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Nachricht vom 17.04.2021
Region
Zeit für Schmetterlinge: fördern und beobachten
Die Freude ist groß, wenn im Frühling wieder Zitronenfalter und Kleiner Fuchs umhergaukeln. Immer seltener können wir Schmetterlinge beobachten, denn viele der einheimischen Tagfalterarten sind bedroht durch die Zerstörung von Lebensräumen oder Umweltgifte.
Bläulinge bei der Paarung. Foto: Christa Lachmann / BUNDRegion. Die Schmetterlinge sind rekordverdächtig, denn sie bilden mit knapp 160.000 beschriebenen Arten, etwa 130 Familien und 46 Überfamilien nach den Käfern die artenreichste Insekten-Ordnung. Und jährlich werden etwa 700 Arten neu entdeckt. Schmetterlinge sind auf allen Kontinenten außer Antarktika verbreitet.

Die Flugzeit der beliebten Insekten hat nun begonnen, sodass sich das bunte Treiben der Tagfalter gut beobachten lässt. Wann die Arten fliegen? Das entnehmen Sie dem BUND-Schmetterlingskalender, bei der Bestimmung hilft das Faltblatt "Schmetterlinge beobachten". Auf der BUND-Seite sind alle Tipps für die Schmetterlingszeit zusammengestellt.

Eine naturnahe Gartengestaltung und Landwirtschaft ohne Gift helfen den Faltern. Im eigenen Garten lassen sich die Tiere leicht fördern, indem man sogenannte „Unkräuter“ in einer Ecke stehen lässt, vor allem Brennnesseln sind wichtige Futterpflanzen für die Raupen, die man natürlich auch dulden muss. Ohne Raupen gibt es keine Falter.

Daher sollte man, wenn man eine bestimmte Schmetterlingsart beobachten möchte, sich über ihre Ansprüche an ihren Lebensraum, ihre Eiablagerpflanzen und Nektarpflanzen orientieren. Und natürlich auch über ihre Flugzeit: Denn manche Arten können fast den ganzen Sommer über in ihrer Flugform beobachtet werden, andere Arten fliegen nur eine vergleichsweise kurze Zeit.

Aber allgemein gilt:
• Schmetterlinge fliegen am liebsten bei gutem Wetter: Wenn es trocken, sonnig und windstill ist.
• In der Stadt eignen sich Grünanlagen oder Kleingartenanlagen gut, um Schmetterlinge zu beobachten. Hier wird man aber in der Regel keine seltenen Arten antreffen. Doch manche Arten kann man noch fast überall antreffen, selbst in der Großstadt. Zu diesen häufigen Schmetterlingen zählen Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Zitronenfalter oder Kohlweißling.
• Die meisten Schmetterlingsarten sind auf bestimmte Lebensräume spezialisiert, zum Beispiel findet man auf feuchten Wiesen, in Mooren, Wäldern oder Gebirgen viele verschiedene Schmetterlinge.
• Manche Schmetterlingsarten saugen auch an Fallobst, im Spätsommer kann man hierbei zum Beispiel Admiral oder Rotes Ordensband beobachten.
• Die größte Vielfalt an Schmetterlingsarten findet sich meist auf nährstoffarmen und daher artenreichen Flächen. Aber auch in naturnahen Gärten kann man eine beeindruckende Anzahl an Schmetterlingen beobachten.
• Bei den meisten Arten ist es nicht möglich, ohne den Falter genau zu untersuchen, zu bestimmen, ob es ein Männchen oder ein Weibchen ist. Es gibt aber einige Arten, die einen ausgeprägten "Sexualdimorphismus" zeigen, bei denen die männlichen und weiblichen Schmetterlinge also ganz unterschiedlich aussehen. So schillern zum Beispiel nur die männlichen Schillerfalter bläulich, sind nur die männlichen Zitronenfalter zitronengelb oder haben nur die männlichen Aurorafalter orange Flügelspitzen.
• Ein Faltblatt mit Bestimmungshilfe für 25 häufige Falterarten gibt es hier.

Nicht ganz einfach, aber interessant ist die Beobachtung von Nachtfaltern. Von ihnen gibt es in unseren Breiten viel mehr als Tagfalter. Naturgemäß sind die Nachtgestalten nicht so schön bunt, sondern gut getarnt. Sie sind, wie der Name sagt, vornehmlich nacht- oder dämmerungsaktiv. Das ist ein sicherer Schutz, weil ein Großteil der Fressfeinde und Nahrungskonkurrenten nachts nicht mehr unterwegs sind. Das Erkennungsmerkmal der Nachtfalter sind ihre Fühler, die am Ende nicht verdickt sind. Die meisten nachtaktiven Schmetterlinge sind zwar recht dick, sehen aber eher unscheinbar aus. Auf diese Weise können sie sich tagsüber besser vor Feinden verbergen. Um Partner zu finden, melden sich die Weibchen mit Sexuallockstoffen, die auch über große Entfernung von den Männchen wahrgenommen werden.

Von allen Regeln gibt es Ausnahmen. Einige Nachtfalterarten sind nämlich wie Tagfalter überwiegend am Tage aktiv, zum Beispiel das Grünwidderchen.

Um nachtaktive Schmetterlinge leichter beobachten zu können, kann man sie mit Fruchtködern oder mit Licht anlocken. Auf dem Speiseplan der Nachtfalter stehen ganz oben vergorene Früchte. Um den Lockstoff herzustellen, wird aus Birnen oder Äpfeln, Honig und Bier ein Mus hergestellt, dem man Hefe, Obstschnaps oder Rotwein beimischt. Den Obstköder streicht man an windgeschützten Stellen zum Beispiel an Bäume. Nach Einbruch der Dunkelheit kann man dann vorsichtig mit einer schwachen Taschenlampe die Köderstellen kontrollieren. So lässt sich zum Beispiel der Schmetterling des Jahres 2015, das Rote Ordensband, anlocken.

Wer mit Licht Nachtfalter anlockt, sollte vorsichtig vorgehen. Lampen entwickeln oft hohe Temperaturen, die den zarten Tieren Schaden zufügen. Allerdings ist nicht jedes Licht gleich gut geeignet. Am besten können die nachtaktiven Schmetterlinge Licht mit hohen Anteilen an blauem oder ultraviolettem Licht sehen. Gelbes Licht nehmen sie hingegen kaum wahr. Wenn Sie eine weiße Decke im Garten ausbreiten, die sie beleuchten, werden Sie bestimmt außer Nachtfaltern eine Reihe weiterer Insekten erkennen. htv


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