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Nachricht vom 07.07.2021
Wirtschaft
Metzgerei Fritz in Herschbach gibt auf – am 17. Juli 2021 ist Schluss
Über 30 Jahre wussten die Menschen aus Herschbach und Umgebung, wo sie täglich ihre Wurst- und Fleischwaren frisch kaufen konnten, nämlich in der Metzgerei Fritz. Metzgermeister Dieter Fritz hatte das Geschäft 1990 von Engelbert Schenkelberg übernommen, nachdem er sieben Jahre zuvor in Marienrachdorf eine Metzgerei betrieben hatte.
Auf diese freundlichen Metzger und ihre leckeren Fleisch- und Wurstwaren werden die Kunden in Kürze verzichten müssen. Fotos: Wolfgang RabschHerschbach. Die kleine Metzgerei in der Hauptstraße von Herschbach hatte schnell einen festen Kundenstamm akquiriert, der durch qualitativ hochwertige Waren angezogen wurde, zudem die Erreichbarkeit, auch fußläufig im Ortskern von Herschbach gelegen. Es wunderte deshalb nicht, dass auch Kunden aus Freirachdorf, Rückeroth, Schenkelberg und Mündersbach den kleinen Umweg im Kauf nahmen.

Traurige Kundschaft
Die Spezialität des Hauses war die Herstellung der beliebten Hausmacher Wurst, Schwartenmagen, Blut-Brat- und Leberwurst fanden reißenden Absatz, der Erwerb ging fast immer nur über Vorbestellung. Als der WW-Kurier zum Abschiedsbesuch bei der Metzgerei eintraf, standen bereits einige Kunden vor der Tür, die Einlass begehrten, wegen Corona waren aber nur zwei Personen im Laden zulässig. Zufälligerweise kam der WW-Kurier mit einem Mann ins Gespräch, der viele Jahre in Wirges gelebt hatte, alle Ecken der Welt beruflich bereist hatte und nun dem Reporter ein „Geständnis“ ablegte. Ewald Caspari sagte folgendes: „Aus privaten Gründen bin ich von Wirges nach Elz bei Limburg gezogen. Ich war schon immer ein Fan der Hausmacher Wurst der Metzgerei Fritz. Für mich war es selbstverständlich, dass ich nach Herschbach fahre, sobald ich im Westerwald zu tun habe. Die Hausmacher, und da ganz speziell der Schwartenmagen, haben es mir angetan. Darum kaufe ich immer einige Dosen auf Vorrat. Wenn ich Besuch habe und ich eine Wurstplatte anbiete, lautet die Frage fast immer: Ewald, sach ma, wo haste denn die gute Wurst her? Ich bedauere sehr, dass in zwei Wochen unwiderruflich die Metzgerei für immer schließt. Es ist jammerschade!“

Die Meinung von Ewald Caspari wurde von weiteren Kunden bestätigt. die echt traurig waren, dass eine Ära sich dem Ende zuneigt. Unisono lobten alle die hervorragende Frische und Qualität der Fleischwaren, aber auch die Freundlichkeit und Fachkenntnis der Verkäuferinnen, mit denen sich im Laufe der Jahre regelrechte Freundschaften gebildet haben. Es gab keine Experimente, wer den Laden betrat, der wusste, was er wollte und was er bekam. So einfach kann ein erfolgreiches Geschäftsmodell sein, wenn Vertrauen vorhanden ist.

Aufgabe, weil kein Nachfolger gefunden werden konnte
In der Unterhaltung mit dem Chef Dieter Fritz und seinem Gesellen Uwe, sagte Dieter Fritz: „Es wird Zeit, auch mal an sich zu denken, an die Familie, Frau, Kinder, Enkelkinder, und kürzer zu treten. Ich habe lange versucht, einen geeigneten Nachfolger für meine Metzgerei zu finden, doch letztendlich sind alle Bemühungen gescheitert. Irgendwann mussten wir ein Ende festlegen, das ist nun der 17. Juli 2021. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge werden wir dann endgültig für immer schließen. Meine vier Verkäuferinnen haben bereits neue Stellen gefunden, für meinen Gesellen Uwe wird sich auch noch was finden, der muss noch ein paar Jahre arbeiten.“

Dieses ist wieder die Geschichte eines Geschäfts, welches in bester Ortslage für immer schließen wird. Es ist mehr als betrüblich, dass damit der Charme von vielen Ortskernen etwas verloren geht. Immer mehr geht die persönliche Bindung zwischen Kunden und den Geschäften verloren. Es gibt kaum noch Dörfer, wo noch ein Landarzt praktiziert, eine echte „Dorfkneipe“ existiert als Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft, ein „Tante Emma-Laden“ anzutreffen ist. Nach und nach verschwinden Bäckereien und Metzgereien von der Bildfläche. Damit gehen auch Tradition und Identität verloren, es ist wohl ein Zeichen der Zeit. Trotzdem ist es sehr schade, weil diese liebgewonnenen Institutionen ein für alle Mal von der Bildfläche auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind. (Wolfgang Rabsch)

       
       
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