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Nachricht vom 30.08.2021
Region
Natur pur - Wandern mit dem Hauptverein des Westerwald-Vereins e.V.
Wer nur bei Sonnenschein wandert, wird nie die unzähligen Grautöne des Westerwälder Regens erleben! Getreu dieses Mottos fand am letzten August-Wochenende das zweite Wanderwochenende des Westerwald-Vereins statt, bei dem viele Wandernde dem schlechten Wetter trotzten.
Sie trotzten Wind und Wetter: die Wandernden des Westerwald-Vereins e. V. (Foto: Rainer Lemmer)Weltersburg/Kurtscheid. Nach dem erfolgreichen Neustart der Wanderaktivitäten Anfang Juni folgte am 28. und 29. August das zweite Wanderwochenende des Hauptvereins des Westerwald-Vereins. Mit den beiden Wanderführern Rainer Lemmer (Fachbereichsleiter Wandern und Freizeit) und Eberhard Ullrich (Fachbereichsleiter Wege) wanderten 36 Wanderer am Samstag, dem 28. August, durch das Wällerland. Die Rundwanderung W4 „Der goldene Reiter und die Watzenhahner Riesen“ führt auf circa 16 Kilometern vom Start- und Zielpunkt in Weltersburg rund um den Watzenhahn.

Viel Wissenswertes zur Geschichte der Burgruine auf dem Küppel bei Weltersburg, den geologischen Besonderheiten entlang der Strecke sowie Sagen und Mythen begeisterten die Wanderfreunde. Leider trübte ein wolkenverhangener Himmel die ansonsten fantastische Aussicht vom Burgberg Weltersburg in das Elbbachtal und Limburger Becken. Der rund 50 Kilometer entfernt gelegene große Feldberg im Taunus versteckte sich ebenfalls in den tief hängenden Wolken.

Nach der Rast mit Rucksackverpflegung, dem Kennenlernen der „Belladonna“ (Tollkirsche) und dem Besuch der Watzenhahner Riesen im Steinbruch führte die Wanderung nach Willmenrod und hinein in den Dauerregen. In Willmenrod lüftete dann Lemmer das Geheimnis um den „Venezianischen Weihnachtsschmaus“, das „Arabische Reiterfleisch“ und vieles mehr.

Willmenrods berühmter Bürger und erster Fernsehkoch Deutschlands Clemens Hahn, besser bekannt als Clemens Willmenrod, hatte diese Gerichte in den 1950er-Jahren neben dem fast schon legendären „Toast Hawaii“ und den „Gefüllten Erdbeeren" erfunden. Auf dem Friedhof gedenkt die Gemeinde ihrem berühmten Bürger mit einem Gedenkstein.

Am Geotop und Naturdenkmal Kranstein konnte die Wandergruppe sehr gut erkennen, wie vor Millionen von Jahren in einem Vulkan das heiße Magma aus dem Erdinnern in einem fächerförmigen Schlot an die Oberfläche getrieben wurde und dann zu Basalt erkaltete. Nach den Erläuterungen von Lemmer zum Ursprung des Basalts wurde auch die Frage nach dem härteren Gestein beantwortet. Zur Überraschung vieler hat Basalt im Vergleich zu Granit eine fast doppelt so hohe Druckfestigkeit.

Auf den letzten Metern der Rundwanderung zeigte sich das Wetter auch wieder versöhnlicher und Sonne und ein wenig Himmelblau rundeten eine tolle Wanderung ab.

Am Sonntag, den 29. August, führte die zweite Wanderung an diesem Wochenende W5 „Hoch hinaus auf dem Butterpfad“ über 18 Kilometern rund um Kurtscheid, die mit 400 Metern höchstgelegene Gemeinde des Kreises Neuwied.

Super Fernsichten mit Siebengebirge, Westerwald, Taunus...
Wahnsinns Blick vom Aussichtsturm ...
Blauer Himmel und Sonnenschein ...
Staubtrockene Wege ...
hatten wir leider alles nicht!
Dafür aber: Super motivierte Wandertruppe bei andauerndem Regen, die weder Wind noch Wasser oder verschlammte Wege und riesige Pfützen schreckten.

Leider entsprach die Wettervorhersage vom Vortag der Realität. Nebel, Nieselregen der langsam in Dauerregen überging und ein kalter Wind empfing 30 gut gelaunte aber bestens ausgerüstete Wanderer. Die tief hängende Wolkendecke erlaubte leider nicht die angekündigte Fernsicht von der im letzten Jahr eingeweihten und über 126 Stufen zu erreichenden Aussichtsplattform auf dem alten Wasserturm.

Damit die geführte Wanderung trotz mangelndem Fernblick Interessantes zu bieten hatte, erläuterte Wanderführer Rainer Lemmer die Besonderheiten der Wanderstrecke. Ob Drüssiges Springkraut, Wasserdost, Weinbergschnecken oder essbare Pilze wie Pfifferlinge, Maronen und Rotfussröhrlinge – zu allem gab es interessante Hintergrundinformationen.

Über weite Strecken führte die Wanderung durch Laubwälder, die zwar nicht den ganzen Regen abhalten konnten, aber irgendwie war es auch für Viele eine tolle Erfahrung, über zermatschte Wege zu wandern, große Pfützen zu queren und bei all dem das Plätschern des Regens auf den Blättern des Waldes und auf den Schirmen zu hören.

Neben dem keltischen Hügelgräberfeld, der Rekonstruktion eines Grabhügels und der Geschichte über die Grabungen an der Alten Burg bei Bonefeld waren die Bergbautätigkeit im Fockenbachtal und auf der (bei normaler Sicht vom Aussichtspunkt „Schöne Aussicht“ auch erkennbaren) Grube Georg in Willroth die Höhepunkte der Wanderung.

An der Grube Louisenglück, am Alexanderstollen, sowie am Standort der ehemaligen Kupferverhüttungen im Tal erläuterte der mitwandernde und an Bergbaugeschichte interessierte Andre Hauptmann die Zusammenhänge im Bergbau. Als Anschauungsmaterial für die hier geförderten Metalle hatte er einen aufgeschlagenen Erzbrocken dabei. Von außen eher unscheinbar und schwer an Gewicht konnte die Wandergruppe im Inneren des Steins Eisenerz, Mangan, Kupfer und Phyrit deutlich erkennen.

Nach einem langen, steilen Aufstieg ging es an den Aussichtspunkten Ilsenstein und Wilhelmsruh „ohne Aussicht“ zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung.

Fazit eines Wanderers:
Super informative Wanderung in toller Gegend – die Strecke muss unbedingt noch einmal bei besserem Wetter gewandert werden.
Kurz gesagt war es eine feuchtfröhliche Wanderung mit einem ganz schön knackigen Anstieg auf den letzten Metern. (PM)
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