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Nachricht vom 22.09.2017    

Vorschau auf die Ausstellung im Raiffeisenjahr in Berlin

Das Raiffeisenjahr 2018 wird mit zahlreichen Veranstaltungen auf nationaler Ebene und ganz besonders in der Region des nördlichen Rheinland-Pfalz aufwarten. Dazu gehören neben der offiziellen Eröffnung in Mainz auch Ausstellungen. Jetzt gab es ein Vorschau in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz in Berlin.

Foto: pr

Region/Berlin. Am Donnerstag, 21. September, wurde in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung in Berlin im Beisein vieler Ehrengäste und der Staatssekretärin Heike Raab eine Vorschau unter dem Titel: Tradition Raiffeisen: Wirtschaft neu denken" gezeigt. Die Ausstellung wird auf der Festung Ehrenbreitstein zu sehen sein.

Josef Zolk, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft, sprach zur Ausstellungseröffnung: "Ich bedanke mich sehr herzlich für die Gelegenheit, hier auf der Vorschau zur Ausstellung “Tradition Raiffeisen: Wirtschaft neu denken” sprechen zu können. Gerne überbringe ich die Grüße der gesamten Raiffeisenfamilie. Wir bedanken uns sehr herzlich, dass das Land Rheinland-Pfalz mit uns im nächsten Jahr Friedrich Wilhelm Raiffeisen zum 200.Geburtstag gratuliert. Raiffeisen hat nachdrücklich gezeigt, wie man Wirtschaft gemeinsam denken und vor allem auch gestalten kann. Er ist einer der Väter der modernen Genossenschaftsidee.

Raiffeisens (und Schulze-Delitzschs) genossenschaftliche Ideen haben nachhaltig die Welt verändert und das Leben vieler Menschen sehr positiv beeinflusst. Ausgehend von seinen Erfahrungen im Westerwald und am Rhein fand Raiffeisen Wege, die konkrete soziale und wirtschaftliche Situation der Menschen zu verbessern. Mit dem Namen Raiffeisen verbindet sich bis heute weit mehr als ein äußerst erfolgreiches Konzept, das die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte unseres Landes insgesamt tief geprägt hat und prägt. Raiffeisen und seine Nachfolger haben das Lebens vieler Menschen sehr positiv beeinflusst. Vieles ist besser geworden, was ohne diese Ideen so nicht möglich gewesen wäre. Und grundsätzlich: Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung regen weiterhin zur aktiven Mitarbeit an. Nicht der Staat soll alles regeln, Genossenschaften ermöglichen eigenverantwortliches Tun. Die Erfahrung zeigt: Das ist ein Weg, der viele Chancen bietet. Wenige sozialreformerische oder auch utopische Ideen in der Menschheitsgeschichte haben sich in der Praxis so bewährt und waren so fruchtbar, wie die Ideen Raiffeisens und Schulze-Delitzschs. Wo Raiffeisens Ideen umgesetzt wurden und werden, hat sich die Welt meist positiv verändert und den Menschen genützt.

„Einer für alle – alle für einen“
Das war eine der Maximen von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Die daraus resultierenden Prinzipien „Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung“ sind noch heute die Grundlagen allen genossenschaftlichen Wirkens.

Der berühmte Sohn des Westerwaldes ist einer der Pioniere des modernen Genossenschaftswesens. Er wurde am 30. März 1818 in Hamm an der Sieg geboren.
Großen Einfluss auf seine Erziehung hatte sein Patenonkel, der örtliche Pfarrer Georg Wilhelm Seippel, der sein christliches Menschenbild entscheidend beeinflusst hat. Die Nächstenliebe und die daraus abgeleitete soziale Verantwortung war es, die Raiffeisen prägte. “Was du dem Geringsten meiner Brüder getan hast, das hast Du mir getan” (Mt. 5,40), das war das Leitbild Raiffeisens. Sein Glaube gab ihm Kraft und Zuversicht, auch in den vielen schweren Stunden seines Lebens.

