Wenn die Flieger wieder fliegen: Drei Reiseziele, an denen die Natur zum Greifen ist
Die größte Impfaktion der Menschheitsgeschichte in einem so kurzen Zeitraum ist gestartet. Dass lässt alle hoffen, deren Sehnsucht nach der Ferne jetzt schon überkocht. Grund genug, schon einmal mit dem Träumen und Vorplanen zu beginnen.
Nein, Normalität ist für die Welt noch nicht als fester Termin absehbar. Aber zumindest eine Hoffnung darauf, dass es in absehbarer Zeit wieder möglich sein wird, seine Wohnung für mehr zu verlassen als die Arbeit und unbedingt notwendige Einkäufe von Dingen des täglichen Bedarfs. Viele werden sich dann noch von allzu großem zwischenmenschlichem Kontakt fernhalten wollen, vielleicht sogar auch müssen. Auch, wenn Sie bereits zu jenen Glücklichen gehören, die immunisiert wurden. Das heißt, klassische Ziele des Massentourismus werden es noch länger schwerhaben.
Wer dennoch in Bälde nicht darauf verzichten möchte, sich wieder in die Lüfte zu schwingen, für den haben wir jetzt schon drei feine Reiseziele zusammengestellt, die vor allem viel Natur bieten, wenig touristische Enge. Und selbst wenn es noch ein wenig dauern kann, bis es losgeht, so ist Träumen natürlich jetzt schon gestattet.
1. Costa Rica
Mancher Leser kennt vielleicht jenen alten Witz, wonach es am Meer viel schöner wäre, wenn es dort auch prächtige Berge und Wälder gäbe. Was bei zahllosen touristischen Destinationen tatsächlich eine entweder-oder-Entscheidung aufgrund geographischer Begebenheiten bleiben muss, wird etwas nördlich der engsten Stelle des mittelamerikanischen Isthmus Realität.
Hier liegt der nördliche Nachbar von Panama, Costa Rica. Und obwohl der Name des kleinen Staates einen direkten Bezug auf dessen „reiche“ Küsten nimmt, wäre es doch gänzlich falsch, das Land von der Fläche Niedersachsens auf seine Strände am Pazifik und dem Karibischen Meer zu reduzieren.
Nein, Costa Rica ist ein faszinierender Mix unterschiedlichster Natur auf einer sehr kleinen Fläche. Neben den (zugegebenermaßen atemberaubend schönen) Stränden gibt es hier tropische Wälder, bewaldete Berghänge, dazwischen tiefe Täler, erloschene Vulkane, sogar trockene Ebenen, die an afrikanische Savanne erinnern.
Und nicht nur das: Costa Rica gilt als eines derjenigen Länder, welche den mit Abstand größten Artenreichtum in Tier- und Pflanzenwelt des gesamten Planeten vorweisen können. Dabei hat es das Land geschafft, das alles gegen überbordenden Tourismus zu verteidigen.
Die ursprüngliche Natürlichkeit ist hier zwischen Küste und Küste an jedem Punkt zum Greifen, Sehen, Riechen und Schmecken nah – ein echtes Traumreiseziel, das zudem auch noch das ganze Jahr über mit angenehmen Temperaturen aufwarten kann; die Lage nur rund 1000 Kilometer nördlich des Äquators macht es möglich. Zudem ist es angesichts der geringen Fläche hier einfach, das gesamte Land in seiner unnachahmlichen Vielfalt binnen eines normalen Urlaubs kennenzulernen. Eine Costa-Rica Rundreise sollte also ein jeder auf seiner Bucket List stehen haben.
2. Finnland
Das östlichste Land Skandinaviens wird leider von vielen nur als exzellentes Ziel für Städtereisen angesehen. Besonders prominent natürlich in die Hauptstadt Helsinki, dazu auch Turku, Mariehamm auf den Ålandinseln, Espoo oder Vantaa. Doch obgleich diese Städte natürlich enorm attraktive urbane Reiseziele sind, so greift auch diese Reduzierung zu kurz – bei Weitem zu kurz.
