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Nachricht vom 07.07.2022    

Ein Leben mit und ohne Kunststoff – wo Einsparungen etwas bringen und wo nicht

Ein Leben ohne Kunststoff ist unmöglich geworden, wäre aber in Zeiten wie diesen ohnehin nicht sinnvoll. Das umstrittene Material ist aus dem Leben, wie der moderne Mensch es führt, aus Mangel an vernünftigen Alternativen nicht mehr wegzudenken - das ist die eine Seite der Wahrheit. Die andere zeigt uns verstörende Bilder von plastifizierten Ökosystemen und Tieren, die darin zugrunde gehen. Dennoch erzeugen die Konzerne Tag für Tag noch mehr Kunststoffprodukte, die Müllberge wachsen, ebenso wie die Plastikinseln in den Meeren, und immer mehr Lebewesen haben darunter zu leiden.

Foto Quelle: pixabay.com / ritae

Aber in welchen Bereichen des Lebens lässt sich Plastik vermeiden oder durch ein anderes gleichwertig ersetzen? Was kann der Einzelne dazu beitragen, beispielsweise in den eigenen vier Wänden oder auch am Arbeitsplatz, und wo sind Politik und Wirtschaft gefragt?
In der Folge Zahlen, Daten und Fakten sowie wertvolle Tipps im Umgang mit dem verteufelten Material, das allerdings jeder von uns ganz bestimmt nur allzu oft benutzt - entweder aus Bequemlichkeit, Gewohnheit oder Unwissenheit. Es gilt, umzudenken - aber das bitte mit Hausverstand!

Daten und Fakten der Plastikwelt - so sieht die Realität aus
Wird Plastikmüll nicht recycelt oder ordnungsgemäß entsorgt, gelangt er häufig durch Flüsse und andere Gewässer in die Ozeane. Dort schwimmen aus diesem Grund mittlerweile Kunststoffinseln, die größer sind, also so manches Land. Unzählige Meerestiere wie Möwen, Fische, Schildkröten, Delfine und Wale sterben, weil sie sich an scharfkantigen Bruchstellen tödlich verletzen, in Kunststoffnetzen verheddern oder Flaschenverschlüsse und Ähnliches fressen und daran verenden.

Aber auch an Land leiden Pflanzen und Tiere unter dem umweltschädlichen Material, das den Globus überflutet und sogar schon im Blut der Lebewesen - natürlich auch in dem des Menschen - angekommen ist.

Eine Einkaufstüte im Ozean benötigt zehn bis 20 Jahre, bis sie sich vollkommen zersetzt hat, eine PET-Flasche sogar 450 Jahre! Das dabei anfallende Mikroplastik sinkt auf den Meeresgrund und landet somit wieder unsichtbar im Wasserkreislauf der Erde. Laut der aktuellen Daten wird prognostiziert, dass allein China 2025 etwa 18 Millionen Tonnen Kunststoff nicht umweltgerecht entsorgen wird, der anschließend zu einem großen Teil in den Weltmeeren landen.

2019 wurden laut offizieller Statistik weltweit etwa 368 Millionen Tonnen an Kunststoff produziert, rund 18 Millionen davon in Deutschland. Davon werden im Schnitt neun Prozent wiederverwertet, zwölf Prozent verbrannt und 79 Prozent irgendwo gelagert oder in der Umwelt entsorgt. Der Export von Plastik in Deutschland lag 2020 bei ca. 13 Millionen, der Import bei etwa neun Millionen Tonnen.

Aber auch die Zahlen, die den Plastikmüll betreffen, sprechen eine deutliche Sprache: In der EU entstehen rund 33 Kilogramm Verpackungsabfall pro Jahr und Einwohner, wobei Deutschland mit 39 Kilogramm pro Kopf deutlich über dem Durchschnitt liegt. Die größte Menge an Kunststoff, der nach Gebrauch weggeworfen wird, ist in Verkaufsverpackungen zu finden.

