WW-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Westerwaldkreis
Nachricht vom 21.11.2010
Region
Attacke auf Stromversorgung im nördlichen RLP
Für den Stromausfall am Samstagmorgen in der Region Hamm/Wissen/Betzdorf gibt es keine "technische Ursache". Bislang ist bekannt, dass unbekannte Täter die Stromausfälle in den jeweiligen Umspannwerken bewusst herbeiführten. Mehr sagen die Ermittlungsbehörden dazu aus "taktischen Gründen" nicht. Für einen terroristischen Hintergrund gibt es derzeit keinen Hinweis.
Angeblich durch ein Loch im Zaun drangen unbekannte Täter in das Umspannwerk in Wissen ein und legten die Stromversorung lahm. Foto: Helga WienandWissen/Hamm/Betzdorf. Am Samstagmorgen, 20. November, wurde es in Teilen des Kreises Altenkirchen kurz nach fünf Uhr plötzlich dunkel. In den Bereichen Hamm, Wissen und Betzdorf gab kurz hintereinander zwei länger andauernde (insgesamt etwa 2 Stunden) Stromausfälle. Elektrische Türen öffneten sich wie von Geisterhand, Alarmanlagen und Großanlagen gingen auf Störung.
Es gab die ersten Polizeieinsätze, da aufmerksame Bürger die Polizei zu den offen stehenden Ladentüren im Stadtgebiet Wissen informierten.
Nachforschungen und Rückfragen zum Stromausfall blieben am Samstag merkwürdigerweise ohne Erfolg. Es gab lediglich den Hinweis, dass die Kripo Betzdorf ermittele. Das Polizeipräsidium Koblenz bestätigte am Samstagnachmittag lediglich einen größeren Stromausfall im nördlichen Rheinland-Pfalz, zu dem ein Ermittlungsverfahren anhängig sei.
Recherchen des AK-Kuriers zufolge wurde in die RWE-Umspannwerke in Hamm in der Seelbacher Straße und das RWE-Umspannwerk in Wissen, Holschbacher Straße, eingebrochen. Der oder die Täter legten scheinbar gezielt die Stromversorgung lahm.
Äußerst "sensibel" reagierten die Behörden und gaben keinerlei Auskunft. Dass damit den Spekulationen Tür und Tor geöffnet wurde, zeigte sich bereits am Sonntag. Denn schon am Sonntag erreichten unsere Redaktion Infos, wo man von einem angeblichen Anschlag berichtete.
Am frühen Samstagmorgen holte Bäckermeister Dirk Müller die letzten Brötchen aus dem Backofen, dann war es stockdunkel. Ähnliches berichtete Personen, die auch am frühen Samstag zur Arbeit mussten oder duch die entsprechenden Alarmanlagen aufgeschreckt wurden. In Wissen herrschte ein gespenstisches Szenario, alles stockfinster, dann mal für kurze Zeit wieder Licht, dann fiel der Strom erneut aus.
Die Kripo Betzdorf nahm die Ermittlungen auf, bestätigte Kriminalrat Franz Orthen am Montag. Die Behörden gehen nicht von einem technischen Defekt aus. Bislang unbekannte Täter drangen auf die RWE-Gelände der Umspannwerke ein und führten den Stromausfall bewusst herbei. Weitere Einzelheiten wurden aus angeblich ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt gegeben. Auch wurde nicht bestätigt, dass es sich um einen gezielten Anschlag handelte.
Die Deutsche Bahn, Pressestelle Frankfurt, bestätigte ebenfalls den Stromausfall, der aber nicht den Fahrdienst und die Stellwerke betraf. Die Bahnhöfe lagen im Dunkeln, ebenso streikten die Fahrkartenautomaten.
Das RWE bestätigte mittlerweile ebenfalls den doch größeren Stromausfall. Hier der Wortlaut der Pressemitteilung: "In der Nacht vom 19. auf den 20. November drangen gegen 5 Uhr Unbekannte in die Umspannanlage Wissen und gegen 5.30 Uhr in die Umspannanlage Hamm der RWE ein. Sie durchschnitten in beiden Fällen die Umzäunung und betraten die elektrischen Anlagen. Dabei lösten sie jeweils einen technischen Defekt aus. Dadurch kam es zu Stromunterbrechungen im Raum Wissen und Hamm. Betroffen waren insgesamt rund 30.000 Einwohner. Die Netzleitung Siegen konnte die Versorgung in beiden Fällen wieder herstellen. Das RWE erstattete umgehend Strafanzeige gegen Unbekannt. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an". Zur Höhe des entstanden Schadens gibt es noch keine Angaben. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, unter Umständen können auf den oder die Täter hohe Regressforderungen zukommen. Dass Menschen, die in ein Umspannwerk einbrechen, sich dem eigenen Tod aussetzen, versteht sich eigentlich von selbst. Denn selbst im Umfeld der Leitungen besteht Lebensgefahr, es fließen ja nicht 220 Volt durch die Leitungen, wie man es im häuslichen Umfeld gewohnt ist. (hw)
 
Nachricht vom 21.11.2010 www.ww-kurier.de