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Nachricht vom 17.11.2014    

Genossenschaft macht Schule

Am Raiffeisen-Campus in Wirges ist der Genossenschaftsgründer Name und Programm. Das machten die Weyerbuscher Gespräche der Westerwald Bank deutlich. Sozialkompetenz wird am Campus nicht nur groß geschrieben, sondern permanent erarbeitet, Spanisch und Chinesisch stehen auf dem Lernplan. Und direkt ab Klasse fünf natürlich Leben, Werk und Ideen Friedrich Wilhelm Raiffeisens.

Stellten den Raiffeisen-Campus vor: (v. l.) Westerwald Bank-Vorstand Dr. Ralf Kölbach, Dr. Jörn-Peter Kukuk und Martina Düring, Vorstände der Raiffeisen-Campus eG, der stellvertretende Schuleiter Markus Wagner und Schulleiter Bernhard Meffert sowie Markus Kurtseifer, Vorstand der Westerwald Bank. (Foto: Westerwald Bank)

Weyerbusch. Es ist landesweit das erste Privatgymnasium in Trägerschaft einer Genossenschaft, und es ist zudem das einzige Gymnasium, das aus einer Eltern-Initiative entstanden ist: der Wirgeser Raiffeisen-Campus. Mit 37 Schülern - oder Lernern, so der Terminus am zweizügigen Raiffeisen-Campus - startete die Schule im Sommer 2011 den Schulbetrieb als verpflichtende, achtjährige Ganztagsschule. 416 Lerner werden es einmal sein, maximal 26 pro Klasse. Besonders beeindruckend aber ist eine andere Zahl: Seit die Schule ihren Betrieb aufgenommen hat, ist noch keine einzige Unterrichtsstunde ausgefallen. Finanziert wird der Campus unter anderem durch Spenden der Eltern und von Sponsoren.

Wie das alles geht, erläuterte der leitende Gymnasialdirektor Bernhard Meffert im Rahmen der Weyerbuscher Gespräche der Westerwald Bank im Raiffeisen-Begegnungs-Zentrum gemeinsam mit seinem Stellvertreter Markus Wagner und den Vorständen der Raiffeisen-Campus eG, Dr. Jörn-Peter Kukuk und Martina Düring. Ihr Thema: „Bildung genossenschaftlich organisiert - die Idee von Raiffeisen als Grundlage eines neuen Bildungskonzeptes“.

Engagiert und überzeugend machten sie dabei klar, dass Raiffeisen und seine genossenschaftliche Ideen für den Campus mehr sind als die Organisationsform des Schulträgers. „Raiffeisen ist Name und Programm“, machte Meffert deutlich. Die christliche Grundüberzeugung, ökonomisch innovatives Handeln, sozialer Fortschritt, der Kampf gegen Armut, Hunger und fehlende Bildung, die Betonung des Gemeinschaftsgefühls - das alles, so der Schulleiter, der auch dem Kuratorium der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft angehört, finde man im täglichen Leben der Schule. Bereits ab Klasse fünf beginnt ein Raiffeisen-Curriculum, das sich für alle Schuljahre altersgerecht mit dem Leben, Wirken und den Ideen Raiffeisens auseinandersetzt.

„Man muss Denken lehren, nicht Gedachtes“

Zurück zur Namensgebung: Mit dem „Campus“ will man bewusst die Nähe zur Universität aufzeigen, „denn unsere Kinder sollen die Möglichkeit haben, zu studieren“, so Meffert. Absolventen des Raiffeisen-Campus sollen die Gesellschaft aktiv mit gestalten und positiv prägen. Der Gymnasialabschluss verleihe bekanntlich die „Allgemeine Hochschulreife“. Um diese Reife zu erlangen, setze man - frei nach Raiffeisen - auch auf innovative Bildungskonzepte wie eine outcome- statt inputorientierte Ermöglichungsdidaktik, die auch den Lehrkräften zusätzliche Weiterbildungen abverlange. Die Vorbereitung dafür beginnt nicht erst in der Oberstufe, sondern altersgemäß in Klasse fünf, etwa durch ein integriertes und nachhaltiges Methodentrainingskonzept. Da überrascht dann auch nicht, dass politische und ökonomische Bildung hier bereits in den unteren Klassenstufen Bestandteile des Unterrichts sind. „Man muss Denken lehren, nicht Gedachtes“, so die Campus-Macher in Anlehnung an Maria Montessori.



