Strandkörbe – wer hat sie erfunden?
Die Nord- und Ostsee sind für ihre lebhafte Strandkorbkultur bekannt. Die gemütlichen Sitzgelegenheiten gehören an den beliebten Stränden beider deutscher Meere zur Hintergrundkulisse, die für ein ganz spezielles Fluidum sorgen. Natürlich war dies nicht immer so gewesen. Allerdings sind die Besucher von Ost- und Nordsee schon seit Jahrhunderten für ihre ausgefallenen Rückzugsmöglichkeiten an den Stränden bekannt.
Die Geschichte der Strandkörbe
Ein Blick in die Geschichte der Strandkörbe zeugt von findigen Strandbesuchern im Norden Deutschlands, die zumindest im Urlaub schon sehr lange ein Verständnis für das gute Leben aufwiesen. Der Strandkorb markiert in diesem Sinne nicht den Anfang, sondern nur einen Meilenstein dieser Entwicklung.
Strandkörbe – auch für den eigenen Garten
Heute sind Strandkörbe sowohl in Gärten als auch an Stränden zu finden. Sie werden in Nordsee- und Ostseetypen voneinander unterschieden: Strandkorb-Hanse.de erklärt, dass die Nordsee-Strandkörbe eher kantig und geradlinig gebaut sind, während die Ostsee-Strandkörbe durch weiche und rundliche Formen eine mildere Ausstrahlung haben, die dem milderen Klima an der Ostsee entspricht.
Ein moderner Trend, der als Outdoor-Living beschrieben wird, spielte eine wesentliche Rolle dabei, dass Strandkörbe inzwischen nicht nur an Stränden zu finden sind, sondern auch als komfortable Sitzgelegenheiten den eigenen Garten bereichern und auf kommende Urlaubsfreuden einstimmen. Dieser Trend wurde nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie befeuert.
Und wer hat den Strandkorb nun erfunden?
Wilhelm Bartelmann und seine Geschäftsidee
Allgemein wird die Erfindung des Strandkorbs dem Hofkorbmacher Wilhelm Bartelmann zugeschrieben. Die Adlige Elfriede von Maltzahn suchte den Korbmacher 1882 in seiner Werkstatt in Rostock auf. Sie litt an Rheuma und bat den Handwerker um eine Sitzgelegenheit, mit der sie trotz ihres Rückenleidens dem Strandleben beiwohnen konnte. Wilhelm Bartelmann fertigte ihr einen Prototyp an, den er aus Weiden und Rohr flocht. Ein Jahr später folgte der erste Strandkorb für zwei Personen. Sein Lehrling Johann Falk machte später ebenfalls durch die Erfindung des ersten Vollliegers von sich reden.
Die Nachfrage nach den Modellen war so hoch, dass Bartelmann mit Unterstützung seiner Frau Elise eine Strandkorbmanufaktur gründete. Zum damals innovativen Geschäftsmodell gehörte es, dass die Kunden die Strandkörbe für ihren Strandurlaub mieten konnten, was ihren Bedürfnissen entgegenkam. Die erste Strandkorbvermietung gab es in Warnemünde. Die Bartelmanns hatten mit ihrer Geschäftsidee so viel Erfolg, dass sie expandieren und ihr Unternehmen mit der Zeit um fünf Filialen erweitern konnten.
Vorläufer der Strandkörbe
Es ist bekannt, dass Wilhelm Bartelmann für sein Modell kein Patent beantragte. Umstritten ist hingegen, ob er dies lediglich versäumte oder bewusst nicht tat, weil er selbst nicht davon überzeugt gewesen sei, etwas Neues erfunden zu haben. Arthur Langhammer zeichnete in einem Holzstich von 1881 ein Panorama einer Strandkulisse von Norderney mit einigen Strandstühlen, die mit ihren hohen abgedeckten Hauben den späteren Strandkörben verblüffend ähnlich sahen.
Doch schon zehn Jahre vorher, im Jahr der deutschen Reichsgründung im Zuge des Französisch-Preußischen Krieges, lag die Idee des Strandkorbs nach einem Muster des Korbmachers Ernst Karl Nikolaus Freese vor, der seinen Entwurf als „Strandstuhl mit Überdachung aus Weiden und Peddigrohr (…)“ und einer „Rückenlehne“ vorstellte. Weitere Dokumente existieren aus dieser Zeit, in denen Strandstühle zu finden sind, die als Vorläufer der späteren Strandkörbe durchgehen könnten.
War Wilhelm Bartelmann der Erfinder?
Insofern wird Wilhelm Bartelmann wohl auf bereits vorhandene Grundideen aufgebaut haben, wobei ihm aber der Verdienst bleibt, die komfortablen Strandstühle weiterentwickelt zu haben. An der Ostsee bot sich schließlich ein günstiges Klima für diese Erfindung dar, da sich bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts eine ausgeprägte Seebadkultur zu etablieren begann. Das milde Reizklima an Ost- und Nordsee förderte diese Entwicklung, sodass bis heute Kur und Urlaubsfreuden in diesen Regionen eng miteinander verknüpft sind. (prm)
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