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Nachricht vom 06.10.2018
Kultur
Wahre Verbrechen: Gerhard Starke erzeugt Gänsehaut bei Krimilesung
Wenn ein pensionierter Kriminalhauptkommissar aus seiner Berufslaufbahn erzählt, ist Spannung angesagt. Der bekannte Autor und Kriminalist Gerhard Starke las aus seinen Büchern in Grenzau. Nach seiner Pensionierung hat Starke viele authentische Fälle aus seiner aktiven Dienstzeit in Büchern verarbeitet, einerseits, um den Menschen die brutale Realität vor Augen zu führen, und andererseits um die tiefen Abgründe des Verbrechens darzustellen. Dabei schont er weder sich noch sein Publikum, findet klare Worte und beschönigt nichts.
Wahre Verbrechen: Gerhard Starke erzeugt Gänsehaut bei Krimilesung. (Foto: wear)Höhr-Grenzhausen. Im Burg-Hotel in Grenzau fand eine denkwürdige Veranstaltung statt, ausgerichtet und veranstaltet vom Kannenbäckerland-Touristik-Service (KTS): Der bekannte Autor und Kriminalist Gerhard Starke las aus seinen Büchern. Starke ist pensionierter Hauptkommissar, der jahrzehntelang als Mitglied der Mordkommission beim Polizeipräsidium Koblenz tätig war. Nach seiner Pensionierung hat Starke viele authentische Fälle aus seiner aktiven Dienstzeit in Büchern verarbeitet, einerseits, um den Menschen die brutale Realität vor Augen zu führen, und andererseits um die tiefen Abgründe des Verbrechens darzustellen. Dabei schont er weder sich noch sein Publikum, findet klare Worte und beschönigt nichts. Auch wenn mancher ungläubig den Kopf schüttelt, es nicht fassen kann, wozu Menschen in der Lage sind, so sind die Schilderungen absolut authentisch und immer nah am Geschehen.

Ganz nah am Geschehen
Hier gibt es einen Mord, den Gerhard Starke den Gästen der Lesung nahebrachte: Es war der Fall der toten Frau aus Cochem, die mit starken Verletzungen an Hals und Nacken zwei Tage vor Weihnachten ermordet aufgefunden wurde. Als Starke und seine Kollegen am Tatort eintrafen, sah es dort aus wie in einer „Großschlächterei“, so Starke wörtlich, Blutspritzer befanden sich an der Decke und an den Wänden. In einer Ecke des Zimmers fanden die Kriminalbeamten ein schreiendes Baby in einer Wippe, die neun Wochen alte Tochter des Opfers. Der Täter hatte das Baby wohl übersehen, sonst wäre es möglicherweise auch getötet worden. Da das Opfer vollständig bekleidet war, schied zunächst ein Sexualverbrechen aus, die erste Vermutung konzentrierte sich dann auf einen Raubmord, da vier Schubladen aus einem Schrank auf dem Boden lagen, doch das Opfer trug verschiedenen Goldschmuck am Körper, in einer Schatulle befanden sich noch 120 DM. Es konnte sein, dass der Täter eine falsche Fährte legen wollte. War es vielleicht eine Beziehungstat? Die Art, wie Angelika Sch. getötet wurde, ließ darauf schließen, dass der Mörder wusste, wie man jemanden schnell und sicher tötet. Es hätte ein Jäger sein können, der ein Tier mit Stichen in den Hals und Nacken ausbluten lässt.