Zunächst aus einem ganz simplen Grund: 5,5 Millionen Einwohner auf einer Fläche nur etwas weniger als Deutschland. Das macht gemittelt 16 Personen pro Quadratkilometer. Da jedoch ein Großteil der Finnen in den Städten des Südens lebt, bedeutet das eines: Wer auf einsame Natur steht, findet einmal quer durch Deutschland und über die Ostsee beides in der größten Ausdehnung auf der Fläche der EU.
Wie viele Seen das Land hat, lässt sich nur schätzen, offiziell sind es knapp 200.000. Dazwischen liegen in den 19 Regionen des Landes nicht nur Wälder, sondern riesige boreale Wälder, teilweise sogar mit ursprünglichem Urwaldcharakter.
Wer echte Einsamkeit inmitten einer menschenleeren Natur sucht, der wird, zumindest innerhalb der europäischen Grenzen, nichts Vergleichbares in einer solchen Größe finden. Zumal viele Reisedienstleister genau damit werben: Eine abgelegene, dennoch mit dem Nötigsten ausgestattete Hütte an einem See. Anreise auf dem See- oder Luftweg, danach geht es per Geländewagen so lange weiter, bis man wirklich körperlich spürt, der Zivilisation entronnen zu sein.
3. Sachalin
Russlands ferner Osten ist ganz generell ein Areal unseres Planeten, in dem Mutter Natur sich nicht sonderlich davor fürchten muss, dass hier zu viele Menschen siedeln. Das hängt aber nur teilweise mit den mitunter harschen klimatischen Bedingungen zusammen. Viel eher damit, dass manche Gebiete nach wie vor so abgelegen sind, dass sie sich zwar mit modernen Mitteln erreichen lassen, aber dennoch nicht auf wirtschaftliche Weise angebunden werden können.
Die zu Russland gehörige Insel Sachalin (im Netz teilweise anglisiert Sakhalin geschrieben), deckungsgleich mit der gleichnamigen Oblast, ist ein solcher Fall. Allein acht Zeitzonen ist sie von Moskau entfernt und damit zehn von Deutschland. Dazwischen liegen nicht weniger als 6300 Kilometer weitgehend unberührter russischer Weite. Damit gehört Sachalin nicht nur geographisch, sondern kulturell in eine ganz andere Einflusssphäre – zu Japan, unter dessen Herrschaft die Insel auch zwischen 1905 und -45 stand und von dem es nur durch eine gut 40 Kilometer breite Meerenge getrennt ist.
Was Sachalin so einzigartig als Reiseziel macht, ist seine Ursprünglichkeit. Bis zum Ende des Kalten Krieges war die Insel eine militärische Sperrzone; genutzt von der Sowjetunion, um den so nahen „westlichen“ Gegner Japan von hier zu überwachen. Bis heute ist Sachalin nicht nur im Titel von Dokumentationen und Reportagen eine „Insel am Rande der Welt“. Eine halbe Million Menschen leben hier auf einer Fläche wie der von Bayern. Einzig Juschno-Sachalinsk bringt es auf eine, für westliche Verhältnisse, nennenswerte Einwohnerzahl von knapp 200.000 Menschen. Der Rest der Dörfchen und Siedlungen erinnert weit mehr an den Westerwald: Hier 6000 Einwohner, da 2500, Ursprünglichkeit ist hier ein Credo.
Weiterhin konnte sich die Insel deshalb einen unberührten Charakter erhalten. Tourismus entstand hier nur langsam und ist selbst heute noch von untergeordneter Bedeutung für die Wirtschaft. Dafür aber können Gäste auch darauf vertrauen, eine atemberaubende Mischung aus borealen Nadelwäldern, Taiga und sehr vielen Bergen zu finden. Und ringsherum gibt es nur die kalten Wasser des Nordwestpazifiks. Keine sonnenverwöhnte Schönheit, dafür aber ein raues Eiland für Kenner. (prm)