Kurz einiges zu seiner Person: Als 17jähriger ging er als Freiwilliger zur preußischen Armee, wo er zum „Feuerwerker“ ausgebildet wurde. 1843 trat zum ersten Mal ein Augenleiden bei ihm auf, das schließlich zu seiner Dienstunfähigkeit und der Entlassung aus dem Militärdienst führte. Gerade 25 Jahre alt, stand er vor der Aufgabe, sich beruflich neu zu orientieren. Er entschied sich für eine Laufbahn in der zivilen Verwaltung. Nach einer entsprechenden Ausbildung übernahm er 1845 die Aufgabe des Bürgermeisters im Amtsbezirk Weyerbusch. Kaum im Amt, wurde er nach einer Missernte im Winter 1846-1847 mit einer katastrophalen Hungersnot konfrontiert. Die Menschen litten entsetzlich, man ernährte sich von dem Saatgut für die nächste Aussaat. Raiffeisen ließ Brotgetreide zu Brot backen, das er an die Bedürftigen im Ort zu besonders günstigen Bedingungen abgab. So entstand der „Weyerbuscher Brodverein“, sein erstes soziales Projekt.

Im Jahre 1848 wurde er als Bürgermeister nach Flammersfeld versetzt, wo er den „Flammersfelder Hülfsverein“ gründete. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, kleinen Bauern, die oftmals durch wucherische Geldverleiher in Existenznot gerieten, vor dem endgültigen Ruin zu bewahren. 1852 erfolgte eine weitere Versetzung nach Heddesdorf, heute ein Stadtteil von Neuwied. Hier traf er neben der schon vertrauten ländlichen Bevölkerung auch auf Industriearbeiter und deren soziale Probleme. So gründete er 1854 den „Wohlthätigkeitsverein“, der nach einer Neuorganisation 1864 als „Heddesdorfer Darlehnskassen-Verein“ neu erstand.

In dieser Zeit hatte sich allerdings auch sein altes Augenleiden so stark verschlechtert, dass er aus seinem Amt als Bürgermeister entlassen wurde. Seine älteste Tochter Amalie wurde nun für ihn zu der entscheidenden Stütze, mit deren tatkräftiger Hilfe es ihm gelang, in den folgenden Jahren bis zu seinem Tod 1888 seine Genossenschaften in ganz Deutschland zu verbreiten und populär zu machen.
Bis heute entdecken in Deutschland und weltweit Menschen die Genossenschaftsidee für sich. In Deutschland sind über 22,4 Millionen Menschen in Genossenschaften.



Am 30. November 2016 wurde durch die UNESCO die Genossenschaftsidee als erster deutscher Vorschlag in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Die Weltkulturorganisation unterstrich damit die Bedeutung der Genossenschaften für das Zusammenleben der Menschen. Über 1 Milliarde Menschen sind weltweit in Genossenschaften Mitglied, Genossenschaftsgründungen gaben und geben Antworten auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen. Sie leisten einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung beispielsweise durch Armutsreduzierung über lokale Beschäftigung und soziale Integration; in den Genossenschaften begegnen sich die Menschen als Miteigentümer am gemeinsamen Projekt auf Augenhöhe. Die Genossenschaftsfamilie verstand sich von jeher als eine an sozialen Werten orientierte Bewegung, die auf den ideellen Grundsätzen wie Solidarität, Ehrlichkeit, Verantwortung und Demokratie aufbaut. Das hat heute eine enorme kulturelle Bedeutung, die nun auch auf internationaler Ebene anerkannt wurde.

Die UNESCO-Entscheidung unterstreicht ausdrücklich die soziale, ökonomische, partizipatorische und demokratische Rolle der Genossenschaften, das aktiv in die Gesellschaft hineinzutragen, verstehen wir als großen Auftrag und Impuls. Das allerwichtigste ist aber, die genossenschaftliche Idee zu erhalten und zeitgemäß weiterzuentwickeln. Ganz im Sinne des großen deutschen Dichters Wolfgang von Goethe: “Was Du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen“.

