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Nachricht vom 14.09.2021
Region
Baubranche im Westerwaldkreis bietet Coronakrise die Stirn
Im Westerwaldkreis waren Ende 2020 trotz Corona 133 Bauarbeiter mehr beschäftigt, als zu Beginn. Die Auftragslage steigt weiterhin und bringt im nächsten Jahrzehnt neue Herausforderungen mit sich.
SymbolbildWesterwaldkreis. Gegen den Trend ist es im Pandemie-Jahr 2020 mit dem Bau im Westerwaldkreis bergauf gegangen: Die Zahl der Baubeschäftigten lag am Jahresende bei 6.909. Damit gab es im ersten Corona-Krisenjahr im Westerwaldkreis 133 Bauarbeiter mehr – ein Plus von zwei Prozent. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zur Beschäftigung in der Corona-Zeit. „Der Bau hat in der Pandemie für Stabilität gesorgt. Er hat der Krise die Stirn geboten wie kaum eine andere Branche. Vom Wohnungs- bis zum Straßenbau hat der Bau eine gute Job-Perspektive geboten", sagt Walter Schneider. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Koblenz-Bad Kreuznach sieht die Bauwirtschaft als Motor in der Krise.

Während der Bau zulegen konnte, stagnierte die Beschäftigungsentwicklung bei den übrigen Wirtschaftszweigen: Ohne die Baubranche gerechnet lag dort die Zahl der regulär Beschäftigten Ende 2020 bei 63.694. Gegenüber dem Vorjahr – und damit der Zeit vor Corona – ist dies ein leichter Zuwachs um lediglich 19 Beschäftigte.

„Besonders stark hat die Krise bei den Mini-Jobs reingehauen", so Walter Schneider. Außerhalb der Baubranche sei die Zahl der Mini-Jobber im ersten Corona-Krisenjahr im Westerwaldkreis um 246 auf 22.552 Ende 2020 gesunken – ein Rückgang um 1,1 Prozent. Auf dem Bau dagegen gab es Ende des vergangenen Jahres 1.517 Mini-Jobber – ein Plus von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und das, obwohl der Bau nicht als eine typische Mini-Job-Branche gilt. Walter Schneider beruft sich dabei auf eine regionale Arbeitsmarkt-Analyse, die das Pestel-Institut (Hannover) mit Zahlen der Bundesagentur für Arbeit im Auftrag der IG BAU gemacht hat.

„Die Situation im Westerwaldkreis ist damit typisch für die bundesweite Beschäftigung. Und der Trend wird anhalten: Der Bau braucht Leute. Vor allem Fachkräfte", sagt der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger. Bauindustrie und Bauhandwerk müssten hier unbedingt für Nachwuchs sorgen. Der Bau habe eine Mammutaufgabe vor sich: „Allein beim Wohnungsbau schiebt die Branche einen enormen Berg von genehmigten, aber noch nicht gebauten Wohnungen vor sich her: Über 780.000 Wohnungen – so groß ist der aktuelle Bauüberhang. Allein in Rheinland-Pfalz stehen rund 37.000 Wohnungen auf der Warteliste", so Feiger.

Darüber hinaus müsse sich die Baubranche auf ein sogenanntes Jahrzehnt der Sanierungen einstellen. Die neue Bundesregierung werde alles daransetzen müssen, deutlich mehr Klimaschutz-Sanierungen zu schaffen. „Auch der seniorengerechte Umbau von bestehenden Wohnungen drängt enorm. Es werden künftig viel mehr Seniorenwohnungen gebraucht, als heute schon. Denn bald geht die Baby-Boomer-Generation in Rente", sagt IG BAU-Chef Robert Feiger. (PM)

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