die eigenen Grenzen hinaus, und prägen dabei einen teilweise individuellen Stil.

Für jeden Geschmack, jeden Anlass, und für jeden Geldbeutel, war das Passende vorhanden. Manchmal konnte man auch beobachten, dass um den Preis gefeilscht wurde, was dann Ausstellern und Besuchern große Freude bereitete.

Stellvertretend für alle Aussteller hat sich der WW-Kurier am Stand von Diane Tafel und Martin Sprave näher informiert. Das Angebot fiel durch seine skurrilen Figuren und Objekte auf, die aus Erde und Feuer gebrannt werden. Zugegeben: Die Skulpturen und Figuren reflektieren einen provokativen Stil, der nicht jedem gefallen kann. Wenn man sich aber näher damit befasst, dann merkt man, dass die Figuren mit viel Sarkasmus, auch Zynismus und Spott, hergestellt wurden. Ins Auge fiel unweigerlich die Szene in einer Badewanne, in der sich eine wohlbeleibte Frau mit einem Nilpferd das Wasser teilte. Beeindruckend auch der Kopf mit einem Brett vor dem Kopf, darauf die schwarz-rot-goldenen Farben der deutschen Nationalflagge. Auf dem Brett sind die Köpfe von Mao, Lenin, Stalin, Marx und Engels zu erkennen. Der Kopf streckt zudem weit eine knallrote Zunge heraus, die Krönung des Ganzen ist der Spruch, der unter dem Werk steht: „Mehr Diktatur wagen“.

Weitere Höhepunkte des Keramikmarkts waren die zum zweiten Mal durchgeführte deutsche Meisterschaft im Töpfern, und das musikalische Highlight, der Auftritt der „The Wild Bobbin‘ Baboons“ im Garten der Jugend -und Kulturzentrums Zweite Heimat. Die Band begeisterte im herrlich beleuchteten Garten der „Zweiten Heimat“ mit Rock‘ n Roll vom Allerfeinsten, ließen dabei Elvis, Jerry Lee Lewis und Bill Haley wieder auferstehen. Deutscher Töpfermeister wurde übrigens Frank Junk aus Münchwald, der außer dem Titel, auch noch 1.000 Euro Siegprämie mit nach Hause nehmen durfte.

Im Keramikmuseum wurde eine Wettbewerbsausstellung „Schmuck und Knöpfe" durchgeführt, die Preisträger durften sich auf Geld- und Sachpreise freuen. Das Keramikmuseum bot Jung und Alt viele Gelegenheiten zum aktiven Mitmachen, so unter anderem für Kinder eine Museumsrallye, auf einem Grabungsfeld wurde nach „antiken" Gegenständen gebuddelt, ein Rakubrand, das ist ein faszinierendes Spiel mit Feuer und Farben, wurde hinter dem Museum vorgeführt, auch dem Töpfer Malte Hermann konnte bei seiner Arbeit über die Schulter geschaut werden.
       
       
       
       
   
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