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Pressemitteilung vom 27.01.2022
Region
Mieter-Gütesiegel warnt vor zu teuren Klimaschutz-Sanierungen
Die Mieter nicht "arm sanieren" ist die Botschaft des Mieter-Gütesiegels "Mein Fair-Mieter". Rund 100.100 Wohnungen gibt es im Westerwaldkreis - und auf diese kommt eine gewaltige Sanierungswelle zu. Grund sind die Klimaschutz-Ziele der Bundesregierung.
Manchmal muss es luftig sein. Aber anders als beim Vogelhaus werden Wohnhäuser demnächst in Sachen Zugluft dicht gemacht – und kräftig auf das Energiesparen getrimmt. Das Mieter-Gütesiegel „Mein Fair-Mieter“ hat dabei die Kosten im Blick und warnt vor einer „Klima-Miete“. (Foto : Mein Fair-Mieter)Westerwaldkreis. Solche Sanierungen sind mit Kosten verbunden: Rund 569 Millionen Euro pro Jahr werden Wohnungseigentümer im Westerwaldkreis nach und nach investieren müssen, um die Wohnungen auf den hohen Energiespar-Standard zu bringen, der bis 2045 erforderlich ist. Das geht aus einer Analyse zum regionalen Wohnungsmarkt hervor, die das Pestel-Institut (Hannover) für das Mieter-Gütesiegel "Mein Fair-Mieter" durchgeführt hat. Allein 58 Millionen Euro jährlich seien demnach notwendig, um die 32.700 Mietwohnungen im Westerwaldkreis energetisch zu sanieren.

Das Mieterschutz-Label warnt vor einer "Klima-Miete": "Die enormen Sanierungskosten dürfen nicht auf dem Rücken der Mieter abgeladen werden", sagt Matthias Günther vom Gütesiegel "Mein Fair-Mieter". Der Staat müsse demnach verhindern, dass Mieter "arm saniert" würden. "Wer eine Wohnung mietet, darf - wenn überhaupt - nur mit einem Bruchteil der Kosten belastet werden. Klimaschutzsanierungen sind Investitionen ins Haus", so Günther. "Sie erhöhen den Wert der Immobilie - bei Miethäusern genauso wie beim Einfamilienhaus. Nutznießer sind damit in erster Linie also die Hauseigentümer."

Es sei daher die Aufgabe des Staates, Klimaschutz-Sanierungen bei Mietwohnungen "mit Augenmaß und effektiv zu fördern". Gleichzeitig müsse es dabei eine klare Deckelung bei den Mieten geben, also keine Förderung ohne Gegenleistung der Eigentümer. Das Gütesiegel "Mein Fair-Mieter", das als Verbraucherschutz-Instrument bundesweit faire Vermieter auszeichnet, kündigte an, Mieterhöhungen im Zuge von Klimaschutz-Sanierungen kritisch unter die Lupe zu nehmen. Bei der Vergabe des Mieter-Labels werde dies als ein Kriterium künftig verstärkt Berücksichtigung finden.

Die Experten von "Mein Fair-Mieter" erwarten, dass die erforderliche Klimaschutz-Offensive auf dem heimischen Wohnungsmarkt bereits in diesem Jahr startet. "Die Ampel-Regierung in Berlin wird neben dem Neubau auch die energetische Gebäudesanierung jetzt zügig voranbringen. Deshalb ist es umso wichtiger, gleich Pflöcke gegen Mietentreiberei bei Sanierungen zu setzen", so Matthias Günther. Er appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten der Koalitionsparteien von SPD, Grünen und FDP, bei allen Klimaschutz-Aktivitäten den "Mieten-Rechner" mitlaufen zu lassen. "Mein Fair-Mieter" kündigte an, sich in den nächsten Tagen auch direkt an die Bundestagsabgeordneten zu wenden, um ihnen Know-how zum Wohnungsmarkt bereitzustellen.

Immerhin gehe es um das angestrebte Ziel, bis 2045 auch beim Gebäudebestand im Westerwaldkreis eine neutrale Treibhausgasbilanz zu erreichen. "Das werden 23 lange Jahre für die Sanierung und den Wechsel von fossilen zu regenerativen Energien. Die Bundesregierung wird den Start der energetischen Gebäudesanierung allerdings nicht auf die lange Bank schieben", sagt Matthias Günther. Auch im Westerwaldkreis gehe es darum, etwa 80 Prozent der Wohnfläche - rund 9,2 Millionen Quadratmeter - energetisch zu sanieren. Das restliche Fünftel sei entweder bereits auf einem hohen Klimaschutz-Niveau oder die Bausubstanz lasse – technisch/wirtschaftlich betrachtet - eine sinnvolle Sanierung nicht zu.

"Verteilt auf die Jahre werden bis 2045 in den Wohngebäude-Bestand vom Westerwaldkreis - berechnet auf aktueller Kostenbasis - rund 13,1 Milliarden Euro in Energiespar-Sanierungen investiert werden müssen. Die Herausforderung ist es jetzt, Klimaneutralität zu einem hohen Maß auch 'Mieten-neutral' hinzubekommen", so Günther. (PM)
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