Werbung

Nachricht vom 20.05.2016    

Westerwälder Geschichte mit allen Sinnen erlebt

Hachenburger Geschichtswerkstatt lässt Vergangenheit lebendig werden. Nach einem Besuch des „Kleinen Dorfmuseums“ in Nistertal stand ein Besuch der ältesten Kornbrennerei des Westerwaldes auf dem Programm. Marianne Lieber vom Struthhof in Unnau verriet eine Menge vom Geheimnis des Schnapsbrennens und wartete mit einer Fülle von Kostproben edler Brände auf.

Fotos: Reinhard Panthel

Nistertal/Unnau. Das Dorfmuseum im Ortsteil Erbach ist nicht nur eine Sammelstelle von Utensilien aus längst vergangener Zeit, sondern es ist ein „Lebendiges Zeugnis“ der Geschichte aus der Vergangenheit. Liebevoll hergerichtet und präsentiert von fleißigen Helfern bot das „Kaffeekränzchen“, zu dem die Geschichtswerkstatt Hachenburg eingeladen hatte, einen idealen Rahmen Vergangenes lebendig werden zu lassen. Ein weiterer Höhepunkt dieser Exkursion bot sich beim Besuch der Struthhof-Brennerei im benachbarten Unnau.

Aufgelockert durch Mundartgedichte oder Vorträge im Wäller Dialekt durch die erfahrenen Akteure Verena Kauschka, Renate Gwiss aus Kundert oder Dietmar Schmidtgen aus Gehlert waren geeignet, neben Kaffee und Kuchen auch etwas für die gute Stimmung zu bieten. „Kindersegen“ oder die Geschichte vom „Kuchenbacken“ in früherer Zeit lockerten auf und die Beschreibung eines „Ausflugs“ auf Gehlerter Platt verfehlten ihre Wirkung nicht.

Dann starteten die Mitglieder der Hachenburger Geschichtswerkstatt zum Besuch der ältesten Kornbrennerei - dem Struthhof – zwischen Unnau und Nistertal. Marianne Lieber kennt nicht nur was von ihrem Fach, sondern versteht es auch ausgezeichnet alles „Rund um die Schnapsherstellung“ transparent zu machen. Mit launigen Worten zog sie die Gäste in ihren Bann. Spannte einen großen Bogen über die Geschichte des 1967 erbauten Struthhofes und erläuterte das wechselvolle Geschehen vom „festen zum flüssigen Korn“. Nicht zu vergessen die Zielsetzung des Struthhofes nur Qualitäts-Naturprodukte zu verwenden. „Getreide, Wasser, Malz und Hefe“ sind die Grundstoffe für die Brennerei. Dazu kommen das gute, weiche Wasser und die richtige „Reifezeit“. Reine Kräuter, Beeren und Wacholder sorgen nach geheimen „Hausrezepturen“ für den hochwertigen Geschmack der Brände, die nach vorgeschriebener Lagerzeit zur Qualität reifen. Zur Verkostung wurden „Wäller Mädchen“, „Räuber“, „Erdbeer-Likör“ und weißer „Kristall-Kümmel“ zum Probieren angeboten.



Aber auch Geschichtliches war zu erfahren und für viele der Besucher neu und bisher unbekannt. Der Struthhof besteht seit 1766. Deshalb ist geplant, zum Jubiläumsjahr 250 Eichen anzupflanzen. Nach der Überlieferung haben die Zisterzienser Mönche das Geheimnis des Schnapsbrennens nach Unnau gebracht. Auch die Flurnamen geben Zeugnis für diese Theorie. „Eiche und Wasser“ sorgen für „Struth“, danach ist auch der Hof benannt. „Ziest“ (kommt von Zisterzienser) ist der Flurnamen und die „obere Wiese“ gehört heute zum Familienbesitz und stammt aus dem damaligen Klostereigentum.

