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Nachricht vom 28.04.2021
Wirtschaft
Notbremse führt zu Terminabsagen im Einzelhandel
Die Industrie- und Handelskammer Koblenz hatte von Beginn an Einwände bei der Einführung der Bundes-Notbremse als Instrument zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Der Vorteil der Harmonisierung der Maßnahmen zwischen den Ländern und Regionen stehe dem Nachteil neuer Verschärfungen gegenüber.
LogoKoblenz. Insbesondere die nun geltende Verpflichtung, eine tagesaktuelle Bescheinigung (maximal 24 Stunden alt) über einen negativen Corona-Test (Schnelltest, Selbsttest) vorzulegen, um im Geschäft per „Click & Meet“ einkaufen zu können, sorgt dafür, dass Läden vermehrt leer bleiben und bereits vereinbarte Termine von Kundinnen und Kunden wieder abgesagt werden. Die Betriebe haben für diese verschärften Maßnahmen wenig Verständnis. Vielmehr sehen sie in den neuen Regeln eine weitere Ungleichbehandlung zwischen Einzelhandel und Anbietern von Vollsortimenten.

Hildegard Kaefer, Vizepräsidentin der IHK Koblenz und Vorsitzende des IHK-Ausschusses Handel erklärt: „Die Auflagen bezüglich einer Testpflicht stehen in keiner Relation zur hypothetischen Ansteckungsgefahr. So wird nicht das Virus besiegt, sondern der stationäre Facheinzelhandel vernichtet. Sollte die Testpflicht für den Fachhandel nicht schnellstens zurückgenommen werden, wird sich die Verödung der Innenstädte explosionsartig ausbreiten. Während sich anderswo Menschen unkontrolliert durch enge Verkaufsgänge quetschen, muss sich der Fachhandel wie auf einer Quarantäne-Station verhalten. Diese Ungleichbehandlung vernichtet tausende Existenzen und zehntausende Jobs.“

„Dass vollständig Geimpfte nun ohne Test einkaufen gehen können, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Schließlich haben Händlerinnen und Händler seit Beginn der Pandemie kluge Hygienekonzepte ausgearbeitet, damit Kundinnen und Kunden sicher einkaufen können. Auch die Begrenzung der Quadratmeter je Kunde und Haushalt haben die Händler akzeptiert, damit eine Öffnung der Geschäfte möglich ist. Die Bundesnotbremse ist gut gemeint, aber schlecht für den Handel“, so Sven Klein, Handelsreferent der IHK Koblenz. Dies untermauern auch aktuelle Umfragen: Die Befragung des Handelsverbandes Deutschland (HDE) von über 1.000 Unternehmen im April hat ergeben, dass 45 Prozent der befragten Nicht-Lebensmittelhändlerinnen und -händler ihre Existenz im Laufe des Jahres in akuter Gefahr sehen. Innenstadthändler verloren im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten 60 Prozent ihrer Umsätze. Selbst die Händler, die Kunden mit negativem Test empfangen durften, verzeichneten Umsatzverluste von mehr als 60 Prozent.

Beratungen zur Bundesnotbremse oder Testpflicht hätten zum Bedauern der IHK bis heute nicht stattgefunden: „Der Dialog mit der Wirtschaft bleibt auf der Strecke. Statt die Expertise zu nutzen und bei Entscheidungen mit weitreichenden Folgen einzubeziehen, gibt es in Teilen der Politik offenbar großes Misstrauen gegenüber Unternehmerinnen und Unternehmern. Eine Antwort, wie Öffnungsschritte und eine Perspektive für Betriebe aus Gastronomie, Kultur, Veranstaltung, Reisen und Hotels aussehen könnte, bleibt die Politik ebenfalls schuldig.“

Die IHK Koblenz berät und unterstützt Betriebe in der Krise – gerne per Mail corona@koblenz.ihk.de oder telefonisch über die IHK-Corona-Hotline: 0261/106-501. Zudem hat die IHK FAQs zur Testpflicht verfasst und sie bietet kostenfreie Webinare und Leitfäden zur Umsetzung der Testpflicht in den Betrieben an. Mehr Informationen unter www.ihk-koblenz.de/coronavirus. (PM)
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