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Nachricht vom 05.02.2022
Wirtschaft
Kritik an Sportwettenwerbung wächst – doch welchen Stellenwert hat das Wetten in der Gesellschaft?
Zuletzt wurden die Kritiker der Werbung für Sportwetten wieder lauter. Der Fanverband “Unsere Kurve e.V.” forderte kürzlich die Politik auf, Buchmacher stärker zu reglementieren. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer und Politiker Philip Krämer schlugen in dieselbe Kerbe. Für Kritikerinnen und Kritiker scheinen die rechtlichen Fragen ein gutes halbes Jahr nach dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrages, welcher Rechte und Pflichten der Unternehmen eigentlich transparenter regelt, noch nicht abschließend geklärt zu sein. Doch wie sicher sind Sportwetten und welchen Stellenwert haben sie in Deutschland überhaupt?
Foto Quelle: pixabay.com / <a href=https://pixabay.com/de/users/jarmoluk-143740/ target=_blank rel=nofollow>jarmoluk</a>Im Mittelpunkt der Kritik steht dabei vor allem das Werben für Sportwetten in der Öffentlichkeit. Mittlerweile sind die Wettunternehmen in TV-, Trikot- und Bandenwerbung ähnlich präsent wie beispielsweise die ebenfalls oft kritisierte Spirituosenindustrie. Bezüglich der Sportwetten sehen viele den Jugendschutz gefährdet. Zudem steige in Deutschland die Gefährdung zur Spielsucht durch Sportwettenwerbung an. Krämer sagte beispielsweise, die Werbungen seien “oftmals sehr martialisch, sollen also den Wunsch nach einem Wettkampf wecken oder suggerieren, dass man durch umfangreiches Wissen viel Geld gewinnen kann.” Dieses manipulative Vorgehen müsse von der Politik stärker reglementiert werden.

Höhere Nachfrage, steigende Umsätze
Tipico und Co. verbuchen seit Jahren einen wachsenden Umsatz. Während die traditionellen Wettbüros dabei immer unattraktiver zu werden scheinen, erfreuen sich vor allem die Online-Anbieter großer Beliebtheit. In den letzten Jahren stiegen die Umsätze der Branche daher zwischen 2014 und 2019 kontinuierlich von circa. 4,5 Milliarden aufrund 9,3 Milliarden Euro in Deutschland an. Lediglich Covid19 verhinderte 2020 einen noch höheren Umsatz.

In Deutschland wurden damit europaweit die meisten Umsätze generiert. Der Markt boomt in der Bundesrepublik und immer mehr neue Sportwettenanbieter springen mit möglichst ausgefallenen Angeboten auf den Zug auf. Wer auf die Bundesliga oder andere Top-Wettbewerbe setzen möchte, hat inzwischen die Möglichkeit, aus dutzenden Anbietern zu wählen. Dabei sind neben Wettquoten auch Bonusangebote ein entscheidendes Kriterium der Wahl. Hierzu lassen sich die Wettanbieter ständig neue Ideen und Angebote einfallen, um sich für die Kundschaft attraktiver zu machen.

Sicherheit in Deutschland gegeben
Nach wie vor haben Sportwetten, zumindest in einigen Teilen der Gesellschaft, einen verruchten und unseriösen Ruf. In der Vergangenheit kam es immer mal wieder zu Betrügereien und Abzocken. Seit Juli 2021 jedoch ist ein neuer, bundesweiter Glücksspielstaatsvertrag in Kraft getreten, der die Kundschaft deutlich entlastet. Seitdem regelt der Staat transparent und einheitlich, welcher Buchmacher in Deutschland Sportwetten anbieten darf und erteilt nur seriösen Unternehmen eine Sportwetten-Lizenz.

Auch der Schutz vor Spielsucht wird seitdem stärker organisiert. So kann die unabhängige Glücksspielbehörde OASIS gefährdete Personen sperren lassen. In den ersten sechs Monaten wurden seitdem knapp 23.000 neue Bundesbürger gesperrt. Zudem wurde ein monatliches Einsatzlimit festgelegt, welches den Spielschutz schützen soll.

Mit Sportwetten umgehen lernen
Inzwischen ist die Glücksspielbranche, zu welcher die Sportwetten gehören, fest im Wirtschaftssystem integriert. Ein generelles Verbot von Sportwetten wäre zudem eine höhere Gefahr als kontrollierte, seriöse Unternehmen zu legalisieren. Illegale Sportwetten mit horrenden Einsätzen, Mafiastrukturen und keinerlei Spielerschutz wären Folgen eines Verbotes. Der Stellenwert der Sportwetten in der Gesellschaft ist viel zu ausgeprägt und für viele würden sich ein Verbot und seine Folgen somit deutlich negativ auswirken. Auch ein generelles Verbot der Sportwetten erscheint dahingehend nicht einleuchtend, wenn es sich um legale Unternehmen handelt. (prm)

Agentur Autor:
Sebastian Meier
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