Die Startup-Szene im Westerwald
Wer an Startups in Deutschland denkt, der hat zunächst vor allem Metropolen wie Berlin, Frankfurt oder München vor seinem geistigen Auge. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn viele Neugründer siedeln sich gerne in Regionen an, in denen die Infrastruktur besonders gut ist und sie auch entsprechend gefördert werden. Das haben mittlerweile jedoch auch viele Regionen außerhalb der großen Städte bemerkt und machen mit interessanten Initiativen auf sich aufmerksam. Auch im Westerwald gibt es mittlerweile eine lebhafte Startup-Szene, die es sich verdient hat, ein wenig näher unter die Lupe genommen zu werden.
Es gibt gute Gründe für den Wirtschaftsstandort Westerwald
Der Westerwaldkreis bietet mit seiner Lage zwischen den Ballungsräumen Rhein-Main und Rhein-Ruhr ausgezeichnete Voraussetzungen für Startups. Nur wenige Regionen in Deutschland sind ähnlich gut angebunden. Innerhalb einer Autostunde finden sich fünf unterschiedliche Flughäfen, drei Autobahnen und ein ICE-Bahnhof.
Ihre Stärke hat die Region vor allem durch den ausgewogenen Mix an unterschiedlichen Branchen und der hohen Anzahl an mittelständischen Unternehmen. Gemeinsam statt einsam ist hier das Motto vieler Unternehmer: Deshalb sind sie stets an einer Zusammenarbeit mit neuen Playern in der Region interessiert, die geschäftliche Win-Win-Kooperationen ermöglichen.
Auch die Forschung und Entwicklung kommt im Westerwald nicht zu kurz. In der Gegend finden sich zahlreiche Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Das zeigen die folgenden Beispiele (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
• ADG Business School
• Hochschule Koblenz / WesterWald Campus
• WHU - Otto Beisheim School of Management
• Forschungsgemeinschaft Feuerfest e.V.
• Technologie-Institut für Metall & Engineering GmbH
• Forschungsinstitut für Anorganische Werkstoffe – Glas/Keramik – GmbH
WFG: Die erste Anlaufstelle für viele Startups in der Region
Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Westerwaldkreis mbH – in der Regel umgangssprachlich als WFG bezeichnet, besteht bereits seit mehr als 50 Jahren. In die Jahre gekommen ist sie aber trotzdem nicht, ganz im Gegenteil.
All jene, die gerne ein neues Unternehmen gründen oder einen bestehenden Betrieb in der Region übernehmen möchten, finden bei der WFG kostenfreie Unterstützung zu allen möglichen Fragestellungen. Die Themenfelder drehen sich dabei unter anderem um die Standortsuche, sowie die Finanzierung und eventuelle Fördermöglichkeiten für das Vorhaben.
Auch spezifische Anfragen, wie zum Beispiel jene nach der idealen Infrastruktur für eine moderne Telefonanlage werden hier gemeinsam mit den Startups erörtert. Das gute alte Festnetz hat zwar schon lange ausgedient, doch nur mit dem Smartphone allein funktioniert die Kommunikation auch nicht immer. Deshalb sind seit einiger Zeit Cloud Telefonanlagen auf dem Vormarsch. Basierend auf dem internationalen SIP-Standard kann mit den Beratern beispielsweise auch nach dem besten Sip-Trunk-Angebot gesucht werden.
In regelmäßigen Abständen veranstaltet die WFG in Zusammenarbeit mit dem IHK Koblenz auch ein kostenloses Basisseminar für Existenzgründer im Ausmaß von fünf Stunden. Von der Prüfung der Gründungsidee und der Suche eines geeigneten Standortes über die formalen Voraussetzungen und die soziale Absicherung des Gründers bis zum Investitions- und Liquiditätsplan und möglichen öffentlichen Finanzierungshilfen werden hier den Interessierten alle relevanten Themen kurz und in verständlicher Art und Weise nähergebracht.
Die Unternehmer im Westerwald sind gut vernetzt
Damit sich die Startups der Region vernetzen können, hat die WFG das „kleine Gründernetzwerk“ gebildet. Durch den Austausch und den Kontakt entstehen dabei häufig Synergie-Effekte, die den Unternehmen in ihrem Alltag behilflich sein können. Die entsprechenden Treffen finden abwechselnd in den teilnehmenden Startups im Rahmen eines gemeinsamen Frühstücks statt. Interessierte Gründer können sich telefonisch oder per E-Mail bei Katharina Schlag von der WFG melden.
Doch das ist längst nicht die einzige Initiative, die zeigt, wie gut die Unternehmer hier in der Region miteinander vernetzt sind. Auf dem Portal „Wir Westerwälder“ tauschen sich über 220 Unternehmer aller Branchen miteinander aus. Gerade die Corona-Krise stellt viele Unternehmen vor riesige Herausforderungen. Umsätze brechen weg und vielen Geschäften geht leider die Luft aus. Da gilt es, die unternehmerische Kraft einer Region zu bündeln. Auf einer „Corona Pinnwand“ können die Unternehmer dabei ihre eigenen Leistungen anbieten beziehungsweise gezielt nach Unterstützung anderer Unternehmen suchen.
Beim Digital-Stammtisch im September 2021 auf der Dachterrasse des Walzwerks trafen etwa 30 Unternehmer aus der digitalen Szene zusammen und tauschten sich untereinander aus. Anwesend war unter anderem auch Bürgermeister Berno Neuhoff. Vier Startups wurde dabei eine Plattform geboten, um ihr Unternehmen zu präsentieren. Die Gelegenheit zu den zehnminütigen Präsentationen nützten Jonathan Schulte von Schulte Consulting, Sebastian Philipp von Ausgabeprofi24, Andreas Schmidt von wallPen und Harald Freitag von MovX. Wer bei einem der künftigen Digital-Stammtische ebenfalls sein Unternehmen präsentieren möchte, kann sich auf der Webseite der Initiative für den Newsletter eintragen, der die nächste Veranstaltung rechtzeitig ankündigen wird.
Office Sharing im WW Lab Betzdorf
Viele Startups siedeln sich in den Ballungsräumen an, um sich mit anderen Gründern zu vernetzen und die Kräfte zu bündeln. Mit Initiativen wie dem WW Lab Betzdorf ist das jedoch mittlerweile auch im Westerwald möglich.
Der Innovation Space bietet Gründern eine professionelle Infrastruktur für die Arbeit inklusive separatem Konferenzraum und Lounge Bereich. Die 250 Quadratmeter große Gesamtfläche ist auch für Tagungen und Meetups sehr gut geeignet. Der 60 Quadratmeter große Konferenzraum ist technisch auf dem neuesten Stand und kann für regelmäßige Meetings und Innovationsworkshops genützt werden.
Schließlich ist im WW Lab Betzdorf auch noch ein Popup Store integriert, der den Startups die Möglichkeit bietet, die Attraktivität ihrer Produkte für einen vorher definierten Zeitraum auszutesten und entsprechende Learnings aus dieser Verkaufsphase abzuleiten, bevor die Produkte dann tatsächlich im großen Stil ausgerollt werden.
In regelmäßigen Abständen findet der WW Lab Gründer Talk statt. Den Auftakt dabei bildet zumeist die Keynote einer interessanten Persönlichkeit aus der Wirtschaft. Unter anderem waren hier schon Jürgen Arendt, Dr. Robert Zores und Matthias Glaser zu Gast. Nach einer intensiven Panel Diskussion finden die Events bei Lounge Musik einen entspannenden Ausklang, der eine gute Möglichkeit zum Networking bietet. (prm)
Agentur Autor:
Lukas Boll