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Nachricht vom 08.05.2017    

Die Entdeckungen von Qumran

Aufschlussreiche Erkenntnisse zu den Schriftrollen von Qumran erwarteten die Besucher eines Vortrages im Erlebnisraum Bibel in Westerburg. Referentin Christiane Löflund-Fries gab einen Überblick über die wichtigsten Forschungsergebnisse zu den geheimnisvollen Schriftrollen, die Mitte des letzten Jahrhunderts in elf Höhlen nahe dem Nordwestufer des Toten Meeres in der Nähe der Siedlung Qumran gefunden wurden.

Christiane Löflund-Fries trug Erkenntnisse zu den Funden in Qumran zusammen. Fotos: Sabine Hammann-Gonschorek

Westerburg. Der Leiter des ersten Grabungsteams, Roland de Vaux, stellte damals die Hypothese auf, es handele sich bei der Siedlung um ein Kloster der Essäer, einer sektenartigen Gruppierung, die sich vom übrigen Judentum abgegrenzt habe. Die Essäer, die bis 70 nach Christus existiert haben sollen, lebten sehr fromm, asketisch und zölibatär. Laut de Vaux haben die Essäer die Schriften gesammelt, zum Teil selbst produziert und in den Höhlen gelagert.

1994 stellte der Amerikaner Norman Golb die bisherige Deutung der archäologischen Befunde aber in Frage. Die Funde seien zu vielfältig und inhomogen, um einer einzigen jüdischen Gruppierung zugeordnet werden zu können, befand Golb. Stattdessen gäben sie einen repräsentativen Querschnitt durch die jüdische Kultur zwischen 250 vor Christus und 70 nach Christus, einer Zeitspanne, die als zwischentestamentliche Zeit bezeichnet wird. Gegen die Deutung Robert de Vauxs spräche auch, dass er einen der spektakulärsten Funde, die Kupferrolle von Qumran, nicht beachtete, führte Christiane Löflund-Fries aus. „Sie passte nach Inhalt und Form nicht in das Konzept, dass die Funde die Bibliothek der Essäer gewesen sein könnten“. Die Rolle ist als einzige aus Kupferblech und enthält eine längere Auflistung von Orten mit Angaben über die Menge an Silber oder Gold, die dort deponiert wurden. Man vermutet, dass die Kupferrolle eine Originalrolle sein könnte, da die Angaben zu Orten und Daten ungewöhnlich detailliert sind und keine Ergänzungen gemacht wurden. Die anderen Rollen bestehen aus Ziegen- oder Schafshaut, die zu dünnem Pergament bearbeitet wurde. Auch Papyrus wurde verwendet.



Insgesamt wurden in den elf Höhlen rund 15.000 Fragmente von etwa 850 Rollen gefunden, viele in Tonkrügen. Die Texte aus den Rollen sind zumeist hebräisch, aber auch in griechischer oder aramäischer Sprache. Ein Drittel der Schriften sind biblischen Inhalts. Auffällig sei, dass sich der Inhalt der Rollen nur zu rund zehn Prozent von den Texten der Bibel unterscheidet, sagte Löflund-Fries. Die Große Jesajarolle aus Qumran zum Beispiel enthält den fast vollständigen Text des Buches Jesaja und ist damit die älteste erhaltene Handschrift eines ganzen Buches der Bibel. Die Schriftrollen seien ein riesengroßer Gewinn für die Wissenschaft resümierte Löflund-Fries. „Sie geben Einblick in die gesellschaftliche Struktur der zwischentestamentlichen Zeit, belegen, dass die Juden keine homogene Gruppe waren und durchaus Streitigkeiten unter ihnen geherrscht haben. Auch unterschiedliche geistliche Strömungen werden deutlich dokumentiert.“ Nach heutigen Erkenntnissen haben die Siedlung Qumran und die Schriftrollen in den Höhlen nichts miteinander zu tun, sagte Löflund-Fries. Die zentralen Fragen bleiben weiterhin unbeantwortet: Was war die Siedlung Qumran? Wer schrieb die Schriftrollen? Wer deponierte sie in den Höhlen am Toten Meer und warum? (shg)


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