Als Beispiel:

In Deutschland werden pro Jahr ca. zwei Milliarden Plastiktüten verwendet, das entspricht etwa 24 Plastiktüten pro Kopf. Es werden pro Stunde rund 320.000 Coffee2Go-Becher benutzt, das sind insgesamt rund drei Milliarden im Jahr.

Weltweit werden pro Minute ca. eine Million Getränkeflaschen aus Plastik im Handel verkauft. jedes Jahr etwa 36,4 Milliarden Einwegstrohhalme aus Kunststoff verwendet. Darüber hinaus ist absurderweise gerade die Fischerei-Industrie für etwa 640.000 Tonnen Plastikmüll pro Jahr im Ozean verantwortlich. Es werden etwa 14 Prozent (= ca. 47 Millionen Tonnen) des Kunststoffes für Textilien und rund 16 Prozent (= ca. 65 Millionen Tonnen) für die Errichtung von Gebäuden und andere Bauarbeiten verwendet. Hier schlagen die Bereiche Transport & Verkehr mit rund 27 und Elektronik mit etwa 18 Millionen Tonnen Plastik zu Buche. Hier werden für Industriemaschinen ca. drei Millionen Tonnen benötigt.

Zuletzt noch ein paar Zahlen zur Haltbarkeit der Plastikwaren, die eine unterschiedliche, durchschnittliche Nutzungsdauer aufweisen.

Verpackungen: ein halbes Jahr
Gebrauchswaren: drei Jahre
Textilien: fünf Jahre
Bausektor: 35 Jahre
Transport & Verkehr: 13 Jahre
Elektronik: acht Jahre
Industriemaschinen: 20 Jahre

Die Zahlen sind erschreckend und nun wurden Ziele festgelegt, indem Plastikverpackungen nach und nach abgeschafft werden und komplett recycelbar hergestellt werden soll. Als Beispiel sollen bis zum Jahr 2025 bis zu 90 % aller Haushaltsverpackungen entweder recycling- oder mehrwegfähig sein.

Noch mehr Daten, Zahlen und Fakten sowie einige Studien zur gesundheitlichen Belastung der Plastifizierung unseres Lebensraums auf https://www.careelite.de/plastik-muell-fakten.

Ein Leben ohne Plastik? Ist das überhaupt möglich?
Plastik findet sich mittlerweile einfach überall, etwa in Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs wie Kreditkarten, Kleidung und Möbeln sowie in vielen Geräten wie Computer, Kamera oder Handy. Selbst Taschentücher oder Schreibpapier enthält oftmals Mikro-Kunststoff. Viele Geschäfte können bei Lieferung und Lagerung ihrer Produkte ebenfalls nicht komplett auf Plastik verzichten, da das Material insbesondere Lebensmittel frisch und trocken hält - ein Vorteil, der auch dem Konsumenten zugutekommt.

Vor allem sollte immer die Kosten-Nutzen-Rechnung im Sinne der Nachhaltigkeit und zugunsten der Natur stimmen: Ersetzt man etwa Tetrapacks durch Glasflaschen, sind letztlich mehr LKW auf den Straßen unterwegs, da Glasflaschen nicht so effizient geschlichtet werden können und zudem schwerer sind.

Ferner ist der Kunststoff ungefährlicher, weil er nicht brechen und splittern kann. Es ist daher sinnvoll, wenn wir bei diesem Beispiel bleiben, in Schulen und Kindergärten den Kleinen die Getränke im Tetrapack zu verabreichen, um das Risiko böser Verletzungen zu minimieren.

Eine wichtige Rolle spielt Plastik auch in den Berufen, die mit Hygiene zu tun haben, bei medizinischen Tätigkeiten im Spital respektive in allen Kranken-, Alten- und Pflege-Einrichtungen. Eine Arbeit ohne klinisch sterile Einweghandschuhe zum Beispiel wäre hier nicht denkbar.