Damit es auch „rund um den Hof“ einladend aussieht, ist ein Panoramagarten angelegt worden. Hier waren einst Sonnenblumen zum Selbstpflücken und derzeit 500 Tulpen eingesetzt und geerntet worden. „Wie kann man 500 Tulpenzwiebeln rationell setzen?“, fragte Marianne Lieber mit einem verschmitzten Lächeln in die Runde. „Ganz einfach, mit einer Kartoffelsetzmaschine“, verriet sie die erfolgreich in die Tat umgesetzte Praxis.

Allein im Raum Unnau gab es einst etwa 20 Schnapsbrennereien. Für die Landwirte eine lukrative Nebeneinnahme. Von den fünf Brennereien, die später im Westerwald die einheitlichen Tonkrüge für Korn (grau) und Kümmel (grün) verwendet haben sind mittlerweile nur noch drei Brennereien aktiv. Und dabei muss man auch darauf achten woher sie kommen. Die Krüge sehen gleich aus, aber der Inhalt unterscheidet sich im Geschmack. (repa)


Lokales: Bad Marienberg & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Bad Marienberg auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
     


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Kultur


Popchor 4joy's feiert 15-jähriges Bestehen mit Jubiläumskonzert in Dierdorf

Dierdorf. Die Mitglieder des Popchors 4joy's bereiten sich auf einen besonderen Tag vor. Ihr 15-jähriges Bestehen wollen ...

Theater in Montabaur: Terror in der Oase

Montabaur. Der Bundeswehrpilot Major Lars Koch widersetzt sich dem Befehl seines Vorgesetzten und schießt die Maschine im ...

"Filmreif-Kino!" in Hachenburg zeigt: "Der Zopf"

Hachenburg. Im Vormittagsprogramm der besonderen Filmreihe von Cinexx Hachenburg und der Westerwälder Kontakt- und Informationsstelle ...

"Chansons de la rose": Geschichten von der Liebe im Kulturkeller Montabaur

Montabaur. Esther Natalie Hock wird dabei einfühlsam am Klavier begleitet von der großartigen Pianistin Seung-Jo Cha. "Ganz ...

Bewerbungsstart für den Deutschen Buchhandlungspreis 2024

Region. Die Gewinner erwartet ein Gütesiegel verbunden mit einem Preisgeld von bis zu 25.000 Euro. Insgesamt stehen für den ...

Landesmusikverband fordert Kulturfördergesetz für Rheinland-Pfalz

Neuwied/Region. Hallerbach sprach von einem "besorgniserregenden Blick" auf die Kulturszene in Rheinland-Pfalz. Er verwies ...

Weitere Artikel


Positive Zwischenbilanz in den Qualitätsbetrieben in Montabaur

Montabaur. Seit Oktober 2014 sind insgesamt 17 Betriebe in der Stadt Montabaur durch Service-Qualität Deutschland zertifiziert. ...

Vorverkauf für "Summer in the City“ in Bendorf hat begonnen

Bendorf. Der legendäre Auftritt beim Eurovision Song Contest machte Guildo Horn berühmt. Nach einer furiosen Performance ...

Mai-Wanderungen des Westerwaldvereins Bad Marienberg

Bad Marienberg. Zur traditionellen Abendwanderung im Mai trafen sich am 19. Mai 28 Wanderfreunde am Fuße des Schorrbergs. ...

Schwerer Unfall auf A3 bei Görgeshausen

Görgeshausen. Die genaue Unfallursache war zum Zeitpunkt der Unfallaufnahme noch nicht zu erfahren. Auch das Alter des Fahrers ...

38. Europäischer Keramikmarkt in Höhr-Grenzhausen steht an

Höhr-Grenzhausen. Auf einer rund 500 Meter langen Marktzone wird beim europäischen Keramikmarkt alles gezeigt, was die Vielfalt ...

Jubiläumsausstellung der Galerie im Uhrturm

Dierdorf. Anlässlich ihres vierzigjährigen Bestehens laden die „Uhrtürmer“ zu einer Jubiläums-Ausstellung mit einer festlichen ...

Werbung