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Nachricht vom 12.01.2016    

„Buchfinken“ machten sich Gedanken über medizinische Versorgung

Nach nur drei Jahren ist der Neujahrsempfang des Senioren- und Kurzzeitpflegeheimes Ignatius-Lötschert-Haus in Horbach und seines Fördervereins schon zu einer kaum noch wegzudenkenden Tradition geworden. Man trifft sich im Buchfinkenland zum Jahresbeginn im Altenheim. Und beschäftigt sich mit einem wichtigen Thema: Diesmal stand die Frage im Mittelpunkt: „Wie sicher ist die medizinische Versorgung auf dem Land?“

Musiker, Referenten, Trägervertreter, Politiker, Heimleitung und der Vorstand des Fördervereins freuten sich gemeinsam über einen gelungenen Neujahrsempfang. Auf dem Stuhl in der Mitte: Otto Koch, der mit 90 Jahren älteste Teilnehmer der Veranstaltung und gleichzeitig Vorsitzender des Heimbeirates im Ignatius-Lötschert-Haus. Fotos: privat.

Horbach. Fazit: Die Rezepte sind ausgestellt, aber die verschriebenen Medikamente wirken noch nicht wie erhofft. Die Frage, wie wir genug Ärzte in den Westerwald locken können, zog sich dabei durch den gesamten Abend.

Die Veranstalter hatten in Form von vier fachkundigen Referenten aus der Region viel Sachverstand eingeladen, um das Thema aus unterschiedlicher Sicht zu beleuchten. Zu Beginn versprach Uli Schmidt als Vorsitzender des Fördervereins und Moderator des Abends den fast 100 Gästen: „Wir begegnen dem schwierigen Thema mit gebotenem Ernst, aber wir wollen den Abend auch mit dem Medikament angenehm gestalten, das am wenigsten kostet und am leichtesten einzunehmen ist: Humor“. So wurde es ein kurzweiliger Abend und nachdem am Ende das überaus gelungene Büfett aus der Küche des Hauses fast bis auf die letzte Leckerei „geplündert“ war, zogen durchweg fröhliche „Buchfinken“ sowie Gäste aus nah und fern nach Hause und ins neue Jahr.

Mitverantwortlich für einen überaus gelungenen Abend war das neu formierte Gitarren-Quartett des Landesmusikgymnasiums in Montabaur unter der Leitung von Volker Höh. In der Besetzung Daniel Bechtel, Marc Nilges, Leon Nierens und Jannik Henkes begeisterten die jungen Männer neben einem Canon und einer Rumba auch mit einer gelungenen Techno-Interpretation.

Vor den ersten wohltuenden Gitarrenklängen dankte Heimleiter Bernd Eberz den vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Haus für deren engagierte Arbeit in Pflege, Betreuung, in Küche, Reinigungsdienst und Verwaltung sowie bei verschiedenen Freizeitaktivitäten. Mit der neu installierten Photovoltaikanlage auf dem Dach der Einrichtung hoffe man künftig bis zu 50 Prozent des verbrauchten Stroms selbst erzeugen zu können.

„Derzeit arbeiten noch 520 Ärzte und Ärztinnen im Westerwaldkreis, doch es werden immer weniger“, stellte Dr. med. Klaus Krämer als Vorsitzender der Kreisärzteschaft Westerwald am Beginn seines kurzen Vortrages fest. Ein Problem sah er darin, dass Mädchen wegen der besseren Abiturnoten schon 70 Prozent der Studienanfänger für Medizin stellen. Zudem hängten zu viele junge Menschen bereits kurz nach dem Studium den Arztkittel dauerhaft an den Nagel.

Als Kaufmännischer Direktor des Klinikums Koblenz-Montabaur stellte Oliver Zimmer klar, dass man auch am Standort Montabaur ein qualitativ hochwertiges und breit aufgestelltes Krankenhausangebot vorhalten will. Ein großes Potenzial sieht er in der Altersmedizin: “Deshalb werden wir in der Kreisstadt am 1. März ein geriatrisches Angebot starten“, so Zimmer.



Über die psychiatrische Versorgung in der Region berichtete Dr. Stefan Elsner als ärztlicher Direktor der Rhein-Mosel-Fachklinik in Andernach. „Die Grundversorgung ist weitgehend gesichert“, so Dr. Elsner, „aber wenn es beispielsweise bei einer Depression um eine zeitnahe Behandlung geht, wird es eng“. Dann gebe es bei nur 17 Fachärzten für 200.000 Einwohner im Westerwaldkreis oft lange und für eine schnelle Genesung schädliche Wartezeiten.

Als letzter Referent hatte Dr. med. Dominic Staudt das Wort, der als für das Buchfinkenland und die angrenzenden Gelbachhöhen zuständiger Hausarzt Land und Leute bestens kennt. Der zunehmende Ärztemangel auf dem Land ist nach seiner Ansicht maßgelblich verursacht durch ein Diktat der Wirtschaftlichkeit, zu viel Bürokratie und eine zu geringe Wertschätzung des Landarztberufes. „Oft kann man mit einem guten Patientengespräch mehr erreichen als mit teurer Medizintechnik“, so Dr. Staudt, der für seinen Beitrag viel Zustimmung erhielt.

Nicht verdrängt wurde in allen Beiträgen das sich abzeichnende ärztliche Nachwuchsproblem auf dem Land. Übereinstimmung bestand zwischen Gastgebern, Referenten und Gästen darin: wir können nicht jede gute Ärztin und jeden guten Arzt in den Westerwald locken, aber wir müssen dafür sorgen, dass unsere schöne Region weiter an Attraktivität gewinnt! Als ein Bespiel wurde der weiche Standortfaktor Kultur genannt.

Obwohl zunächst die kurzfristige Absage von Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler wegen der zur gleichen Zeit angesetzten „Stegskopf-Demo“ in Daaden bedauert wurde, trübte dies die Stimmung nur kurz. Dafür sorgten durchweg gut gelaunte Gäste, zu denen auch MdL Gabi Wieland, Bürgermeister Edmund Schaaf und für die Barmherzigen Brüder zu Montabaur als Träger der Einrichtung der Generalobere Bruder Stephan Geißler zählten. Mit einem Vorschlag für das Thema des Neujahrsempfanges 2017 wurde dann das schon optisch hohe Erwartungen weckende Büfett freigegeben: „Geben ist seliger denn nehmen!“ Dazu sind Ideen für thematische Beiträge willkommen.


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