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Nachricht vom 04.11.2015    

Ohne schnelle Beschäftigung wird die Flüchtlingspolitik scheitern!

Wenn wir es nicht zeitnah schaffen, die Flüchtlinge sinnvoll zu beschäftigen und viele in Arbeit zu bringen, wird die gesamte Flüchtlingspolitik im Westerwald und darüber hinaus scheitern! Darin waren sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines „Westerwald-Dialog Sozial“ zum Thema „Arbeitsmarktintegration von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern im Westerwald – von der Abschottung zur Integration“ einig.

Flüchtlinge wollen und brauchen Arbeit. Fotos: Veranstalter.

Westerwaldkreis. Alle waren dafür, schnellstmöglich eine kreisweite Beschäftigungsgesellschaft für Flüchtlinge zu gründen! Eingeladen dazu hatte das Forum Soziale Gerechtigkeit.

Forumssprecher Uli Schmidt begrüßte dazu im Sitzungssaal der Verbandsgemeinde Selters zahlreiche Interessenten aus dem gesamten Westerwaldkreis, darunter MdL Dr. Tanja Machalet. Er stellte eingangs die Frage, was wir in der Region tun können und müssen, um viele Flüchtlinge schnell in Beschäftigung, Ausbildung und Arbeit zu bringen. „Wenn wir genug in Sprachförderung und Bildung investieren, wird die Integration auch so vieler Menschen gelingen“, war sich der Beigeordnete der VG Selters, Hartwig Scheidt, in seinem Grußwort sicher.

Danach kamen ein Dutzend Menschen zu Wort, die sich in unterschiedlichen haupt- und ehrenamtlichen Funktionen für die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen in der Region einsetzen. Ziel war es, die Erfahrungen dazu in vielen Orten und Projekten des Westerwaldes zusammenzutragen und gemeinsam wirksame Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Als zentrale Voraussetzung wurde von allen Referentinnen und Referenten, neben dem schon begonnenen Abbau bürokratischer Hindernisse, die schnelle Sprachförderung genannt.

So auch von Benjamin Wehbring von der Agentur für Arbeit in Montabaur, der auf eine im Zuge einer „Nofallgesetzgebung“ bis zum Jahresende ermöglichten Finanzierung von Sprachkursen durch die Bundesagentur hinwies. Er zeigte sich erfreut darüber, dass kaum Arbeitsaufnahmen für Flüchtlinge in der Region wegen der „Vorrangregelung“ (also der Bevorzugung von einheimischen Arbeitssuchenden für die zu besetzende Stelle) scheitern. Rene Sehr vom Jobcenter Westerwald, nannte die Anerkennung ausländischer Abschlüsse als wichtige Voraussetzung für eine gelingende Integration in vielen Fällen. Zur angekündigten personellen Verstärkung des Jobcenters wegen der Flüchtlinge konnte er noch keine Angaben machen.

„Derzeit sind bei uns bereits 27 junge Asylanten in Ausbildung und noch kein Ausbildungsverhältnis wurde abgebrochen“, stellte Ursula Westermann von der Handwerkskammer Koblenz fest. Ausbildung stehe absolut im Mittelpunkt der eigenen Bemühungen. Über Praktika, Einstiegsqualifizierung bis hin zu einem Praxisjahr wird auch bei der IHK Koblenz für eine Ausbildung geworben. Dr. Holger Bentz wies auf das Problem hin, dass Flüchtlinge oft praktisch sehr gut sind, aber theoretisch den Anforderungen mangels Sprachkenntnissen nicht gewachsen sind. Um noch gezielter tätig werden zu können, wolle sich die IHK in diesem Bereich personell verstärken.

Ihre Erfahrungen in der Migrationsberatung des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn schilderte Elke Schäfer-Krüger. Man informiere über mögliche Zugänge zum Arbeitsmarkt und versuche für die schutzsuchenden Menschen manche Hürde zu überwinden. „Leider“, so die Beraterin, „scheuen noch zu viele Arbeitgeber den bürokratischen Aufwand bei der Einstellung von Asylbewerbern“. Für die AW0 Rheinland forderte Maruan Patscha als Sozialberater für Migration und Interkulturelle Öffnung bei berufsvorbereitenden Sprachkursen zwischen Akademikern und Nichtakademikern zu differenzieren. Jugendpfarrer Werner Schleifenbaum vom Dekanat Selters forderte auch in diesem Bereich die vielen engagierten Ehrenamtlichen einzubeziehen. Viele von ihnen verfügten über nützliche Erfahrungen und Kontakte Richtung Arbeitsmarkt.



Ein Blick wurde während der Veranstaltung auch auf schon laufende Projekte im Westerwaldkreis gerichtet. Christel Eggert und Sabine Laß-Schwinn stellten das „Kleiderhaus Geben und Nehmen“ in Selters vor, in dem mehrere Flüchtlingsfrauen mitarbeiten und dies zu aller Zufriedenheit beiträgt. Schon sehr lange gibt es den AK Asyl und Integration in Hachenburg-Altstadt, der über Jahre vielfältige Initiativen erfolgreich für Flüchtlinge gestartet hat. So einen Nähkurs, bei dem 40 Nähmaschinen im Einsatz sind, wie Margaret Haas berichtete. Sie zeigte sich enttäuscht darüber, dass eine Vermittlung in Arbeit bei vom AK betreuten Asylbewerbern noch zu oft scheitert.

Auch in Zuständigkeit der Verbandsgemeinden wurden bereits einige Beschäftigungsmöglichkeiten für Flüchtlinge geschaffen. So werden in der VG Ransbach-Baumbach 23 Asylanten in der Pflege kommunaler Grünanlagen eingesetzt. „Der Einsatz der Leute im Bauhof hat sich auf das Stadtbild positiv ausgewirkt“, stellt Thomas Münzer von der Verbandsgemeindeverwaltung fest. Er schilderte jedoch auch die damit verbunden Probleme, beispielsweise den schwierigen Umgang mit stark traumatisierten Menschen.

Nach den vielen Eindrücken zu bereits laufenden Initiativen zur Arbeitsmarktintegration konzentrierte sich die abschließende Diskussion darauf, was konkret in naher Zukunft noch im Westerwaldkreis getan werden muss. Dabei wurden von zahlreichen Teilnehmenden in leidenschaftlichen Beiträgen gefordert, dass Kreis und Verbandsgemeinden mit Unterstützung von geeigneten Partnern aus Arbeitsverwaltung und Wirtschaft sowie Wohlfahrt und Beschäftigungsträgern eine kreisweite Beschäftigungsgesellschaft für Flüchtlinge auf den Weg bringen sollen. Da beispielsweise in allen 192 Ortsgemeinden und Städten im Westerwaldkreis viel ungetane Arbeit warte, seien allein in diesem kommunalen Bereich leicht 500 Stellen zu schaffen, so die Erwartungen.

Uli Schmidt, der auch dem Westerwälder Kreistag angehört, sagte zu, die vorgetragenen Ideen in einem Papier zu formulieren und bei allen Fraktionen des Kreistages für eine Umsetzung zu werben. „Wir müssen beim Thema Beschäftigung schnell das Richtige tun“, so Schmidt, „sonst kriegen wir große Probleme mit der Integration der Schutzsuchenden“. Das sei auch gut für den aufnahmebereiten heimischen Arbeitsmarkt, der dringend Fachkräfte vom Handwerk bis zur Pflege und Gastronomie suche.


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