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Nachricht vom 09.03.2016
Region
Aktion wurde zum Bekenntnis gegen Gewalt und für die Menschenwürde
Der 10. März ist Gedenktag an den gewaltlosen Aufstand der Tibeter, der Tibet-Gesprächskreis Altenkirchen hatte zum Autokorso durch den Westerwald aufgerufen. Start war in Hamm/Sieg, wo die Teilnehmenden von Bürgermeister Rainer Buttstedt offiziell empfangen wurden. Wissen, Betzdorf, Hachenburg und Altenkirchen waren weitere Stationen.
Stop Genocide in Tibet - Stoppt den Völkermord in Tibet. Transparente mit dieser Forderung und die tibetische Flagge - sie darf in Tibet übrigens bei Todesstrafe nicht gezeigt werden - machten auch in Hamm auf das Leiden dieses Volkes aufmerksam. Fotos: Silvia PattHamm (Sieg). Menschen wie die Mitglieder des Tibet-Gesprächskreises Altenkirchen wollten schon vor 20 Jahren nicht tatenlos zusehen, wie ein Volk geknechtet wird, während die Welt kaum etwas darüber weiß und die Politik schweigt. Sie erfanden den Tibet-Autokorso durch den Westerwald. Und der machte am Donnerstag auch wieder Station in Hamm (Sieg).
Die Fahrt von einem zentralen Ort zum nächsten sollte ein weiteres Mal aufmerksam machen auf die Besetzung Tibets durch China, an Unterdrückung, Gewalt, die Ausrottung von Religion und Kultur der Tibeter.

Im Kreis Altenkirchen und dem Westerwaldkreis unterstützen viele Bürgermeister und auch der Landrat die Tibet-Bewegung. Darum wird der Autokorso vom Stadt- oder Verbandsgemeindebürgermeister begrüßt, der sich dann in die Gruppe der Demonstrierenden einreiht und/oder mit ihnen gemeinsam die Tibetflagge am Rathaus oder einem anderen öffentlichen Gebäude hisst.

In Hamm hat Ortsbürgermeister Bernd Niederhausen vor dem Kulturhaus schon längst die farbenfrohe Fahne aufziehen lassen, als der Autokorso eintrifft. Vertreter des „offiziellen Hamm“ ist aber an diesem Vormittag der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Rainer Buttstedt. Erstmals empfängt er mit den Westerwälder Tibet-Freunden auch einige Exil-Tibeter, die einen teils sehr weiten Weg nicht gescheut haben, um an der Aktion teilzunehmen.

Vom Tibet-Gesprächskreis fasst Eckhard Osten-Sacken (Oberirsen-Marenbach) zusammen, worum es geht und dass die Bewegung sich ihre Gedanken nicht nur über Tibet macht. „Wir hissen Flaggen zum Zeichen, dass man nirgends über so ein so großes Unrecht schweigend hinweggehen kann. Gerade wir Deutschen dürfen nie wieder wegsehen, wenn Menschenrecht mit Füßen getreten wird!“

In der folgenden Schweigeminute entfalten die Transparente und vor allem die Fotos von jungen Männern, die sich erst vor wenigen Tagen in Tibet selbst verbrannt haben, eine besondere Wirkung. Anschließend geht auch Bürgermeister Rainer Buttstedt auf die Thematik in eher genereller Weise ein: „Wo Unrecht ist, darf man nicht wegschauen. Und man muss dieses Unrecht immer wieder in Erinnerung bringen, solange sich nichts ändert.“

Wie all ihre Landsleute auf dem Synagogenplatz trägt auch Lhanzom Everding traditionelle tibetische Kleidung, als sie das Wort ergreift - in gutem Deutsch, denn sie ist mit einem Deutschen verheiratet: „Im Namen aller Tibeter möchte ich Ihnen danken. Ihre Unterstützung gibt uns Mut.“ Ihre Interessen mit Gewalttaten zu vertreten, dieser Versuchung haben die Tibeter bisher widerstanden. „Gewalt ausüben kann jeder. Wir wollen das nicht. Statt Attentate zu verüben, verbrennen sich unsere jungen Männer lieber selbst. Dieser hier war erst 16 Jahre alt“, erklärt Lhanzom, hält das Flugblatt mit dem Foto hoch und bricht in Tränen aus.

Eckhard Osten-Sacken gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass zumindest auf lange Sicht der gewaltlose Weg der erfolgversprechendste ist. Und Rainer Buttstedt fügt hinzu: „Gerade wir haben doch gelernt, dass Gewalt zu nichts führt. Zwei Kriege haben uns um 100 Jahre zurückgeworfen.“ (spa)
 
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