Sozialkompetenz wird am Raiffeisen-Campus nicht nur groß geschrieben, sondern permanent erarbeitet, etwa in Form von mehrtägigen erlebnispädagogischen Ausflügen, um die Gruppendynamik - „Das Wir ist wichtiger als das Ich!“ - zu befördern statt der verbreiteten Ellenbogen-Mentalität; oder beispielsweise in Form von sozialen Aktionstagen wie dem Big Apple Day, bei dem gleich die ökonomische Kompetenz mit geformt wird:Der gemeinsamen Apfelernte folgt die Verarbeitung zu Saft sowie der abschließende Verkauf für den guten Zweck.

Spanisch und Chinesisch auf dem Lehrplan

Und auch das ist eine Besonderheit in der rheinland-pfälzischen Schullandschaft: Ausgehend von der Bedeutung der Weltsprachen Englisch und Spanisch werden sie genau in dieser Reihenfolge ab Klasse fünf und sechs angeboten. Ab Klasse acht folgt Französisch als Alternative zum Wahlpflichtfach Wirtschaft oder Informatik. Und schließlich: „Die neue Weltsprache ist Chinesisch und so bieten wir zusätzlich zur sonstigen Sprachenfolge im Rahmen der Arbeitsgemeinschaften Chinesisch ab Klasse acht an“, so Meffert. Er will im positiven Sinne „Kapitäne ausbilden und keine Matrosen.“ Und keine Frage, auch die so genannte vierte Kulturtechnik, die Medienkompetenz, spielt am Campus eine große Rolle: Elektronische Tafeln, ein hohes Maß an Digitalisierung bis hin zum Online-Klassenbuch, auf das auch die Eltern Zugriff haben, sowie die Integration von Laptops in den Unterricht ab Klasse acht sind Ausdruck modernen Lernens.

Der Weg zum Raiffeisen-Campus, das beschrieb Martina Düring, war nicht vorgezeichnet: Alles begann damit, „dass wir als Eltern gesagt haben: Uns gefällt etwas nicht.“ Das damals existierende schulische Angebot habe nicht überzeugt. Wegweiser, um es besser zu machen, habe man jedoch auch keine gehabt. Durch den Glauben, die Ideen und Kenntnisse vieler Köpfe schließlich habe der Raiffeisen-Campus Gestalt angenommen. Derzeit noch untergebracht in der Wirgeser Realschule plus, steht demnächst der Umzug des Raiffeisen-Campus nach Dernbach an, wo derzeit der frühere Verwaltungssitz eines Unternehmens umgebaut und erweitert wird.

Die Weyerbuscher Gespräch, das wurde deutlich, konnten die schulische Organisation und Ausrichtung längst nicht abschließend beschreiben und diskutieren. Dr. Ralf Kölbach, Vorstand der Westerwald Bank, die den Campus auch finanziell unterstützt, hatte bereits zu Beginn die Einzigartigkeit der Schule dargestellt. Resümierend stellte er fest, „dass der Raiffeisen-Campus mit seinem schulischen Konzept die Herausforderung, die Ideale Raiffeisen in die Gegenwart zu übertragen, beispielgebend umsetzt.“ Und in der Tat: Beispielgebend scheint der Campus ohnehin zu sein, denn Vorstand Dr. Jörn-Peter Kukuk berichtete auch von Anfragen anderer Schulen und Initiativen, die vom Westerwälder Privatgymnasium lernen wollen. (Andreas Schultheis)



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