Oder sehen wir uns den Sicherheitsbereich an, wo unter anderem Protektoren aus Kunststoff eingesetzt werden, weil sie leicht und zugleich effektiv sind. Es wäre niemandem geholfen, wenn Polizisten oder Feuerwehrleute in sperrigen "Ritterrüstungen" stecken, damit langsamer sind und vielleicht in so manchem Fall nicht rechtzeitig eingreifen können.
Ebenso wichtig ist der Einsatz von Kunststoff beim Transportwesen: Es wird deutlich an CO2 gespart, wenn leichte Plastikkisten statt wie früher schwere Behältnisse aus Holz oder Metall verwendet werden.

Das Argument, "Früher ging's ja auch ohne!", zählt heute nicht mehr: Erstens waren damals die Lebensgewohnheiten in Kombination mit den Anforderungen an den Handel ganz andere, zweitens ist die Bevölkerung vorwiegend in den Wohlstandsländern anspruchsvoller und zugleich bequemer geworden. Kunststoff aus dem Leben des modernen Menschen komplett zu entfernen ist somit mittlerweile unmöglich, zudem leistet das Material in vielen Bereichen auch wertvolle Dienste.

Vielmehr geht es um die gedankenlose Nutzung, die oft nur kurzfristig ist und zudem nicht alternativlos, ohne anschließend das Material wiederzuverwerten.

Es geht also in erster Linie darum, Plastik nur dort zu ersetzen, wo es aus analytischer und ökologischer Sicht sinnvoll ist. Eine Möglichkeit wäre laut Umweltforschung, Hersteller in die Pflicht zu nehmen, gewisse Kunststoffe nicht mehr anzubieten und die Anzahl an verschiedenen Varianten deutlich zu reduzieren. Aktuell befinden sich ca. 900 Arten von Plastik auf dem Markt! Würde man die Verpackungen in Supermärkten aus nur einem Kunststoff herstellen und Pfand darauf erheben, würde das den Recycling-Prozess erheblich vereinfachen und Tonnen an Müll sparen – es gilt: besser Kreislaufwirtschaft als lineare Produktion.

Tipps zum Plastiksparen im alltäglichen Leben
Es handelt sich um ein Faktum, dass die Menschheit häufig gedankenlos konsumiert und sich zugleich zu einer Wegwerfgesellschaft entwickelt! So hat sich etwa der Kauf von Kleidungsstücken im Gegensatz zu früher verdoppelt, aber die Tragedauer der Outfits halbiert. Wenn man die Textilien noch dazu billig einkauft, steckt darin allzu oft nicht nur der Schweiß unterbezahlter und oft noch minderjähriger Arbeiter und Arbeiterinnen aus dem Ausland, sondern auch viel Plastik. Und dabei handelt es sich nur um eines von vielen Beispielen.

Grundsätzlich gilt es, neben dem Umgang mit seinen Mitmenschen auch den Gebrauch und die Beseitigung umweltschädlicher Materialien zu hinterfragen, eingefleischte Angewohnheiten zu ändern und dabei die gemütliche Komfortzone zu verlassen.

Plastik lässt sich in wirklich vielen Bereichen des Alltags ersetzen, sowohl im privaten wie auch im beruflichen Bereich. So schmeckt beispielsweise der Cocktail ohne Strohhalm genauso gut, und statt im Supermarkt Einwegverpackungen aus Kunststoff mitzunehmen, kauft man die Nahrungsmittel lieber lose (und für die anderen Produkte, bei denen das nicht möglich ist, bringt man Behältnisse von zu Hause mit und lässt das Verpackungsmaterial einfach im Laden - macht das jeder, muss sich der Handel irgendwann umstellen, da die Entsorgungskosten zu hoch werden).

Aber auch am Arbeitsplatz kann man sich umstellen und bewusst auf Plastik verzichten. Ein Beispiel: Wenn es im Büro Besteck aus Metall gibt, muss man keines aus Kunststoff von der Imbissbude mitnehmen, wenn man sich auf dem Weg zur Arbeit eine Jause kauft.
Aber auch im Badezimmer kann man Plastik sparen: Ein Seifenblock etwa reinigt genauso gut und duftend, wie Duschgel aus der Kunststofftube.

Hier 66 weitere praktische und einfach umsetzbare Ideen zur Plastikvermeidung in den eigenen vier Wänden. (prm)

Agentur Artikel



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