Dem dienen im Jubiläumsjahr 2018 zum 200. Geburtstag drei Ausstellungen:
Die Ausstellung auf der Festung Ehrenbreitstein, von der wir heute einen Vorgeschmack bekommen, steht unter dem Titel: Tradition Raiffeisen. Wirtschaft neu denken. Ich danke der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz sehr herzlich für die bisherige gute Zusammenarbeit und bin sicher, dass wir diese Zusammenarbeit so weiterführen werden.

Die zweite Ausstellung ist die Wanderausstellung, die vom Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz erarbeitet wird, und unter dem Titel steht: Das Beispiel nützt allen: Raifffeisen, seine Genossenschaften und ihre Ausstrahlung in die Welt. Schwerpunkte der bebilderten Ausstellung sind Friedrich Wilhelm Raiffeisens Werdegang, sein Wirken im Westerwald und am Rhein und die Umsetzung der Genossenschaftsidee. Die ca. 10 Roll-Ups umfassende Ausstellung wird an zahlreichen Orten in Deutschland und im Ausland (da in englischer Sprache) zu sehen sein, eventuell auch in China, dort dann in der Landessprache.

Die Ausstellung im Landesbibliothekszentrum der Rheinischen Landesbibliothek unter dem Titel: Raiffeisen im Spiegel der Literatur.

Wir freuen uns sehr, dass die Kooperationen so gut auf dem Weg sind, das ist alles nicht selbstverständlich, aber auch hier gilt: Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele. Unsere Zusammenarbeit ist sehr konstruktiv und hoffentlich weiterhin erfolgreich. Deshalb danke ich sehr herzlich allen Beteiligten an diesen Kooperationen.

Gestatten Sie noch einen kurzen Hinweis auf andere Veranstaltungen im Jubiläumsjahr. Das Raiffeisenjahr wird am 11. März mit einem Empfang im Kurfürstlichen Schloss in Mainz durch Ministerpräsidentin Malu Dreyer eröffnet, im April folgt im Landtag ein Parlamentarischer Abend, möglicherweise mit einer Aktuellen Stunde vorher im Landtag zum Thema Raiffeisen und Genossenschaften. Ich habe am Montag dieser Woche noch mit Herrn Landtagspräsidenten Hering darüber gesprochen. Und bereits am kommenden Wochenende sind wir auf dem Tag der deutschen Einheit in Mainz vertreten.

Der Kultursommer Rheinland-Pfalz wird am letzten Aprilwochenende in Neuwied unter dem Titel Industriekultur eröffnet, da spielt das Thema Raiffeisen eine wichtige Rolle. Im Raiffeisenland und weit darüber hinaus werden vielfältige lokale, regionale und überregionale Veranstaltungen stattfinden. Und wir werden etwas vorlegen, was es so in Deutschland bisher nicht gab. Es wird ein Buch geben, in dem alle Sozialministerinnen bzw. Sozialminister unserer 16 Länder in einem eigenen Artikel sich mit dem Thema Raiffeisen bzw. Genossenschaften auseinandersetzen. Was ich bisher gelesen habe, ermutigt mich sehr, zu sagen: Das Buch wird gut.

Alle unsere Aktivitäten, bei den wir durch unser Berliner Organisationsbüro trefflich unterstützt werden, stehen unter dem Motto: Mensch Raiffeisen. Starke Idee! Dieser Idee immer Raum zu schaffen, lohnt. Wir spüren es aller Orten. Deswegen finde es ich großartig, dass wir heute mit dieser Preview schon einen kleinen Vorgeschmack auf das Raiffeisenjahr bekommen". Soweit die Ansprache von Josef Zolk.



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