Widersprüche beim Ehemann
Natürlich wurde auch der Ehemann, ein Soldat, überprüft, doch der hatte ein bombensicheres Alibi, da er eine Weihnachtsfeier auf dem Fliegerhorst in Büchel besuchte. Doch bei weiteren Vernehmungen kamen Zweifel auf, als der Ehemann sich in Widersprüche verwickelte und das Umfeld genauer beleuchtet wurde. Es stellte sich heraus, dass der Ehemann seit einem Jahr ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau hatte, trotzdem wurde seine eigene Frau schwanger, er fuhr also zweigleisig. Der Ehemann und seine Geliebte trafen sich sogar in der ehelichen Wohnung, um sich zu vergnügen. Die Ehefrau war absolut ahnungslos, da sie glaubte, dass ihr Mann sich häufig bei „Fortbildungsmaßnahmen“ in Heidelberg befand. Eine Tante der Geliebten kam den beiden Ehebrechern auf die Schliche, sie unterrichtete die betrogenen Ehepartner von dem Verhältnis. Eine vorgeschlagene Scheidung kam nicht zustande, da Angelika Sch. schwanger war und wahrscheinlich hoffte, durch die Geburt ihre Ehe retten würde. Deshalb kamen der Ehemann und seine Geliebte auf den perfiden Gedanken, Angelika Sch. aus dem Weg zu räumen, und sie zu töten. Dieses Verbrechen wollten sie jedoch nicht selbst begehen, deshalb kamen sie auf die unglaubliche Idee, den drogensüchtigen Bruder der Geliebten mit dem Mord zu beauftragen, der zudem Metzger von Beruf war. Für den Mord sollte der Bruder damals 10.000 DM erhalten, 5.000 DM vor dem Mord und den Rest danach. Bedingung des Ehemannes war aber, dass seine Frau erst noch das Kind zur Welt bringen sollte.

Der Mord geschah kurz vor Weihnachten
Da das Ehepaar Sch. in Cochem ein Haus baute, wurde von den Auftraggebern mit dem Bruder der Geliebten vereinbart, dass er am 22. Dezember nach Cochem fahren sollte, um der ahnungslosen Ehefrau ein angebliches Angebot für den Einbau von Fenstern zu überbringen. Um den Plan zu verwirklichen hatte der Mörder zwei Ausbeinmesser eingesteckt. Die arglose Ehefrau öffnete die Haustür und ging mit dem Mörder ins Haus. Als sie sich vor ihm befand, zog er ein Ausbeinmesser aus seiner Kleidung und stach Angelika Sch. von hinten in Hals und Nacken. Die Stiche wurden mit einer solchen Wucht ausgeführt, dass sogar ein Halswirbel durchtrennt wurde. Für Angelika Sch. war es ein schneller Tod, da sie innerlich und äußerlich innerhalb kürzester Zeit verblutete.

Lebenslange Haftstrafe
Im Laufe der Ermittlungen konnte innerhalb eines Monats der Sachverhalt aufgeklärt werden und die Täter überführt werden. Der Mörder und die beiden Auftraggeber wurden später vom Landgericht in Koblenz zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Das Baby wurde zur Adoption freigegeben und wuchs bei einer Pflegefamilie auf. Die Geliebte heiratete während der Haft einen anderen „Knasti“. Die Eltern des Ehemannes haben immer an die Unschuld ihres Sohnes geglaubt, die Schuld an dem Verbrechen hätten die anderen zu tragen.

Atemlose Spannung bei den Zuhörern
Es ist verständlich, dass bei der authentischen Schilderung des Verbrechens einigen Besuchern der Lesung recht mulmig ums Herz wurde. An dieser Stelle wird nur von dem einen Fall berichtet, Gerhard Starke hatte noch weitere unglaubliche Fälle auf Lager, die die Zuhörer in atemlose Spannung versetzten. Da Starke darauf verzichtete, die Schilderung noch dramaturgisch aufzubauschen und zu dramatisieren, herrschte im Saal zwar eine angespannte, fast atemlose Atmosphäre, die sich nach Ende der Lesung in vielen Fragen an den Autor entlud. Aus seinem neuesten Buch „Der Vollstrecker – Die Heyerberg-Morde“, das Starke gemeinsam mit der Kriminalautorin Ulrike Puderbach auf den Markt brachte, las Starke den Prolog des Kriminalromans. In Romanform wird beschrieben, wie die aufsehenerregende Mordserie von vier ermordeten Männern in Koblenz und Güls zustande kam. Die Co-Autorin war an dem Abend nicht anwesend. (wear)
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